In Band Fünf der Reihe "Die Magische Insel" begibt sich Einar, der persönliche Forschungsassistent des nordischen Gottes Odin, auf gefährliche Hexenmission. Eine verwitwete Müllerin steht in Verdacht eine Hexe zu sein und wird eingekerkert. Damit ist die Existenzgrundlage ihrer zehn Kinder gefährdet, die sich nun alleine gegen den fremden Müller wehren müssen, der es natürlich auf die Mühle der Familie abgesehen hat.

Gemeinsam mit den Müllerskindern Anna, Martin und Theodor begibt sich Einar nach Mainz. Auch Odins Raben, Hugin und Munin, sind wieder mit dabei. Diesmal müssen jedoch sowohl Einar als auch der Leser auf die Ratschläge der klugen Tiere verzichten. Zu leicht können die sprechenden Vögel nicht wie üblich nur zu Verwirrung führen, sondern den Tod Einars bedeuten. Denn wer sich im ausgehenden 15. Jahrhundert mit Tieren unterhalten kann, konnte nur ein bösartiger Zauberer sein, der verbrannt werden musste. Mühsam versucht Einar die Familie aus der ausweglosen Situation zu befreien. Vorsichtig tastet er sich Stück für Stück an die Lösung des Problems heran. Doch alles gerät wieder ins Wanken, als Munin seinen Schnabel nicht halten kann und damit neues Unheil heraufbeschwört. Am Schluss bleiben nur noch Martin und sein Gottvertrauen. Doch reicht dies, um die Mutter und Geschwister vor den Flammen zu retten?

Als Klischee werden die Hexenverbrennungen immer noch mit dem dunklen Mittelalter in Verbindung gebracht. Doch die Scheiterhaufen loderten besonders oft in der frühen Neuzeit. Wissenschaftlicher Fortschritt wie zum Beispiel der Buchdruck und Erweiterung der Erlebnis- und Erfahrungswelt des Menschen insbesondere durch die Entdeckung Amerikas durch Kolumbus, sind die Meilensteine, die mit dem Hexenwahn zeitlich einhergehend stattfanden. Beides wird vom Autor in der Erzählung angesprochen. So nähert er sich dem Thema einerseits durch nüchterne Darstellung der Fakten, aber auch über die Gefühlswelt der damaligen Menschen. In diesem Band steht weniger Einar als vielmehr die Kinder der Müllerin mit all ihren Ängsten und Sorgen im Mittelpunkt. Wie von den anderen Büchern dieser Reihe gewohnt reihen sich die Zeichnungen von Almud Kunert hervorragend ins Gesamtbild. Die sachliche Zusammenfassung in Form eines Briefes hätte diesmal auch entfallen können, so gut sind diese Informationen schon in anschaulichen Bildern in der Geschichte verwoben.

Fazit: Ein dunkles Kapitel in der Geschichte der Menschheit wird in diesem Jugendbuch geschildert. Thilo versteht es einerseits sehr sachlich das heikle Thema zu schildern und doch auch Emotionen beim Leser zu wecken, was sehr schön ist. Denn in die damaligen Verhältnisse kann man sich nur einfühlen, mit dem Verstand werden wir wohl nie begreifen, wie und warum es zum Hexenwahn kam.