Elektrophysiologische Verfahren sind ein wichtiger Bestandteil medizinischer Diagnostik. So bietet die Elektromyographie die Möglichkeit zu erkennen, ob eine Erkrankung nervliche oder muskuläre Ursachen hat. Die Funktion peripherer Nerven wird mit Hilfe der Elektroneurographie untersucht, während evozierte Potentiale Nervenbahnen des zentralen Nervensystems testen. Alle drei genannten Verfahren sind Themen des Buches "Kursbuch Klinische Neurophysiologie".

Nach einigen einleitenden Worten zur Technik befassen sich die einzelnen Kapitel mit den bereits genannten Methoden: Elektromyographie (EMG), Elektroneurographie (ENG) und evozierte Potentiale (EP), wobei sensible EPs, visuelle EPs, frühe akustische EPs und motorische EPs in getrennten Kapiteln behandelt werden. Den Abschluss bilden klinische Situationen, in denen die Bedeutung der Untersuchungsmethoden hervorgehoben beziehungsweise kritisch beleuchtet wird, wie beispielsweise im Fall wichtiger Mononeuropathien der oberen Extremitäten.
Den Hauptbestandteil der Kapitel bilden die Informationen zur Technik und ihrer Anwendung. Im ENG-Kapitel werden der motorischen Elektroneurographie, der sensiblen Elektroneurographie, den Reflexuntersuchungen und den Endplattenuntersuchungen eigene Abschnitte gewidmet. Da die Interpretation der Ergebnisse der ENG aufgrund zahlreicher Normwerte wesentlich leichter ist als die der Ergebnisse der EMG, werden im ENG-Kapitel lediglich einige Normwerte gelistet. Im EMG-Kapitel werden pathologische Befunde dagegen ausführlicher besprochen. Beide Kapitel schließen mit einem Vorschlag zur Dokumentation der Befunde. Der Umfang der vier Kapitel zu den evozierten Potentialen entsprechen in ihrer Gesamtheit etwa dem Umfang des ersten beziehungsweise zweiten Kapitels zur ENG und EMG. Neben den Erläuterungen zur Methode wird vor allem auf Normalbefunde und die diagnostische Bedeutung der EPs in der Neurologie eingegangen.
Dem Buch liegt eine CD-Rom bei, die in sechs Abschnitte gegliedert ist und nur Bilder und Ton enthält. Auf Text wurde hier verzichtet. Abschnitt A enthält EMG-Anatomie-Clips, die Bilder der Prometheus-Atlanten enthalten. Abschnitt B enthält elf kurze Filme zu EMG-Befunden. Die wesentlichen ENG-Techniken werden in Abschnitt C vorgestellt. Abschnitt D umfasst sechs Krankheitsbilder. Einen Ausflug in die Myopathologie bietet Abschnitt E und Abschnitt F enthält drei Formulare, die sich nach Aussage des Autors im klinischen Alltag bewährt haben und von den Lesern modifiziert und verwendet werden können. Diese werden auch im Buch besprochen.

"Kursbuch Klinische Neurophysiologie" ist ein Buch für den Praktiker. Notwendiges Grundlagenwissen zur Physiologie oder Anatomie wird in aller Kürze, auf das Wesentliche beschränkt und an geeigneter Stelle wiederholt. Das zentrale Anliegen dieses Buches ist die Anwendung der neurophysiologischen Verfahren und ihre Interpretation. Hier werden Tipps und Tricks genannt, mögliche Fallstricke und Fehlerquellen besprochen. Das Buch kann sowohl als Nachschlagewerk im Elektrophysiologie-Labor benutzt werden als auch Einsteigern wie Medizinstudenten die Grundlagen der Techniken vermitteln. Auf das beliebte Prinzip medizinischer Fachbücher, bestimmte Inhalte an Beispielbefunden spezieller Krankheitsbilder zu veranschaulichen, wird hier verzichtet. Eher geht es um die grundsätzliche Arbeitsweise mit neurophysiologischen Methoden. Das Buch ist in Doppelseiten gegliedert, so dass die Informationen der linken Seite durch Bilder auf der rechten veranschaulicht werden. Die Ringbindung unterstützt den Eindruck eines Buches für den Praktiker, da es immer und überall aufgeblättert liegen bleibt.
Mit "Kursbuch Klinische Neurophysiologie" liegt ein gut gestaltetes und gut aufbereitetes Buch zur Anwendung dreier elektrophysiologischer Verfahren vor. Dabei kann es sowohl erfahrenen Klinikern als Nachschlagewerk dienen als auch Neueinsteigern eine Hilfe sein.