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Woher beziehen kreative Persönlichkeiten wie Maler und Komponisten ihre Inspiration? Sicher spielt dabei auch ihre unmittelbare Umgebung eine Rolle, ihr Wohnort, ihre Wohnung selbst.
In diesem Buch stellt Peter Braun neun bedeutende Komponisten aus dem deutschsprachigen Raum vor und erstellt Biografien, die auch die Aufenthaltsorte der Künstler einbeziehen. Bei den porträtierten Komponisten handelt es sich um Georg Friedrich Händel, Wolfgang Amadeus Mozart, Joseph Haydn, Ludwig van Beethoven, Franz Liszt, Richard Wagner, Clara und Robert Schumann in einer gemeinsamen Kurzbiografie, Johannes Brahms und Johann Strauß, den Walzerkönig.
Fünf von ihnen haben mindestens einen bedeutenden Teil ihres Lebens in Wien zugebracht, zum Teil jedoch zu ganz unterschiedlichen Zeiten, mit sehr verschiedenen politischen Konstellationen. Zu ihnen gehört Mozart, zunächst als Wunderkind in Europa unterwegs und dann erstickend im für das Genie zu engen Salzburg, später in Wien freilich immer wieder unterschätzt und übergangen. Da wären Haydn, fast schon Sklave seines Fürsten Esterházy, und Beethoven, der ertaubende Gigant, Brahms, den die geliebte Musik von anderen engen Bindungen abhielt - mit Ausnahme jener zu Clara Schumann -, und Johann Strauß, ein verhinderter Revolutionär.
Nicht minder interessant sind freilich die Lebenswege von Händel und vor allem Wagner, jenem von Größenwahn befallenen und von Schulden geplagten Genie, dessen Schicksal sich in Bayreuth erfüllen sollte, und der Schumanns, schwierige Persönlichkeiten in einer schwierigen Zeit. Franz Liszt nicht zu vergessen, der sich vom umschwärmten Virtuosen in einen mehr oder weniger schlichten Abbé verwandelte.
Neun solche Biografien auf rund zweihundert Seiten unterzubringen, dazu gehört einiger Mut und vor allem die Fähigkeit, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Entsprechend kompakt, gedrängt fallen die Lebensbilder aus: Der Autor bietet sehr viel Information auf wenig Raum, allerdings ohne in einen zu trockenen Stil zu verfallen.
Die wechselseitige Beeinflussung zwischen den Komponisten und ihren Häusern kommt allerdings in den meisten Fällen zu kurz; zu den Ausnahmen gehört Richard Wagners "Haus Wahnfried", das recht genau beschrieben wird. Zwar finden sich viele Fotos, Stiche und andere Abbildungen von Komponistenhäusern und ihren Interieurs, doch geht der Autor nur selten auf die Ausgestaltung ein, wie man es aufgrund des Titels erwarten würde. Es ist der Einfluss der Städte, in denen sich die Komponisten längere Zeit aufhielten, und der dort Regierenden, dem in diesem Buch nachgespürt wird. Manchmal zeigt sich die erdrückende Dominanz der Herrscher auf sehr eindringliche Weise, etwa bei Mozart und Haydn, weniger zum Beispiel bei den Schumanns.
Etwas störend wirken ein paar Ungenauigkeiten, beispielsweise die falsche Herleitung des eingefügten, ungarisierenden "z" in Franz Liszts ursprünglich deutschen Nachnamen, und bisweilen eine Abneigung gegen den Konjunktiv. Auch wird nicht jeder Leser Gefallen an dem manchmal bewusst gehetzten Stil finden: Wer es ruhiger und ausführlicher mag, muss dann doch zu Monografien greifen. Lesern, die keine Scheu vor inhaltlicher Dichte haben, oder denen Zeit und Muße für einzelne Biografien fehlt, ist dieses Buch hingegen zu empfehlen, das mit interessanten Details nicht geizt.
Wenn also den Häusern der Komponisten in diesem Buch auch weniger Beachtung zukommt, als man aufgrund des Titels annehmen möchte, so handelt es sich doch um ein gut gelungenes Buch über neun bedeutende Tonschöpfer, die Orte, an denen sie lebten, den geschichtlichen Kontext ihres Schaffens und die Persönlichkeiten, mit denen sie in Kontakt standen.