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So, genau so muss sich eine Space Opera in den Händen anfühlen: üppig, wuchtig, das alles mit einem verheißungsvollen Cover (Bild: Stephan Martiniere), einem fünfseitigen Personenverzeichnis und einem grandiosen Titel: Die Krieger der Stille, oder auf französisch: Les guerriers du silence. Denn Pierre Bordage, der Autor dieses voluminösen Romans, ist Franzose, und der Auftakt seiner dreibändigen Space Opera in seiner Heimat ein absoluter Renner.
Worum geht es auf den siebenhundertfünfzig Seiten, die der Heyne Verlag dem erwartungsvollen Leser in die Hände drückt? Erzählt wird ein klassisches Szenario, wie man es wohl eher in einem Fantasyroman erwarten dürfte. Die Naflinische Konföderation - ein gigantisches Sternenreich, das unzählige von Menschen besiedelte Planetensysteme umfasst - droht von den psionisch begabten Scaythen übernommen zu werden. Die monarchische Herrscherfamilie wurde bereits unterwandert, und auch die monolithische "Kirche des Kreuzes" steht auf der Seite der Scaythen, die mit reiner Gedankenkraft ihre Feinde aushorchen, beeinflussen oder gar töten können. Ihnen stehen nur noch die Krieger der Stille entgegen, ein rätselhafter Ritterorden, der sich nun gegen die tückische Machtergreifung zur Wehr setzt. Der junge Reisebüroangestellte Tixo Oty, der sich unvermittelt die Scaythen zu Feinden macht, soll bald einer von ihnen werden. Doch die Krieger der Stille sind unter sich zerstritten, und die Zeit drängt ...
Diese geraffte Inhaltsangabe zeigt natürlich auf, in welche Kerbe Pierre Bordage schlagen möchte: Dune, Star Wars, Hyperion-Gesänge. Die starken Anleihen bei den genannten Werken und beim europäischen Mittelalter verleihen der Saga tatsächlich Flair; hinzu kommen die raffinierten Intrigen der Scaythen und die farbenfrohen Kulissen. Das mag nun alles nicht sonderlich originell sein, aber es funktioniert im wahrsten Sinn prächtig. "Die Krieger der Stille" bleibt bis zur letzten Seite spannend, auch wenn freilich in diesem Band erst die Weichen für den Konflikt gestellt werden. Nur in der Mitte zieht sich der Roman etwas, und Tixo Otys Eingliederung in die Ritterschaft hätte ruhig etwas zackiger verlaufen können. Trotzdem: ein sehr gelungener Auftakt zu einer bunten Space Opera, der sich gut liest und sich insgesamt sehr europäisch anfühlt. Außer in den Händen - da liegt Bordages Werk ebenso üppig und schwer wie seine amerikanischen Vorbilder.