Ihr Interesse für Japan, für seine Sprache, seine Schrift, seine Menschen und seine Landschaften war es, das die heute in Australien lebende Autorin Lian Hearn dazu veranlasste, eine Welt und Charaktere zu erschaffen, die sich an dieses faszinierende Land anlehnen. Entstanden ist dabei "Across the Nightingale Floor", das Leser und Kritiker auf Anhieb begeistern konnte. Bereits 2004 erschien bei Hörbuch Hamburg eine gekürzte Lesung zu "Das Schwert in der Stille" - wie der erste Band um den "Clan der Otori" auf Deutsch heißt -, die nun, im August 2007, im Hörbuch-Hamburg-Label Silberfisch neu aufgelegt wurde.

Einem glücklichen Zufall ist es zu verdanken, dass der junge Tomasu gerade außerhalb seines Dorfes ist, als dieses von bewaffneten Reitern angegriffen und zerstört wird; Überlebende gibt es - außer Tomasu - keine. Tomasu erkennt in einem der Schlächter Iida Sadamu, den Lord des Tohan-Clans, und bringt dessen Pferd zu Fall. Verfolgt von den Häschern Iidas flieht er und wird von Otori Shigeru gerettet, einem Lord des Otori-Clans, der mit den Tohan im Clinch liegt. Shigeru schließt Tomasu so sehr ins Herz, dass er ihn als Sohn adoptieren möchte. Unter dem Namen Takeo wird der Junge so ein Mitglied der Otori-Familie.
Doch Shigerus Onkel stellen eine Bedingung für die Adoption Takeos: Er - Shigeru - muss sich im Gegenzug damit einverstanden erklären, das Mädchen Kaede Shirakawa zu heiraten, um so den Frieden zwischen Otori und Tohan wieder herzustellen. Shigeru willigt zwar ein und macht sich zu dem Ort auf, an dem die arrangierte Hochzeit stattfinden soll, doch er hat nicht vor, die Abmachung einzuhalten. Gemeinsam mit ihm reisen Takeo und dessen Lehrer Muto Kenji, ein Mitglied des "Stammes". Wie sich herausstellt, trägt auch Takeo das Blut des Stammes in sich, und er hat besondere Fähigkeiten: Er verfügt nicht nur über ein unglaublich gutes Gehör, er kann auch ein echt erscheinendes Abbild von sich erzeugen und Gegner damit irritieren. Nicht nur der Stamm würde diese Fähigkeiten gerne für sich nutzen, auch Lord Otori Shigeru hat seine Pläne mit Takeo ...

Mit "Das Schwert in der Stille" ist der Autorin Lian Hearn ein ruhiges, intensives Werk gelungen, dem bis heute drei Fortsetzungen - "Der Pfad im Schnee", "Der Glanz des Mondes" und "Der Ruf des Reihers" - gefolgt sind. Behutsam erzählt sie die tiefgehende und oftmals emotionale Geschichte des Jungen Takeo, der mit ansehen muss, wie seine Familie und Freunde ermordet werden, und des Mädchens Kaede, das sich innerlich zu gern gegen das Patriarchat ihrer Gesellschaft auflehnen würde und bewundernd zu der eigenständigen Maruyama Naomi - der langjährigen Liebhaberin Shigerus - aufschaut. Abwechselnd lässt Lian Hearn hierbei die Erlebnisse Otori Takeos aus seiner Sicht und die Kaede Shirakawas aus Sicht eines auktorialen Erzählers berichten. Getrieben wird die Geschichte von den Rachegedanken Takeos und Lord Shigerus, dennoch kann sich die Handlung nur langsam entfalten und zieht sich durch ihre langen Kapitel stellenweise in die Länge.
Dazu tragen leider auch die Sprecher bei. Zwar ist die Idee, Takeos Erzählung von August Diehl und Kaedes Eindrücke von Marlen Diekhoff sprechen zu lassen, durchaus lobenswert, doch beide Sprecher vermögen es nicht, ihren Figuren individuelles Leben einzuhauchen und verzichten auf jegliche Nuancierung ihrer Stimmen. Dadurch fehlt es der Hörbuchproduktion zu "Das Schwert in der Stille" schlichtweg an Lebendigkeit und akustischer Abwechslung.

Fazit:
"Das Schwert in der Stille" ist eine intensive und in sich sehr stimmige Geschichte, die sich aber leider allzu sehr auf die Beschreibung der Vorgänge in den Köpfen Takeos und Kaedes beschränkt und dabei die physische Handlung ein wenig vernachlässigt. August Diehl und Marlen Diekhoff interpretieren den Text ruhig und sicher, aber ohne große stimmliche Vielfalt oder Abwechslung.