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Im aktiven Gedächtnis unserer Zeit sind die Filme von vor über siebzig Jahren nur noch selten präsent. Der eine oder andere hat schon mal "Der blaue Engel" oder "Im Westen nichts Neues" gesehen, zwei Klassiker, die auch aufgrund ihrer Verwendung im Deutschunterricht ein gewisses Maß an Bekanntheit haben, von Chaplins Meisterwerken "Goldrausch" oder "The Kid" hat man vielleicht gehört und von dem einen oder anderen weiteren Film, der bis heute nachwirkt, klingen auch die Namen nach: "Nosferatu", "Metropolis", "Ben Hur" (das Original) oder "Panzerkreuzer Potemkin".
Jürgen Müller hat Beiträge einer großen Schar von Autoren zusammengetragen, dabei nicht nur die vom Titel angesprochenen Filme der Zwanziger gesammelt, sondern auch ein paar frühere Filme, quasi die Frühgeschichte der Filmkunst, gleich mitbesprochen.
Das Buch beginnt mit einem Essay über die frühen Jahre des Films, und der Film, der hier im Mittelpunkt steht, ist "Nosferatu - Eine Symphonie des Grauens", dessen epochemachenden Bilder die frühe Geschichte des Films illustrieren. Danach gibt es vier- bis sechsseitige Artikel über Filme, circa achtzig an der Zahl, reich bebildert, fast natürlich rein schwarz-weiß, auch wenn am Ende der Zwanziger schon die ersten Farbbilder möglich waren, auch wenn viele Filme handkoloriert gezeigt wurden.
Neben den gut recherchierten und fachkundigen - aber auch wirklich gut lesbaren - Artikeln, die die Faszination ihrer Autoren durch die Filmklassiker gut transportieren, gibt es auch zu vielen wichtigen Regisseuren und Schauspielern, von F. W. Murnau bis Rudolph Valentino, eigene Kästen, die die reine Biografie auch gerne mit kleinen Anekdoten verbinden. Dazu kommen noch wichtige Zitate aus Filmen, Rezensionen ihrer Zeit und ähnlichen Quellen, die das Layout weiter auflockern.
Die zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts sind uns heute kaum noch vorstellbar, so anders war die Zeit, so anders auch die Filmkunst. Dennoch wurde in dieser Zeit so manches Bild kreiert, das auch heute noch zitiert wird. Ohne Errol Flynn kein "Fluch der Karibik", ohne Rudolph Valentino kein Latin Lover, ohne "Nanuk, der Eskimo" auch keine großen Dokumentationen, wie wir sie heute gewohnt sind. Diese Epoche des Films - quasi alle Stummfilmklassiker sind hier zu finden - mag uns fern liegen, wird uns aber durch dieses Buch wirklich wieder nahe gebracht. Und das liegt nicht nur daran, dass die Artikel über die Filme fachlich gut sind, sondern auch daran, dass sie die Liebe zum Film zeigen, dass sie so viele Informationen sehr gut verpacken. Ein Buch zum Durchlesen oder Schmökern, gern auch zum Nachschlagen. Unbedingt empfehlenswert.