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Tagungen von Geisteswissenschaftlern wie Politologen oder Historikern scheinen wahrlich kein Zuckerschlecken zu sein. Es gilt, seinen Vortrag vorzubereiten, sich mit den anwesenden Kollegen und den Größen des Fachgebietes in Diskussionen zu schlagen und am Ende seinen Beitrag aufzuarbeiten und einzureichen, damit dieser dann veröffentlich werden kann.
Die Beiträge aus dem vorliegenden Buch wurden anlässlich einer Konferenz der Bertelsmann Stiftung oder des Centrums für angewandte Politikforschung (CAP) mit dem Titel "Europäische Identität - aber wie?" verfasst.
Den Autoren geht es dabei darum, den Sinn für die politische Relevanz einer europäischen Identität zu schärfen. So gliedert sich das Buch in drei thematische Schwerpunkte: Identität sehen, wollen und stärken.
In ersten Teil "Identität sehen - das spezifisch Europäische" finden sich drei Beiträge, darunter welche von den beiden Herausgebern.
So Werner Weidenfelds Beitrag "Reden über Europa - die Neubegründung des europäischen Integrationsprojektes", gefolgt von Julian Nida-Rümelins Aufsatz "Europäische Identität? - Das normative Fundament des europäischen Einigungsprozesses". Abgeschlossen wird dieser Schwerpunktbereich mit einem Beitrag von Jürgen Kocka, "Europäische Identität als Befund, Entwurf und Handlungsgrundlage".
Der zweite Teil des Buches trägt den Titel "Identität wollen - Herausforderungen für die Europäische Union". Hier findet der Leser vier Artikel, angefangen mit dem von Wolfgang Schmale, "Eckpunkte einer Geschichte Europäischer Identität", gefolgt von "Europäische Politik und europäisches Bewusstsein" von Josef Janning und Micheal Weigls Beitrag "Identität zweiter Klasse - Vom Unwillen, Europas Selbstverständnis zu denationalisieren". Abgeschlossen wird dieser Teil durch den Beitrag von Jochen Roose "Die Identifikation der Bürger mit der EU und ihre Wirkung für die Akzeptanz von Entscheidungen".
Der dritte Teil des Buches trägt den Namen "Identität stärken - Strategien einer europäischen Identitötspolitik" und kann sogar mit fünf Artikeln aufwarten.
Angefangen mit einem Beitrag von Thomas Meyer mit dem Titel "Die Stärkung der sozialen Dimension: Auf dem Weg zu einer politischen Identität der EU", geht es weiter mit dem Aufsatz von Bettina Thalmaier "Möglichkeiten und Grenzen einer europäischen Identitätspolitik" und Eva Feldmann-Wojtachnias "Über die Rolle von Bildung und bürgerschaftlichem Engagement für eine europäische Identitätskonstruktion". Es folgt "Die Europäische Union als Verfassungsgemeinschaft? Option und Gefahren konstitutioneller Identitätspolitik" von Achim Hurrelmann. Den Abschluss dieses Teils bildet der Beitrag von Claire Demesmay "Chancen und Heruasforderungen einer europäischen Zivilgesellschaft."
Obwohl hinter jedem der Beiträge ein Literaturverzeichnis folgt, gibt es im Buch noch eine Auswahlbibliographie, ebenso wie ein Autorenverzeichnis. Dies kommt natürlich Lesern zugute, die sich tief greifender mit dem Thema beschäftigen wollen und nach passender Literatur suchen oder nach Möglichkeiten, auf weitere zu stoßen.
Die einzelnen Texte sind fachlich anspruchsvoll und stilistisch sehr unterschiedlich, dabei doch gut zu lesen. Durch die verschiedenen Aufsätze zu einem Themenkomplex bekommt der Leser die Chance, auf ein Problem oder einen Sachverhalt aus verschiedenen Blickpunkten zu blicken und hat so die Möglichkeit, eine möglichst objektive Meinung zum Thema zu bilden.
Wer sich für das Thema europäische Identität oder Integration interessiert, wird immer wieder auf Namen wie Werner Weidenfeld, Thomas Meyer oder Jürgen Kocka stoßen (um nur einige zu nennen). All diese Autoren in einem Band vereint zu haben, ist dementsprechend besonders reizvoll. Das es sich um einem so aktuellen Band handelt, geradezu unbezahlbar. Zudem überzeugt die Qualität des Bandes vollkommen und Studenten und Wissenschaftler haben die Möglichkeit, auf weiterführende Literatur zum Thema zu stoßen.
Jeder, der mit dem Thema "europäische Identität" arbeitet, sollte hier zugreifen. Das Buch mag nicht das preiswerteste auf dem Markt sein, aber die Anschaffung lohnt sich.