Christiane Slawik fotografiert nicht einfach nur Pferde, sie lebt für ihre Arbeit und steckt all ihr Herzblut in gute Fotos. Mit "Motiv Pferd - Leidenschaften einer Fotografin" ist ein wundervoller Bildband entstanden, der zahlreiche Bilder von ihr zeigt.

Das Buch ist in viele kleine Kapitel aufgeteilt, die alle sehr kreative Titel tragen. Zwar sind einige Reihen bestimmten Pferderassen zugeordnet, aber es gibt vor allen Dingen besondere Themen, nach denen die Fotos sortiert wurden, so zum Beispiel "Lebensfreude pur", "Freunde unter sich", "Haarsträubend" oder "Natürliche Kulissen". Dadurch wirkt der Band sehr persönlich und auf eine besondere Art locker und das spiegelt sehr schön die Art wieder, wie die Fotografin mit den Pferden umgeht.

Auf der Suche nach perfekten Motiven reist Christiane Slawik um die halbe Welt. Unter der brennenden Wüstensonne hat sie Farouk Breesh besucht, der in Ägypten zahlreiche Pferde besitzt und die Wünsche der Touristen nach einem Ritt durch die mystische Gegend auf einem arabischen Pferd erfüllt. Seine Ställe sind gut gepflegt und seine Beziehung zu den Tieren vorbildlich. Mit Andrea Kahn und ihrem P.R.E. Rappen Dorito ist die Fotografin an den Chiemsee gefahren, um Bilder vor strahlend blauem Wasser aufzunehmen. Interessant ist auch die Geschichte von Jean-Francois und Frédéric Pignon, die sich mit Respekt und Geduld das absolute Vertrauen ihrer Tiere erarbeitet haben und atemberaubende Kunststücke vorführen können. Die Autorin erzählt zu jedem Bild eine Geschichte, so dass dem Betrachter ganz neue Details auffallen und er das Gefühl hat, er wäre dabei gewesen, als es entstanden ist. Sie erzählt von Touristen, die bei einer ihrer Fotosession vor einem atemberaubenden Wasserfall zusehen und mit ihr gemeinsam in schweigendes Erstaunen verfallen, als die Sonne durchbricht und die tierischen Modele plötzlich vor einem Regenbogen stehen. Besonders zu Herzen geht die Geschichte eines Beduinen in der Sahara. Pflichtbewusst hatte sie ihm die Fotos, die sie gemacht hatte, zugesendet, war sich aber nie sicher, ob diese wirklich bei den Zelten angekommen waren. Jahre später erhält sie einen Anruf in gebrochenem Englisch. Der Mann war verstorben, aber man hatte jemanden beauftragt ihr mitzuteilen, dass ihre Bilder "seinen Geist in den Zelten bewahren". Bei solchen Episoden wird schnell klar, was Slawiks Arbeit für sie und andere Menschen bedeutet.

Die Bilder der Fotografin sind kraftvoll und farbintensiv. Je nach Stimmung zeigen sie gestochen scharfe Bilder oder leichte Unschärfen. Sie hat ein Gefühl für den richtigen Moment und betont immer wieder, dass ihre Modelle ihr helfen, diesen zu finden und sie richtiggehend unterstützen, sei es durch eine besonders elegante Pose oder eine Bewegung, die sie immer und immer wieder ausführen, bis das Bild "sitzt". Zwischen Slawik und den Pferden besteht eine tiefe Beziehung und sie lässt es sich nicht nehmen, überall, wo sie Bilder macht, auch selbst auf den Tieren zu reiten. Erst so bekommt sie das richtige Gefühl für sie und gewinnt den Respekt der Besitzer, denn die Liebe zu Pferden überwindet jede Sprachbarriere.

Leider ist das Cover des Buches nicht ganz so gut gelungen wie der Band selbst. Ausgerechnet eins der verschwommensten Bilder ziert die Front und auch der Name, "Motiv Pferd", ist für die liebevolle Arbeit viel zu sachlich. Pferdefreunde und Fotoliebhaber sollten sich davon aber nicht abschrecken lassen, denn hier liegt ein wunderschönes Pferdefotobuch vor, das die Leser mit seinen intensiven Bildern und den persönlichen Texten berührt.