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David Lloyd wurde vor allem mit seiner Arbeit an dem fulminanten Comic-Meisterwerk "V for Vendetta" gemeinsam mit Alan Moore bekannt. Der vorliegende Comic "Kickback" ist eine Soloarbeit des Zeichners und erzählt eine Kriminalgeschichte über einen korrupten Cop, der sich aus der Spirale von Gewalt und Illegalität befreien will.
Joe Canelli liegt schon lange nichts mehr an Rechtschaffenheit und Recht und Ordnung. Er ist, wie viele seiner Kollegen, sogar seine Vorgesetzten, korrupt und geldgierig geworden. Die Polizei arbeitet mit den Kriminellen der Stadt zusammen, damit auch nur ja jeder ein Stück vom Kuchen abbekommt.
Doch immer wiederkehrende Alpträume von einer Begebenheit aus seiner Kindheit, die Ermordung mehrerer Drogendealer und eine anonyme Hetzjagd auf Polizisten rütteln Canelli endlich wach. So kann es nicht weitergehen. Er beschließt, aufzuräumen - in seinem Leben und in der Stadt. Während seine Freundin herauszufinden versucht, was in Canellis Leben für diese Alpträume verantwortlich ist, macht sich Canelli daran, den einzigen Zeugen der Morde zu beschützen. Hilfe kann er keine erwarten. Nur eine sensationslüsterne Reporterin erklärt sich bereit, ihm unter die Arme zu greifen
aber ob das reicht?
Düster, verwaschen und hoffnungslos präsentiert sich "Kickback". Sympathieträger gibt es in dem sehr distanziert angelegten Comic nicht. Weder durch Gedankenblasen noch durch längere Unterhaltungen kommt der Leser näher an Lloyds Figuren heran. Lediglich Canelli als Protagonist bekommt durch seine Alpträume mehr Spielraum und sogar eine gewisse Entwicklung zugestanden; aber gerade die Zeichnungen machen es schwer, wirklich mit ihm mitzufiebern. Die Anonymität der übrigen Figuren zieht sich bis zum Schluss; einzelne Namen tauchen zwar auf, aber ein wirkliches Bild bekommt man dadurch nicht.
Die beiden Handlungsstränge - einmal die Träume und die Suche nach der Wahrheit, die dahinter steckt, zum anderen die Jagd nach den Mördern - haben im Grunde nichts miteinander zu tun. Theoretisch hätte Lloyd auf die Träume verzichten können, wären sie nicht das einzige Mittel, seinem Protagonisten Menschlichkeit zu bescheinigen. Dennoch enttäuscht diese doch arg simple Darstellungsweise.
Dass Lloyd es trotz seines offensichtlichen Talents nicht schafft, mit diesem Comic wirklich zu fesseln, enttäuscht. Komplexe Handlungsstrukturen bleiben nur angedeutet, der letzte Sprung in die Tiefe fehlt.
Dennoch unterhält "Kickback"; vor allem die Zeichnungen sind, wenngleich gewöhnungsbedürftig und nicht jedermanns Geschmack, dunkel und stimmungsvoll. Es bedarf nur weniger Hintergründe, um eine Situation im passenden Rahmen darzustellen, die wenigen Dialoge - ganze Seiten kommen ohne Text aus - sind mal nachdenklich, beinahe philosophisch, dann wieder wechseln sie in einen prägnanten, realistischen Stil, der gefällt.
Licht und Schatten wechseln sich in David Lloyds düsterem Comic "Kickback" ab, zumindest was Inhalt und Ausarbeitung anbelangt. Distanzierte Charaktere und ein schwacher zweiter Handlungsstrang stehen tollen Dialogen und einer ansprechenden Optik gegenüber. Fans des Zeichners können aber bedenkenlos zugreifen.