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Fairwater ist das Venedig Marylands. Durch die vielen Sümpfe und Flüsse besitzt es einen eben solchen Charme wie das italienische Pendant, auch wenn Fairwaters Kanäle und Brücken eine andere Art von Touristen anziehen. In keiner anderen Stadt werden so viele missgebildete Kinder geboren und auch die Altersgrenze liegt relativ niedrig. Schuld daran sind teilweise die Abwässer der Fabriken von Cosmo von Bergen und teilweise auch die hohe Rate an Selbstmorden. Dies sind auch die Touristen, die Fairwater anzieht, diejenigen, die lebensmüde sind, skurrilen Gedanken nachhängen, auf ein herabstürzendes Ufo warten und ähnliche Verrückte. Mit ihnen im Schlepptau folgen Späthippies und Psychiater.
Die Reporterin Gloria kommt nur widerwillig zurück an ihren Geburtsort. Aber ihre alte Jugendliebe Marvin ist gestorben und sie denkt, sie ist es ihm schuldig, zu seinem Begräbnis zu erscheinen. Wobei hier nur ein leerer Sarg beerdigt wird, denn seine Leiche hat niemand gefunden. Kaum ist sie zurück, wird sie auch wieder mit den Rätseln und Mysterien von Fairwater konfrontiert. Als echte Reporterin will sie sich daran setzen und herausfinden, was es mit den Morden, den Gedichten um Spiegeln und den vielen verschrobenen Menschen in der Stadt auf sich hat. Doch ihre Arbeit ist gefährlich, denn die Geheimnisse hüten sich selbst.
"Fairwater oder Die Spiegel des Herrn Bartholomew" ist ein äußerst ungewöhnliches Buch, das man am ehesten in den Bereich Mystery einordnen kann. Entgegen des Eindrucks, den dieses Buch am Beginn macht, handelt sich um keine geheimnisvolle Geschichte, die von einer wagemutigen Reporterin aufgedeckt wird. Die Erzählung um Gloria ist nur eine von vielen, die dem Leser einen bruchstückhaften Eindruck der Geschehnisse vermitteln.
Wir begegnen den Figuren Fairwaters in Episoden aus der Gegenwart und der Vergangenheit. Erzähler sind der wechselhafte Lysander, die taffe Gloria, Stella, die einen Teil ihres Lebens verschlafen hat, oder auch ein Wohnungskater. Diese Erzählweise trägt mit zu der eigentümlich düsteren Stimmung bei, die der Roman vermittelt. Damit man den Überblick nicht verliert bei den Figuren- und Zeitwechseln, gibt es eine Zeittafel und ein Personenregister am Ende des Buches.
"Fairwater oder Die Spiegel des Herrn Bartholomew" erzählt von einer Stadt am Rande der Wirklichkeit, in der vieles möglich ist und die Schatten tiefer sind als anderswo. Durch die ungewöhnliche Schreibweise wird der Leser mit vielen ihrer Geheimnisse konfrontiert und von der seltsam fantastischen und düsteren Atmosphäre in seinen Bann gezogen.
Eindeutig ein Buch, das anders ist als andere. Doch durch seinen eigenen Charakter wird es die Leserschaft sicherlich polarisieren.