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Lars von Triers exquisite Krankenhaus-Mystery-Serie "Geister" (im Original "Riget - The Kingdom") zählt zu den ungewöhnlichsten Fernsehproduktionen der 1990er Jahre. Von Trier inszenierte laut eigener Aussage bewusst konventionell, er hielt sich an die Regeln einer klassischen Serie, was Figurenpersonal, Spannungsmomente und Cliffhanger betrifft. Natürlich ist die Serie trotzdem äußerst ungewöhnlich und lässt sich nicht wirklich mit Krankenhausserien à la "Emergency Room" vergleichen: Im dänischen Reichskrankenhaus spukt es nämlich gewaltig, ein schwedischer Oberarzt, der sein Gastland Dänemark auf den Tod hasst, beschäftigt sich mit obskuren Voodoo-Ritualen, ein Geheimbund aus trotteligen Ärzten hält merkwürdige Rituale im Heizungskeller ab, und in der Küche raunen zwei geistig behinderte Krankenhausmitarbeiter orakelhafte Weisheiten in die Kamera. Mittendrin: die resolute, wenn auch hypochondrische Drusse (eine ältere Dame um die siebzig), die den rätselhaften Spukerscheinungen nachspürt.
Eine exakte Inhaltsangabe soll an dieser Stelle unterbleiben, denn inhaltlich unterscheidet sich die vorliegende Arte-Edition natürlich nicht von der
2005 erschienenen Box. Während sich dort aber noch mehrere Passagen fanden, die im Lauf der verschiedenen Schnittfassungen unsynchronisiert geblieben waren, wartet diese finale Fassung mit dem gesamten "Geister"-Material auf, in dänischer und deutscher Sprache. Fans der exzellenten Synchronisierung werden nun nicht mehr plötzlich von dänischen Satzfetzen aufgeschreckt, sondern können komplett nachvertonten Geistergrusel genießen.
Ansonsten ist auch die Neuauflage reich an Extras; eine "Behind the scenes"-Dokumentation berichtet von den Dreharbeiten, acht Trailer, mit denen Lars von Trier seine Serie im dänischen Fernsehen vorstellte, können abgerufen werden, ein Musikvideo sowie Audiokommentare des Regisseurs laden zu weiteren Spaziergängen durch das Reichskrankenhaus ein. Neue Extras sind im Vergleich zur alten Fassung allerdings nicht hinzugekommen. Wer diese sein Eigen nennt, braucht deshalb die Neuauflage nur bedingt. Doch wer bislang noch keine "Geister"-Box im Schrank stehen hat, muss zugreifen, so er dieses Highlight der Fernsehgeschichte nicht verpassen will: ein Abgesang auf den Mainstream, ein grotesker Gruselspaß, ein raffiniertes Spiel mit dem Serien-Genre.