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Trudi Canavan ist inzwischen in Deutschland wirklich bekannt, "Die Gilde der schwarzen Magier" um die junge Magierin Sonea gehört zu erfolgreicheren Serien der letzten Jahre, was einerseits an einer spannenden Geschichte und gutem Humor liegt, andererseits sicherlich auch mit der klassischen Aufmachung zusammenhängen kann - eine Serie, deren Bücher so gut aussehen, muss ja auch gut sein.
Bei cbt und Blanvalet kommt nun auch die zweite Serie der Australierin heraus: "Das Zeitalter der Fünf". Der erste Band hat den prägnanten Titel "Priester".
Die junge Auraya ist auserwählt, sie wird nicht nur die jüngste Hohepriesterin seit langem, die Götter nehmen sie auch in den Kreis der Auserwählten auf, machen sie unsterblich und geben ihr große Macht. Mit den vier anderen Auserwählten muss sie die Völker Nordithanias beschützen. Und sie wird die Kirche der fünf überlebenden Götter - es muss einen furchtbaren Götterkrieg gegeben haben und nur fünf blieben übrig - auch ein bisschen reformieren müssen, denn es gibt eine Menge Unstimmigkeiten. Die wichtigste betrifft die Traumweber, eine in etwa druidische Sekte, die den Göttern nicht folgt, aber vor allem in der Heilung der Priesterschaft hoch überlegen ist. Der Traumweber Leiard hat Auraya vieles gelehrt, bevor sie nach Jarime zur Priesterausbildung ging und so teilt sie die Vorurteile ihrer Kirche nicht.
Tryss und Drilli gehören zu den Siyee, den kleinwüchsigen Vogelmenschen der Berge, und die beiden sind nicht nur Teenager, die sich ineinander verlieben, gemeinsam entwickeln sie auch ein Geschirr, von dem aus sie giftige Pfeile verschießen können, die ersten wirklich wirksamen Waffen für die kleinen Flieger.
Emerahl lebt schon sehr lang, ist eine der alten Magier, die von der Kirche gesucht und verfolgt wird. Als sie von den Bewohnern des nächsten Dorfes mit Hilfe des dortigen Priesters verjagt wird, beginnt für sie aufs Neue eine Zeit des Verfolgung, der sie sich aber mit ihrer Magie und der Erfahrung aus Jahrhunderten immer wieder entziehen kann.
Die Pentadrianer, Anhänger von neuen Göttern, deren Existenz aber nicht sicher ist, haben auf dem südlichen Kontinent die Macht an sich gerissen und zwei ihrer Magier sind auch schon in die Machtbereiche von Jarime vorgedrungen. Beide Male haben die Auserwählten schwere Kämpfe ausgefochten und bei einem davon manifestiert sich bei Auraya eine neue Kraft: Sie kann fliegen. Bald aber kommt es zum Krieg.
Es gibt Romane, die sind einfach zu bewerten, man liebt sie oder man hasst sie, bei "Priester" kommt beides nicht zum Tragen. Wir haben eine mittelalterlich-fantastische Welt, es gibt auch Anklänge an die Antike, es gibt jede Menge Magie, trotzdem scheint sie aber im Alltag keine große Rolle zu spielen, Götter greifen teilweise recht eindeutig ins Geschehen ein, überlassen aber dann trotzdem ihren Gläubigen die wichtigen Dinge. Es gibt eine Unmenge an Ideen in diesem Roman, es gibt jede Menge Geschichte, die immer wieder in die Gegenwart einwirkt, aber irgendwie hat Trudi Canavan den Überblick verloren, hat ihre eigene Welt nicht so richtig durchschaut und einfach zu viel angehäuft. Es gibt hier keine Pferde, Hunde, keinerlei Tiere, die aus der wirklichen Welt bekannt wären, dafür werden die neuen Tiere aber nicht so wirklich vorgestellt und beschrieben, das Gleiche gilt für alle möglichen Dinge, für die es zwar ein Glossar gibt, die aber doch unbekannt bleiben.
Wirken die Tiere schon merkwürdig unmotiviert eingebaut, so wird die Unmotiviertheit ein bisschen auch zum Leitmotiv des Romans, denn wer was warum macht, das mag der Autorin bekannt sein, das mag vielleicht auch in den folgenden Bänden alles erklärt werden, fehlt im ersten aber fast gänzlich.
In die Ecke pfeffern will man das Buch aber auch nicht. Trudi Canavan kann schreiben, versteht was von Fantasy und da sie immer wieder zwischen den Figuren hin und her springt, baut sie auch viel Spannung auf. Ihre Charaktere haben keine besondere Tiefe, sind aber liebenswert.
Es ist alles ganz nett, aber damit hat es sich dann auch, für eine Fantasyserie reicht das nicht. "Priester" ist kein schlechtes Buch, aber ein gutes eben auch nicht, zu viel von den über achthundert Seiten plätschert einfach nur vor sich hin. Wieder mal eine Serie, die schnell vergessen sein wird.