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Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde häufig die Ansicht vertreten, dass die physikalische Erklärung der Welt kurz vor ihrer Vollendung stehe. Ein Professor, den Max Planck zu den Aussichten des Studiums befragte, sagte ihm dann auch, dass wohl "in einem oder dem anderen Winkel noch ein Stäubchen oder Bläschen zu prüfen und einzuordnen" sei, "aber das System als Ganzes stehe ziemlich gesichert da." Planck hat sich davon allerdings nicht abschrecken lassen und trotzdem ein Studium der Physik begonnen. Sein bevorzugtes Arbeitsgebiet wurde recht schnell die Wärmelehre. Erst fünf Jahre nach seiner Habilitation wurde er als außerordentlicher Professor an die Universität Kiel berufen, in dem recht neuen Fach der Theoretischen Physik. In Berlin aber war es, als er sich mit der Strahlung schwarzer Körper befasste, die bis dahin nicht genügend erklärt worden war, und als mathematischen Trick die Energie der Strahlung quantisierte. Damit gelang es ihm die empirischen Befunde theoretisch vorherzusagen. Dass das Quantum, das er einführte mehr als ein mathematischer Trick war und eine gänzlich neue Art der Physik, die Quantenmechanik, hervorbrachte, war ihm zu diesem Zeitpunkt natürlich nicht klar.
So wie Newton nicht nur für die Physik bedeutend war und mit seiner Mechanik ein deterministisches Weltbild zeichnete, so steht auch unter anderem Plancks Quantum für ein Weltbild: in dem nichts objektiv, sondern alles vom Beobachter abhängig ist. Diese Verkettung von Physik und Philosophie macht Ernst Peter Fischer in seinem Buch deutlich. Die Hauptperson ist Max Planck und gleichsam Dreh- und Angelpunkt des Buches. Von ihm ausgehend, erfährt der Leser nicht nur viel Interessantes und Ankedotisches über die Person Max Planck, sondern auch über die Physik seiner Zeit. Die Physik wird nicht nebenbei abgehandelt, sondern hat einen ganz erheblichen Stellenwert im Buch, so dass auch immer mal wieder Skizzen von Versuchsaufbauten oder auch graue Kästen mit physikalischen Erläuterungen eingefügt werden. Die Physik sollte man also nicht scheuen, wenn man dieses Buch lesen will. Für interessierte Laien aber hat Fischer den wohl idealen Mittelweg zwischen Unterhaltung, Information und dem Wecken von Neugier geschaffen. Es geht eben nicht nur um Planck, sondern auch um die "Revolution" in der Physik. Denn neben Plancks erstem Schritt der Quantisierung von Energie, machte beispielsweise Einstein den zweiten und postulierte die Teilchennatur des Lichts, an dessen Wellencharakter bis dahin niemand gezweifelt hatte. Das war selbst Planck zuviel, der sich immer bemühte, seine Energiequanten mit der klassischen Physik in Einklang zu bringen. Überhaupt wird im Buch Plancks traditionelle Sicht- und Lebensweise deutlich, so dass man ein Gefühl dafür bekommt, wie schwer Planck die Abkehr von der klassischen Physik fiel und wieviel lieber er die sogenannte Ultraviolettkatastrophe - die im Hinblick auf die schon erwähnte Strahlung schwarzer Körper bis zu Plancks Energiequanten unerklärt blieb - im Rahmen der klassischen Physik erklärt hätte. Die Kollegen Plancks bleiben ebenfalls nicht unerwähnt und sind sozusagen das dritte Standbein des Buches. Auch hier weiß Fischer mit Charme zu unterhalten, indem er immer wieder Anekdoten rund um die physikalische "Szene" einflicht und sich auch nicht vor Spekulationen scheut, wie beispielsweise, dass Planck sich geärgert haben könnte, dass er der Boltzmann-Konstante den Buchstaben ?k? zuwies und seiner eigenen fundamentalen Größe so nur das ?h? blieb.
327 Seiten umfasst die Geschichte von Max Planck und der Physik seiner Zeit. Es ist keine wirkliche Biographie, auch wenn Planck die zentrale Figur des Buches ist und der Leser viel über den Menschen Planck und sein Leben erfährt. Physikalische Erläuterungen machen einen Großteil des Buches aus, und auch wenn man kein Physikstudium für das Lesen benötigt, ist ein gewisses physikalisches Interesse und Mitdenken unabdingbar. Aber in genau dieser Kombination liegt der Reiz des Buches, das ausgehend von einer historischen Person, in die Geschichte der Physik und die Quantenmechanik einführt. Insbesondere Physikstudenten kann dieses Buch als Motivationslektüre empfohlen werden. Alle Nicht-Physikstudenten sollten aber auch zugreifen, wenn Interesse am Fach besteht.