Der irische Schriftsteller Oscar Wilde hat zahlreiche Werke verfasst, die heute als Klassiker der englischen Literatur gelten, und ist besonders für seinen ironischen und spitzzüngigen Humor sowie seine kritische Auseinandersetzung mit Oberschicht und Adel bekannt geworden. Eine seiner berühmtesten Erzählungen - und gleichzeitig der einzige von ihm verfasste Kriminalfall - ist die Geschichte "Lord Arthur Saviles Verbrechen".

Auf einem ihrer Empfänge stellt Lady Windermere ihren Gästen jenen älteren Herrn vor, der ihr seit Kurzem das Schicksal aus den Handlinien abliest. Der junge Lord Arthur Savile, der bei Lady Windermeres Ausführungen über das grandiose Können Mr. Podgers’ nur lächeln kann, muss nicht lange gebeten werden, seine Hand für eine Kostprobe zur Verfügung zu stellen. Doch ein kurzer Blick reicht aus, um Mr. Podgers erschrocken vor Lord Arthur zurückweichen zu lassen. Als dieser ihn schließlich zur Rede stellt, sagt der Chiromant ihm, dass er - Lord Arthur - einen Mord begehen werde. War er anfangs noch ungläubig, so sieht sich Lord Arthur nun außerstande, seine Verlobte Sybil zu heiraten, bevor diese Angelegenheit geklärt ist. Er beschließt, seinem Schicksal ein wenig auf die Sprünge zu helfen, und beginnt damit, nach einem geeigneten Opfer Ausschau zu halten. Doch bei allem Pflichtbewusstsein: Einen Mord zu begehen erweist sich als komplizierter als erwartet ...

Von der ersten Minute an vermag Oscar Wilde den Hörer in den Bann seiner Erzählung zu ziehen, die durch etliche pointierte Bemerkungen und Äußerungen schon zu Beginn kennzeichnend für den Humor des irischen Schriftstellers und Dramatikers ist. Dieser ironische Humor geht - wie man es von Wilde nicht anders gewöhnt ist - vornehmlich auf Kosten des altenglischen Adels und die damalige Gesellschaft und sorgt damit dafür, dass "Lord Arthur Saviles Verbrechen" seinem Hörer beinahe durchgängig ein amüsiertes Schmunzeln ins Gesicht zaubert. Hinzu kommt die einfallsreiche Handlung der Erzählung, die durch zahlreiche Pointen, Wendungen und Überraschungen bis zum Schluss nicht an Spannung verliert.
"Eine Studie über die Pflicht" ("A Study of Duty") lautet der Untertitel dieser Erzählung Wildes, wie man als Hörer aus einem sehr interessanten und aufschlussreichen Text erfährt, der - neben einem kurzen Essay über das Leben des Schriftstellers - im Booklet abgedruckt wurde. Und genau das ist "Lord Arthur Saviles Verbrechen": eine gesellschaftskritische und dabei sehr amüsante Betrachtung über den Einfluss übertriebenen und bizarren Pflichtbewusstseins.
Dass die vorliegende Produktion zu einem rundum gelungenen Hörgenuss wird, ist sicherlich auch Philipp Schepmann zu verdanken, der Oscar Wildes Erzählung herausragend interpretiert und die Pointen der Geschichte genau auf den Punkt zu bringen weiß. Mit seiner weichen und doch kräftigen Stimme gelingt es ihm, die Figuren Wildes für den Hörer lebendig werden zu lassen und ihnen akustische Tiefe zu verleihen. Auch die Musik- und Geräuschkulisse, durch die die Sprecher der Stimmbuch Literatur-Reihe unterstützt werden, kann ein weiteres Mal überzeugen.

Fazit:
"Lord Arthur Saviles Verbrechen" ist eine wundervolle Erzählung, die sich durch pointierten Humor und eine herrlich überzogene Handlung auszeichnet und von Sprecher Philipp Schepmann hervorragend interpretiert wird. Eine rundum gelungene Produktion also!