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Die "Harrington on Holdem-Reihe gehört neben dem Super-System von Doyle Brunson und der "Theory of Poker" von David Sklansky zu den Büchern, die man im Bereich Poker gelesen haben muss. Da nun im Zuge der Pokerwelle viel gute Pokerliteratur auch in deutscher Sprache vorliegt, muss natürlich auch "Harrington on Holdem" in deutschen Buchhandlungsregalen stehen. Im zweiten Teil geht es um das Endspiel, darum, wie man spielen sollte, wenn nur noch wenig Spieler am Tisch sitzen und natürlich um das Heads-Up, die Konfrontation zweier Spieler.
Es beginnt alles mit dem, was viele Anfänger als den Mittelpunkt des Pokers betrachten, mit allen Formen von Täuschungsmanövern. Allerdings ist der Bluff zwar auf der einen Seite ein notwendiges Mittel für jeden guten Pokerspieler, andererseits eine Waffe, die mit viel Können eingesetzt werden muss. Eigentlich hätten die Täuschungsmanöver in den ersten Band gehört, aber der wurde zu dick, und deswegen eröffnen sie den zweiten.
Dann gibt es "Wendepunkte" und "Multiple Wendepunkte": Was ist zu beachten, wenn man nicht mehr viele Chips hat, wie muss man seinem Stack, seinem Chipstapel, entsprechend weiterspielen, wenn es um die Wurst geht, und warum muss ich auch noch die Stapel der anderen Spieler im Auge behalten?
Zusätzlich werden auch noch die geheimnisvollen Buchstaben "M" und "Q" ins Gespräch gebracht. Rechnerische Größen, mit denen man seinen Stack mit den Blinds und der Turnierstruktur vergleichen kann.
Dann geht es um Tische mit weniger als neun der zehn Spielern, die üblicherweise an einem vollen Tisch sitzen. Hier geht es um die prinzipielle Shorthanded-Strategie und natürlich auch darum, wie man sich in Bezug auf Q und M in solchen Situationen verhält.
Alles gipfelt im Heads-Up, in einem quasi ganz neuen Pokergefühl, denn hier werden schlechte Karten zu Granaten und gute verlieren ein bisschen von ihrem Reiz. Wer hier nicht aggressiv spielt, hat keine Chance, und was hier aggressiv heißt, unterscheidet sich immer noch von allem, was man vorher gespielt haben kann und muss.
Dan Harrington und Bill Robertie haben auch in diesem zweiten Band ein ganzes Universum an Ideen eingebracht, ohne die man sich nicht in größere und teurere Turniere wagen sollte. Die vielen komplexen Konzepte, die hier angesprochen werden, haben immer auch ein bis fünf Beispiele im Schlepptau - wenn man bedenkt, dass es mit dem dritten Band zusätzlich auch noch ein Arbeitsbuch nur mit Beispielen gibt, dann ist diese Serie sicherlich die praktischste Schule des Poker abseits vom Tisch.
Dabei gehen die Autoren systematisch vor, bauen die einzelnen Kapitel gut aufeinander auf, erklären auch noch mit Humor - von der Kompetenz ganz zu schweigen. Das ist ein gutes Paket, zumal die Mathematik nicht gar so in den Vordergrund rückt, wie beim Kollegen Sklansky - da ist der Anspruch an das Mitdenken des Lesers zwar immer noch vorhanden, aber eben nicht mehr gar so groß.
Für Turnierpoker im Bereich Texas Holdem No Limit gibt es nichts Besseres, eben weil die "Harrington on Holdem"-Serie sich auch ganz auf dieses Gebiet spezialisiert. Allerdings ist die Qualität dem Verlag offenbar auch bewusst, denn der Preis von annähernd dreißig Euro ist für ein Taschenbuch von 426 Seiten ziemlich offensiv gewählt. Da muss man schon eine wahre Leidenschaft fürs Pokern haben, sonst ist diese Investition vielleicht doch zu schmerzhaft.
Wer sein Pokern wirklich verbessern will, der braucht dieses Buch genauso wie die anderen beiden aus der Serie, hier geht kaum ein Weg dran vorbei.