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Daphne du Mauriers "Rebecca" ist ein moderner Klassiker, eine Geschichte, die es in verschiedene Verfilmungen und sogar ein Bühnenmusical geschafft hat. Bei Argon gibt es nun ein Hörbuch, gelesen von Eva Mattes, das die Geschichte von Manderley erzählt.
Die junge Ich-Erzählerin, deren Namen nie genannt wird, ist die Gesellschafterin einer reichen älteren Dame, die sie quasi als Haussklavin hält. In Montecarlo begegnen sie Max de Winter, den Besitzer des allseits gerühmten Landsitzes Manderley. Der hat gerade seine Frau Rebecca verloren und wird scheinbar von der Erzählerin aus seinen Depressionen gerissen. Er heiratet die junge Frau aus den Klauen ihrer Lady heraus und nimmt sie nach einer Hochzeitsreise nach Venedig mit zu sich nach Manderley.
Aber so schön Manderley ist, hier regiert immer noch der Geist von Rebecca. Besonders Ms. Danvers beharrt auf den Traditionen, die Rebecca einführte. Die neue Mrs. de Winter ist zu schüchtern und ruhig, um sich dagegen zu wehren. Lässt sich von den Dienstboten einschüchtern, kann nicht verstehen, was sich hinter den düsteren Launen ihres Mannes verbirgt. Der Maskenball von Manderley steht an, und Ms. Danvers schlägt ihrer neuen Herrin ein Kostüm vor ...
Für heutige Verhältnisse wirkt ein inzwischen fast siebzig Jahre alter Roman natürlich einigermaßen behäbig und langsam erzählt, auch die Probleme der Ich-Erzählerin wirken erst mal einigermaßen fremd. Wie kann ein Mensch mit so wenig eigenem Antrieb die Erzählerin und Heldin eines Romans sein? Oft verzweifelt man an dieser Heldin, die so offenkundig alles falsch macht, keine Chance hat, von selbst auf das Geheimnis von Rebecca zu kommen. Dramaturgisch funktioniert die Geschichte nicht so ganz, zu viel läuft einfach dem Schicksal folgend ab, ohne dass die Protagonistin eingreifen kann, und zu lang passiert eigentlich auch gar nichts.
Aber Charme hat die Geschichte dann doch, so viel klassisches England liegt darin, eine so fremde Welt, für die man allerdings offen sein muss.
Sicherlich wäre weniger von diesem Charme zu spüren, wenn es nicht eine so gute Vorleserin wie Eva Mattes wäre, die sowohl den mädchenhaft-naiven Charakter der Ich-Erzählerin trifft, als auch den anderen Figuren klar erkennbare Eigenheiten geben kann. Dieser Roman muss von einer Frau gelesen werden, und die warme Stimme von Mattes, die sich aber auch wirklich großartig wandeln kann, ohne zwischendurch unangenehm oder schrill zu werden, passt zu dieser Geschichte wirklich perfekt.
Nur wer solche Literatur mag, sollte hier zugreifen, denn für das moderne Ohr klingt dieser Roman oft etwas verstaubt, aber eine großartige Leseleistung reißt doch noch einiges heraus und bringt einem ein großes literarisches Thema sehr nah.