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Die ehemalige Grundschullehrerin Karin Höhne aus Berlin-Haselhorst ist schockiert: In einer vorbeifahrenden S-Bahn hat sie einen Mord beobachtet. Eine Frau wurde brutal mit einem Beil zerhackt. Doch als sie der Polizei den Fall schildert, glaubt ihr keiner, denn man kann kein Blut, keine Leiche und keinen weiteren Zeugen finden. So bleibt ihr nichts anderes übrig, als sich selbst auf die Suche nach dem Mörder zu machen.
Gemeinsam mit ihrer Freundin Frau Brathuhn geht Frau Höhne die Gleise ab und stößt nicht nur auf Knochen und Leichenteile, sondern auch auf einen erpresserischen Brief und Haare von Marlene Dietrich. Diese können nur aus dem Friseursalon Brüller kommen. Karin Höhne zaudert nicht lange und schleicht sich dort als Auszubildende ein. Nach und nach lernt sie die Mitarbeiter des Salons kennen. Da sind zum Beispiel die strenge Gisela Drache oder die Türkin Hürryet Lachmann mit dem frechen Mundwerk. Absolut jeder erscheint Frau Höhne verdächtig und als der zweite Mord direkt in diesem Laden passiert, ist klar, dass sie auf der richtigen Spur ist. Doch wer hat ein Motiv? Vielleicht der schwule Besitzer des Salons, Horst Brüller? Oder sein Freund, der jeden Abend mit Hürryet im Bett zu finden ist? Oder war es vielleicht doch das leicht abgehobene Fräulein Tausendschön? Karin Höhne wird es herausfinden!
Ades Zabel ist eine der Szene-Größen in Berlin. Bereits in "Mutti, der Film" durfte man seine schauspielerischen Talente auf DVD bewundern. Nun folgt mit "18.15 Uhr ab Ostkreuz" eine gelungene Parodie auf die beliebten "Miss Marple"-Krimis. Schon der Titel lässt an die alten Verfilmungen mit Margaret Rutherford denken. Dieser Schauspielerin hat Zabel nicht zuletzt durch seine Mimik ein ganz besonderes Denkmal gesetzt. Ganz im Stil des 1961 entstandenen Originals ist auch dieser Film in Schwarzweiß veröffentlicht worden, was der Atmosphäre extrem zugute kommt. Aber wer Ades Zabel kennt, der weiß natürlich, dass er mit dieser DVD feinsten und qualitativ hochwertigen Kitsch erwirbt. Wer glaubt, dass diese Kombination nicht möglich ist oder sich gar widerspricht, der kann mit dem Genuss dieses Films eines Besseren belehrt werden.
Die Handlung ist erstaunlich komplex und kommt tatsächlich zu einem gut ausgearbeiteten Ende. Allerdings ist sie gleichzeitig absurd und lässt sich noch am ehesten mit "Eine Leiche zum Dessert" vergleichen. Der Film überzeugt durch eine gute Kameraführung und meist sehr präzise gesetzte Schnitte. Trotzdem darf man nicht vergessen, dass es sich um eine Szeneproduktion handelt. Das fällt leider teilweise beim Ton auf, der nicht immer sehr klar ist, oder auch bei der Bildqualität. Gerade dunkle Szenen zeigen stellenweise digitale Fragmente. Außerdem stört es, dass beim Make-Up von Frau Höhne und Frau Brathuhn exakt zu sehen ist, wo der "Wir-sind-alt-und-tragen-Falten-und-Tränensäcke"-Look aufhört und das wahre Gesicht anfängt.
Besonderen Spaß werden die Fans von Ades Zabel haben, die ihn bereits von der Bühne kennen. Wie die Person Karin Höhne in diesem Film umgesetzt wurde, ist einfach genial und auch Hürryet wird von ihm gespielt. Für Kenner lohnt es sich außerdem, die Dekoration im Auge zu behalten. Man wird immer wieder kleinere oder größere Anspielungen an die Berliner Tuntenszene entdecken, wie zum Beispiel ein Bild mit Biggy van Blond oder eine Perücke, die mit dem Namen "Melitta Sundström" beschriftet ist. Mit Vorwissen ist dieser Film also doppelt lustig.
Heimlicher Star des Films ist auf jeden Fall Bob Schneider. In der Rolle von Frau Drache zeigt er sich hier so, wie man ihn kennt und liebt. Wer Jutta vermisst, wird mit dieser Rolle mehr als entschädigt.
Fazit: Ein gelungener Spaß, der nicht nur "Miss Marple", sondern das Genre Krimi im Allgemeinen auf das köstlichste parodiert. Tunten-Trash deluxe.