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Wer erst in den letzten Jahren angefangen hat, die Bücher von Stephen King zu lesen, wird "Brennen muss Salem" vielleicht noch gar nicht kennen, schließlich ist das Datum der Erstveröffentlichung schon mehr als dreißig Jahre her. "Salems Lot" war eines der ersten King-Bücher und vielleicht das Buch, das ihn am stärksten auf das Horrorgenre festschrieb. Was passiert, wenn Dracula eine brave Kleinstadt in Maine heimsucht?
Ben Mears ist Schriftsteller, hat in seiner Kindheit ein paar Jahre bei seiner Tante in Jerusalems Lot verlebt und kommt nun in diese Stadt zurück - er will ein Buch schreiben über das unheimliche Marstenhaus, das über der Stadt thront und eine dunkle Vergangenheit hat. Ben lernt Susan kennen und verliebt sich in sie, und alles könnte so schön sein, wären da nicht die seltsamen Vorkommnisse: Ein Hund wird massakriert am Zaun eines Friedhofs hängend gefunden, ein Junge verschwindet, dessen Bruder stirbt bald darauf offenbar an Blutarmut. Das Marstenhaus ist wieder bewohnt, und die neuen Besitzer sind irgendwie unheimlich.
Marc wird von seinem leider toten Freund Danny besucht und wehrt ihn nur in letzter Not ab. Im Haus vom alten Highschool-Lehrer Matt Burke stirbt ein ehemaliger Schüler, doch Matt hört kurz zuvor, wie sein Schüler jemanden ins Haus lädt, und dann hört er ein Saugen und Schmatzen ...
Gemeinsam gehen Ben, Susan, Mark, Matt und dessen Arzt Jimmy auf Vampirjagd ...
Stephen King hat nicht nur den Vampirmythos mit all seiner Bösartigkeit - hier sind Vampire eher nicht die ätherischen Wesen wie bei Anne Rice - in die Siebziger Jahre transferiert, er bemüht sich auch sprachlich immer wieder um den Stil der Gothic Novels. Oft gerät er ins Schwärmerische, Poetische, leider manchmal auch Belanglose. Aber das sind nur Zwischenkapitel, meistens brilliert King mit dem, was er am besten kann, mit großartigem Erzählen. Er baut den Mikrokosmos einer nicht besonders erfolgreichen kleinen Stadt genüsslich mit all ihren netten und nicht so netten Schwächen auf und zerstört diesen Mikrokosmos mit noch mehr Genuss. Nebenbei ist die Geschichte der Protagonisten auch noch sauspannend, auch wenn man eigentlich schon weiß, wer überleben wird. "Brennen muss Salem" - übrigens kein wirklich gelungener deutscher Titel - ist sicher nicht Kings bestes Buch, aber eines seiner außergewöhnlichsten, so klassisch kommt es daher, so stark sind die Charaktere gezeichnet, und wie so oft ist das Setting so gelungen. Vampire als die Monster, die sie ursprünglich waren, sind kaum je so großartig in Erscheinung getreten wie in diesem Roman.
17 CDs! So richtig schmal ist auch dieses Buch von King nicht, und Jürgen Kluckert, bekannt als Synchronstimme von Morgan Freeman, hat einen wahren Lesemarathon vollbracht. Dass dieser Lesemarathon auch noch richtig gut geworden ist, Kluckert dem Buch und der Sprache Kings eine sehr eigene Interpretation und Note angedeihen lässt, kommt zur Freude eines Hörbuchfans noch hinzu. Er beherrscht das weiche Erzählen ebenso wie den ausdrucksstarken Dialog, chargiert nicht unnötig, drängt sich nicht auf, gerät aber auch nicht zu sehr in den Hintergrund. Kleine Manierismen werden bald zu gewohnten Hörbildern, man kann wirklich eine geraume Zeit mit den Herren Kluckert und King verbringen, sich bald ganz und gar in diesem Hörbuch zu Hause fühlen.
Ohne Umschweife ist dieses Hörbuch nur zu empfehlen. Ein außergewöhnliches Hörgemälde, allerdings in manchen Momenten ein Hörgemälde für Menschen mit guten Nerven, ein tolles Novemberhörbuch zum Unter-der-Decke-Verstecken.