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 Das Judasgeheimnis

Ein Blick hinter die Kulissen


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Preis - Leistungs - Verhältnis


Ostern 2006, zeitlich nahe an der Premiere des Films "The Da Vinci Code" und in der Woche des höchsten Festes der Christenheit, platzte eine Bombe in den Nachrichten. Dort hießt es, man habe das lange verschollene und vom Vatikan verbotene Evangelium des Judas wiederentdeckt. In einem eigens gewidmeten Fernsehbericht der National Geographic Society beschrieb man dieses Dokument als bahnbrechend, das neue Fakten über die historische Gestalt des Judas und Christus aufzeigen würde und die christliche Kirche in ihren Grundfesten erschüttern würde. Allerdings, seitdem ist einige Zeit vergangen und nichts dergleichen ist geschehen. Woran dies liegt, erfährt der Leser in "Das Judasgeheimnis".

Brisanter als diese unwahren Enthüllungen und Behauptungen war vielmehr die Vorgeschichte, bevor das uralte Dokument aus dem zweiten Jahrhundert endlich in die Hände von fähigen Wissenschaftlern gelangte, die es konservieren und übersetzen konnten. Der Autor James M. Robinson lüftet für den interessierten Leser das Geheimnis der Wiederentdeckung der Schriftrolle bis zu deren Veröffentlichung für die Allgemeinheit.

Am Anfang allen Unheils stand das Geld. Dieses war ebenfalls auch mit der Grund, weshalb die vier Papyrusrollen zwanzig Jahre lang keinen geeigneten Käufer fanden, da die Beauftragten der Institute nicht mehrere Millionen investieren konnten. Zeitgleich gab es eine Anklage gegen die Antiquitätenhändlerin Tchachos, welche die Schriftstücke aus Ägypten herausgeschmuggelt hat, wegen illegaler Machenschaften im italienischen Antiquitätenhandel. Aus diesem Grund hat sich der Zustand der vier Papyri stets verschlechtert, da selbst die Anbieter untereinander in Streit gerieten.

Aufgrund der monopolischen Rechte, die sich die Wissenschaftler versicherten, die das Papyrus mit dem Evangelium in die Hand bekamen, gelangte anfangs kaum etwas Informatives an die Öffentlichkeit. Und dann nach der Veröffentlichung der Übersetzung wurde klar, dass die Sensationsmache in keinem Verhältnis zum Inhalt stand.

Stattdessen berichtet der Autor von den nützlichen Informationen, die das Evangelium, das auch schon in alten Quellen erwähnt wird, für die Erforschung der gnostischen Christengemeinden im zweiten Jahrhundert nach Christus besitzt. Er vergleicht wissenschaftlich die vier Evangelien der Bibel und das Bild, das sie von Judas zeichnen, mit dem, was wir historisch und aus anderen Evangelien wissen. Eingehend beschäftigt er sich mit der Person des zwielichtigen Jüngers und zeigt auf, dass man den Verrat auch von anderer Seite betrachten kann.

Zum Schluss erklärt der Autor anhand von Beispielen den Aufbau des Judasevangeliums und beschreibt, vor welche wissenschaftlichen Probleme dieser teilweise sehr wirre Text die Historiker stellt. Da das Buch mit einer Übersetzung des kurzen Evangeliums abschließt, kann sich der Leser selbst davon überzeugen, dass der Text zwar historisch wertvoll sein mag, aber sicher keine Kirche in den Grundfesten erschüttert.

"Das Judasgeheimnis" ist kein Buch, das religiöse Fakten über den Haufen wirft. Vielmehr beschäftigt sich der Autor mit den vielen Versuchen, vier historisch wichtige Pergamente für die Wissenschaft sicherzustellen und sie davor zu bewahren, noch mehr zu zerfallen. Durch die vielen Hindernisse und Wirrnisse, durch die sich der Verkauf der Papyri um zwanzig Jahre verschiebt, liest sich das Ganze fast wie ein Krimi. Mit den Eigenschaften des Judasevangeliums selbst beschäftigt sich lediglich die zweite Hälfte des Buches, die verschiedene Thesen zur Person des Judas aufgreift.

Letztlich ist "Das Judasgeheimnis" ein Buch für interessierte Wissenschaftler und historisch interessierte Leser, die alle Fakten rund um den Erwerb und die Transkription des Judasevangeliums erfahren möchten. Durch die oftmals mehrmalig verwendeten Zitate und inhaltlichen Wiederholungen des Autors wirkt das Buch teilweise etwas aufgebläht. Auch sind die zitierten Textteile in einem sehr kleinen Texttypus gehalten, so dass man Mühe mit dem Lesen hat.



Daniela Hanisch



Hardcover | Erschienen: 01. September 2007 | ISBN: 9783525541258 | Preis: 26,90 Euro | 248 Seiten | Sprache: Deutsch

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