Finja denkt sich für ihr Leben gerne Geschichten aus. Immer hat sie irgendwelche Fantasiefiguren im Kopf und sieht Drachen, Feen und Kobolde vor ihrem inneren Auge. Sie hat Freude daran, ihren Eltern und ihrer besten Freundin davon zu erzählen. Sie alle hören ihr begeistert zu, wenn sie mal wieder von geheimnisvollen Wesen und zauberhaften Welten erzählt. Doch in der Schule gibt es auch Kinder, die sie damit aufziehen und sagen, sie würde so enden wie ihr Onkel Ulrich, der lebt nämlich in einer Klinik und ist angeblich total verrückt. Und eines Tages ist es dann so weit: Das Mädchen weiß wirklich nicht mehr, was sie glauben soll, denn sie sieht ein lebendiges Schmetterlingskind. Erst glaubt sie, sie hätte nur die Haarspange ihrer Freundin für ein fantastisches Geschöpf gehalten, doch einige Zeit später entdeckt sie das Schmetterlingswesen wieder. Diesmal folgt sie ihm und gerät mitten in die Welt Aramsi, die das ist, was sie sich in ihren Träumen immer ausgemalt hat.

So genannter Traumstaub füllt die Luft Aramsis und schenkt den Bewohnern des Landes das Leben. Doch diese wundervolle Welt wird bedroht, denn die schwarze Spinne der Traumweberin Mormi ist gestohlen worden. Und aus den Fäden, die diese Spinne herstellt, kann man einen Stoff weben, der seinem Träger unendliche Macht verleiht. Alles, was dieser ansieht, wird dann versteinert. Nur Finja kann Mormi helfen, die Spinne wieder zu finden. Auf ihrer Suche wird sie von Dak begleitet, einem Jungen, der Lügen sehen kann und anstatt Haare blaue Federn auf dem Kopf trägt. Zusammen erleben sie ein wahrhaft fantastisches Abenteuer.

Meike Haas hat mit "Finja und das blaue Licht" einen Fantasyroman für Kinder und Jugendliche geschrieben, der seine Leser durch eine Vielzahl von fantastischen Wesen überrascht. In der Welt Aramsi leben all die Geschöpfe, die wir Menschen in unseren Träumen sehen. Finja hat die Aufgabe, diese Welt zu retten. Gleichzeit unternimmt sie aber damit auch etwas für ihre eigene, die Menschenwelt, denn wir würden unsere Träume verlieren, wenn es Aramsi nicht mehr gäbe, ja noch schlimmer, unsere Träume würden gemeinsam mit den aramsischen Geschöpfen "versteinern", wenn die schwarze Spinne in die falschen Hände geriete.

Meike Haas’ Geschichte geht zügig voran und liest sich angenehm. Ihre Ideen sind gut, erinnern stellenweise aber sehr stark an "Die unendliche Geschichte" von Michel Ende, nur dass dieser die Idee von zwei Welten, die sich gegenseitig brauchen, wesentlich detaillierter und philosophischer umgesetzt hat. Trotzdem werden Kinder auch an Haas’ Erzählung viel Freude haben. Ihre Protagonistin Finja ist eine starke Figur, mit der sich gerade weibliche Leser schnell anfreunden werden.

In ihrem Buch hält die Autorin ihre Leser auf unaufdringliche Art und Weise dazu an, sich im Leben ehrlicher zu verhalten. Dak, ein Junge aus dem Volk der Wahrheiter, ist mit Finja gemeinsam auf der Reise und durch ihn erfährt sie, wie gut es ist, nicht zu lügen und öfter die Wahrheit zu sagen. Ohne erhobenen Zeigefinger bringt Maike Haas ihre Leser dazu, sich selbst auch Gedanken darüber zu machen, wie sie es mit der Wahrheit halten.

Fazit: Ein schöner Roman für junge Leser, der besonders Mädchen begeistern wird, die Welten voller magischer Wesen wie Drachen und Feen lieben.