Bernhard Kegel ist nicht nur promovierter Biologe, sondern auch Autor einiger erfolgreicher Sachbücher und Romane mit wissenschaftlichem Hintergrund. Für sein neues Buch, den Meeres-Thriller "Der Rote", hat er bereits im Jahr 2002 zu recherchieren angefangen; erschienen ist der Roman nun Ende August 2007 im Marebuch-Verlag.

Nach dem Tod seiner Frau versucht der deutsche Kalmarexperte Hermann Pauli in Kaikoura, Neuseeland, die Vergangenheit hinter sich zu lassen. Auf einer Whale-Watching-Tour für Touristen geschieht dann plötzlich das Unglaubliche: Das Meer beginnt zu brodeln, hohe Wellen lassen das Schiff gefährlich schwanken, Wasserfontänen schießen explosionsartig in den Himmel. Der Küstenstreifen Neuseelands wird beinahe vollständig zerstört, Schlamm, Schmutz und Tiefseepflanzen werden vom Meeresgrund an die Wasseroberfläche gewirbelt, Wale und Robben verschwinden, zahlreiche Menschen kommen ums Leben. Doch Hermann Pauli ist fasziniert von dem Naturschauspiel, das sich ihm bietet. Denn das Meer hat noch etwas anderes ans Tageslicht gebracht: einen rot gefärbten Riesenkalmar. Zu diesem Zeitpunkt ahnt Hermann Pauli nicht, was ihm noch alles bevorsteht - denn das gewaltige Seebeben war erst der Anfang ...

"Was geschieht, wenn die Natur rebelliert" - mit diesem Spruch wirbt der Marebuch-Verlag für "Der Rote" - hat man als Leser bereits in Frank Schätzings Roman "Der Schwarm" erlebt. Und tatsächlich sind Ähnlichkeiten zwischen den beiden Büchern nicht abzustreiten. Doch "Der Rote" als Abklatsch von "Der Schwarm" abzutun, würde dem Buch in keinster Weise gerecht werden, zumal Bernhard Kegel die ersten Kapitel dieses Thrillers mit meeresbiologischem Hintergrund - ganz zu schweigen von den vorangegangenen Recherchen - bereits vor der Veröffentlichung von Frank Schätzings Bestseller geschrieben hat. Stattdessen erzählt der deutsche Biologe seine ganz eigene Geschichte, die ihren Leser in die unendlichen Geheimnisse der Tiefsee zu entführen vermag und dabei gekonnt wissenschaftliche Fakten und Tatsachen mit fiktiven Elementen und Ergänzungen zu einem spannenden Handlungsgeflecht verbindet.
Dabei weiß man als Leser lange Zeit nicht, worauf Kegels Erzählung schlussendlich hinauslaufen soll, doch das tut der Spannung kaum Abbruch; im Gegenteil - so gelingt es dem Autor, Stück für Stück einen lang gezogenen Spannungsbogen aufzubauen, der das Buch zu einer gleichsam abenteuerlichen wie lehrreichen Lektüre werden lässt. Dass dabei der Appell zu einem angemesseneren Umgang mit der Natur nicht ausbleibt, war zu erwarten - und doch gestaltet sich dieser Appell hier auf eine sehr angenehme Weise, da Bernhard Kegel sich keineswegs mit erhobenem Zeigefinger vor den Leser stellt, sondern seine Moral geschickt in die Handlungen oder auf die Zungen seiner Protagonisten legt.

Fazit:
Mit Bernhard Kegels "Der Rote" liegt ein meeresbiologischer Thriller aus deutscher Feder vor, der eine spannende, wenn auch zu Beginn eher ruhige und auf die Gefühlswelt des Protagonisten Hermann Pauli konzentrierte Geschichte erzählt, die sich jedoch bald zu einem packenden Szenario entwickelt, das den Leser so schnell nicht wieder loslässt.