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Mia Thermopolis, genovesische Kronprinzessin, kehrt nach den Sommerferien nach New York zurück. Doch das neue Schuljahr startet mit einer schlechten Neuigkeit für sie: Ihr Freund Michael plant, für ein Jahr nach Japan zu verschwinden. Behutsam erzählt er ihr von seinem Roboter-Projekt, an dem er in den Ferien gearbeitet hat und für das sich nun ein japanischer Konzern interessiert. Und Mia, seine äußerst verständnisvolle Freundin, versucht dann zunächst auch ihn zu verstehen, auch wenn die Trennung sie durchaus schmerzt.
Doch schnell wird ihr nur all zu deutlich, dass diese Trennung sehr wohl auch was mit der Beziehung der Beiden zu tun hat, wenn auch nicht unbedingt im negativen Sinne. Und hier findet sich auch der Knackpunkt der Geschichte: Tatsächlich möchte Michael mit seinem Roboterprojekt einerseits der Boulevardpresse und Mias fürstlicher Familie beweisen, dass er trotz Mangels an Geld und Einfluss ein geeigneter Freund für sie ist, andererseits muss er auch inzwischen zugeben, dass ihm Mias Entschluss, mit jeglicher körperlicher Annäherung bis zum Abschlussball zu warten, auf Dauer dann doch etwas zusetzt.
Während das erste Argument etwas fadenscheinig wirkt angesichts der Tatsache, dass diese Problematik in den vorangegangenen sieben Büchern kein einziges Mal erwähnt wurde, erscheint letzteres Problem dem Leser durchaus plausibel.
Die Art schließlich, wie Mia sich an etwas absurd wirkende sexuelle Vorstellungen und pubertäre Klischees klammert, widerspricht den offensichtlichen Versuchen der Autorin, ihre Heldin so langsam etwas erwachsener wirken zu lassen - schließlich ist Mias Thermopolis nicht mehr die naive, 14-jährige Außenseiterin von einst. Daneben geht ihr Getue nicht nur dem Leser, sondern auch dem armen Michael auf Dauer etwas auf die Nerven. Im Laufe der Geschichte gibt nämlich Mia ihre guten Vorsätze, Michael einfach ziehen zu lassen, auf und versucht mit allen Mitteln, ihn zum Bleiben zu bewegen, was der Beziehung der beiden nicht unbedingt zuträglich ist.
Wie bereits angesprochen ist die zentrale Problematik in diesem neuen "Prinzessin-Roman" Sex. Mia, die nunmehr selbst im reifen Alter von 16 Jahren ist und seit zwei Jahren mit einem volljährigen Studenten ausgeht, ist gezwungen sich endlich damit zu befassen, dass die Vorstellung, am Abend des Abschlussballs in einem luxuriösen Hotelzimmer ihre Jungfräulichkeit zu verlieren möglicherweise doch nicht unbedingt mit der Realität vereinbar ist. Des Weiteren muss sie auch endlich einsehen, dass die Kitschromane ihrer Freundin Tina vielleicht doch nicht als aufklärendes Material geeignet sind. Dieses Einsehen braucht allerdings seine Zeit und auf europäische Jugendliche mag die Prüderie der hier porträtierten amerikanischen Teenager zunächst übersteigert und somit leicht lächerlich wirken. Es ist nun fraglich, ob dies von der Autorin nicht auch in der Form beabsichtigt ist.
Im achten Roman der erfolgreichen Jugendbuchserie scheint erst einmal Einiges an Charme und auch Witz der vorigen Bücher verloren zu gehen. Auch hier gibt es jedoch noch einige sehr unterhaltsame Stellen, beispielsweise wenn Mia sich strikt weigert, ihren Schreibstil den Anforderungen ihrer Englischlehrerin anzupassen. Daneben lebt auch dieses Buch weiterhin von den teils überspitzt, teils recht liebevoll gezeichneten Charakteren: Die scharfzüngige, hochintelligente Lilly, die sich ganz entgegen ihrer bekannten feministischen Vorstellungen hoffnungslos liebeskrank wieder findet, Tina, die noch immer in ihrer eigenen rosaroten Welt zu leben scheint, Grandmère, der immer wieder neue Wege und Mittel einzufallen scheinen, ihre Umwelt zu terrorisieren, Michael, der langsam etwas aus seinem Leben machen will, und natürlich Mia, leicht hysterisch, witzig, emotional und trotz all ihrer Fehltritte seltsamerweise noch immer liebenswert. So findet sich hier alles in allem ein weiteres meist recht unterhaltsames Jugendbuch, das es schafft, so einiges von den Ängsten und großen und kleinen Problemen von Teenagern einzufangen und kurzweilige, wenn auch wenig anspruchsvolle und nicht immer nachvollziehbare Lektüre bietet.