Ein inzwischen 14 Jahre alter norwegischer Jugendfilm ist Teil des Programms von Lighthouse Entertainment - "Höher als der Himmel" gehört zu einer Edition von KIKA-Filmen und besticht von Anfang an durch eine ganz spezielle Stimmung.

Mari ist etwa zwölf und böse von der Pubertät erwischt worden. Sie wünscht sich wahlweise eine Freundin oder Busen, würde letzteres aber eher bevorzugen. Geschlagen ist Mari mit überforderten Eltern und einem unerträglichen Goldstück von kleinem Bruder. Mit dem liefert sie sich einen kleinen öffentlichen Streit auf der Feier zur Pensionierung von Fräulein Kjaer, einer Lehrerein. Diese recht misanthropische Frau ist die einzige, die Mari applaudiert, als sie in einem angekündigten Zaubertrick ihrem Bruder ein rohes Ei auf dem Kopf zerschlägt, was der Stimmung zu Hause nicht gerade zuträglich ist.

Mari findet Fräulein Kjaer irgendwie interessant, verfolgt sie mit ein wenig Zuneigung und bald freunden sich die beiden an, wenn auch auf oft skurrile Art und Weise. Schon bald kommt Mari dahinter, dass Rebecca, so heißt ihre neue Freundin mit Vornamen, immer noch ihrer Jugendliebe nachträumt. Was mit Liebe zu tun hat, interessiert das Mädchen natürlich, und schon gräbt sie in Rebeccas Vergangenheit und findet nebenbei auch selbst eine nette Partie.

Mari ist genauso, wie man sich ein junges Mädchen am Anfang der Pubertät vorstellt, eher nihilistisch eingestellt und wirklich auf Rebellion aus. Der Kleinkrieg mit dem kleinen Bruder, die teilweise äußerst skurrilen Dialoge mit der schroffen Rebecca, das trifft einen guten Ton, das ist witzig, auch wenn nicht immer alles stimmig klingt, und manche Kleinigkeiten in der Synchronisation, speziell wie Mari Rebecca anspricht, denn das ist immer wieder unterschiedlich.

Inger Lise Winjevoll ist wahrlich wundervoll, ein kleines Biest, trotzdem absolut liebenswert, eben genau so, wie Mädchen an diesem seltsamen Punkt zwischen Kind und Frau sein sollen. Von der Welt unverstanden sucht ihre Mari nicht nur eine Freundin, sondern auch ihre Rolle, ihren Platz in der Welt. Harriet Andersson ist ihr Gegenüber, die ältliche, etwas verbitterte Frau, die erst langsam auftaut, und auch nur, weil Mari zu heftigen Mitteln greift.
Ihre Szenen funktionieren verschieden gut, einige wirken spröde und bleiben ein bisschen rätselhaft, andere sind einfach unglaublich witzig, hauptsächlich aus ihrer Skurrilität heraus. Die Dramaturgie ist eher klassisch, nichts so Besonderes. Aber das Gegensatzpaar der älteren Frau und des Mädchens, das gerade zur Frau werden will, das kann mit so guten Schauspielerinnen einen Film durchaus tragen.

Ein norwegischer Jugendfilm, der nicht so besonders spektakulär daher kommt, aber einen großen Charme hat. Der Film ist also wirklich ein kleiner Geheimtipp. Die DVD ist allerdings ein bisschen arg lieblos ausgestattet. Es gibt keine Extras außer ein paar Trailern für andere Filme und noch nicht mal den norwegischen Originalton.