Phil Gordon ist nicht der größte Star des Pokers, aber ein sehr erfolgreicher und durch die Fernsehsendung "Celebrity Poker Showdown" auch recht bekannter Pokerprofi. "Die Strategien der Pokerstars" ist unter Pokerspielern besser unter dem Originaltitel "Phil Gordon’s Little Green Book" bekannt und auch wenn es nicht gar so klein ist, ist es auch in deutscher Auflage grün eingeschlagen.

Nach eigener Aussage will Gordon in diesem Buch dem Leser seine eigene Spielweise bei der Pokervariante No Limit Texas Hold’em näher bringen - ohne dabei seine Spielweise als die einzig wahre und mögliche darzustellen. Er beginnt bei den Pokerwahrheiten, die so fest stehen, dass man sie kaum leugnen kann. Da gehören Weisheiten wie David Sklanskys geniales Pokertheorem genauso zu wie die Tatsache, dass man nicht der beste Spieler am Tisch sein muss, um zu gewinnen, da gehören die wichtigsten Fehler zu, die manche Spieler machen, oder das Prinzip, dass im Schnitt das Geld an einem Tisch immer im Uhrzeigersinn fließt.
Dann kommen Kapitel, die sich um das Spiel vor dem Flop, nach dem Flop, Turn und River drehen, also zu jeder Bietrunde ein Kapitel. Darin ist Gordon allerdings längst nicht so systematisch wie seine Kollegen Dan Harrington oder David Sklansky, dennoch hat er jede Menge interessanter Konzepte zu bieten. Manche stimmen mit den Weisheiten anderer Pokergötter überein, andere sind neu und manchmal konträr zu anderen Systemen. Es gibt nun mal nicht einen richtigen Pokerstil.
Nachdem Gordon nun jede Menge über seine Entscheidungen am Pokertisch erzählt hat, geht er noch ein bisschen in die Randgebiete des Pokers, die aber auch ausschlaggebend sein können. Da geht es um Tells, also die Möglichkeiten, sich zu verraten, und um Turnierstrategien und dann folgt etwas, das im Poker wichtiger ist, als man gemeinhin glauben wird: Ein Kapitel über Mathematik, in dem es um Prozentrechnung und Wahrscheinlichkeiten geht.
Dann folgt die Psychologie, die wichtiger ist, als man glaubt, spielen doch manche Profis eigentlich nur ihre Gegner und nicht ihre Karten. Der Rest sind zusammengewürfelte Anmerkungen, da geht es um Sonnenbrillen und davon, dass man beim sprichwörtlichen Fisch - einem schwachen Spieler - nicht an die Scheibe des Aquariums klopfen sollte, und um vieles mehr.
Am Ende stehen dann Profile einiger Pokerstars wie Gus Hansen, Phil Hellmuth jr., Chris "Jesus" Ferguson und vieler mehr. Wie spielen sie, was ist ihr Erfolgsrezept?

Dieses kleine grüne Buch ist sicherlich nicht sinnlos oder schlecht geschrieben, aber so richtig zwingend klar macht Phil Gordon seine Standpunkte nicht. Er schreibt unterhaltsam, bringt viele Wahrheiten an den Leser, aber manches bleibt auch ein bisschen beliebig, für manches fehlt die wirklich vollständige Begründung. Phil Gordon hat zweimal die World Poker Tour gewonnen und da stellt sich die Frage nicht, ob er was zum Thema Poker zu sagen hat, besonders der Bereich der Psychologie ist sehr interessant, da relativiert sich die Kritik auch gleich wieder, nur im Vergleich mit Sklansky und Harrington fehlt ein bisschen was an analytischer Qualität und mathematischer Begründung, oder einfacher gesagt, an theoretischer Tiefe.
Keine Frage, wer ein wirklich guter Pokerspieler werden will, der sollte alles Wissenswerte lesen, was über Poker geschrieben wurde, und da gehört dieses Buch durchaus zu. Es gibt bessere, aber Phil Gordon weiß eben auch viel und auch gute Spieler werden das eine oder andere Konzept finden, über das sie nachdenken werden. "Die Strategien der Pokerstars" ist kein Buch für Anfänger, sondern eher eine Erweiterung, wenn man die Klassiker schon durch hat. Eine Erweiterung und sicher auch eine Empfehlung.