Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Brutalität | |
Gefühl | |
Humor | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Nachdem auf Niccolò ein Mordanschlag verübt wird, bei dem er nur knapp mit dem Leben davon kommt, und durch den Druck, den das Handelshaus Vatachina auf die Banken ausübt, mit denen Niccolò Geschäfte macht, wird es ziemlich eng für den ehemaligen Färberlehrling Claes. Er steht kurz vor dem völligen Ruin all dessen, was er sich mühevoll und durch Raffinesse aufgebaut hat. Niccolò geht abermals auf Reisen, wie immer in Begleitung einiger Vertrauter. So stehen ihm auf dieser Schiffsreise Gottschalk, sein Beichtvater, Diniz, sein Cousin und wie immer der Afrikaner Lopez zur Seite. Gelis, die kleine Schwester seiner ehemals großen Liebe schließt sich nebst Gouvernante auf der Reise ebenfalls Niccolòs Mannschaft an. Zwischen Gelis und Niccolò entwickelt sich eine Hass-Liebe.
Anscheinend verfolgt Niccolò nur ein Ziel: in Afrika Gold zu finden. Auch das Handelshaus Vatachina schickt seine Schergen mit derselben Intention aus und auf hoher See entfacht zwischen den beiden Kontrahenten Niccolò und Raffaello Doria eine erbitterte Seeschlacht. Auch im Inneren Afrikas treffen beide Rivalen nochmals aufeinander und ein Kampf um Leben und Tod wird ausgefochten.
Ob es tatsächlich nur das Gold ist, auf das Niccolò aus ist, oder was seine nebenbei erledigten Geschäft mit dem Glas- beziehungsweise Brillenhandel für eine Bedeutung haben, sollte nicht vorweg genommen, sondern unbedingt selbst erlesen werden.
Auch das vierte Buch der Reihe "Das Haus Niccolò" besticht wieder durch eine hervorragende Aufmachung. Es ist, wie schon in den Bänden zuvor, ein Lesezeichen beiliegend und wunderschön gestaltete Bilder. Neu hingegen ist, dass sich innerhalb des Einbandes ein Brief von Niccolò befindet, der kurz und treffend auf den bisherigen Verlauf der Geschichte eingeht und eine kurze Inhaltsbeschreibung der vorherigen drei Bände liefert; allerdings muss man ihn dazu zunächst einmal finden.
Im vierten Band "Waagschalen aus Gold" hält sich die Autorin Dorothy Dunnett nicht lange mit Einleitungen auf, setzt auch die meisten Hauptcharaktere als bekannt voraus und beginnt ihre Geschichte in einem rasanten Tempo. Von jeher lässt Dunnett Unaufmerksamkeit des Lesers nie ungestraft. Es ist keine Bücherreihe, die man "überfliegen" oder "querlesen" kann, denn so würden die Feinheiten und die Raffinesse dieses Buches gänzlich verloren gehen und das Buch absolut nicht verstanden werden. So lernte man auch schon in den vorherigen Büchern Dingen, die Niccolò nebenbei erledigt, große Aufmerksamkeit zu schenken, wohl wissend, dass sie irgendwann an Bedeutsamkeit für die Handlung gewinnen. Dunnett verfügt über ein enormes Fachwissen aus der Zeit der Renaissance, setzt es sicher und gekonnt ein und weiß an entscheidenden Stellen zu überraschen. In diesem Buch wird auch auf eine gewisse Erotik nicht verzichtet, die allerdings doch eher ungewöhnlich ist, weil sie aus einer Art Hassliebe resultiert und sich auf seltsame Weise entwickelt. Auch ergeben sich durch diesen Handlungsstrang witzige und interessante Dialoge. Das Ende ist schlüssig. Dunnett zieht dabei wieder alle geschickt geschaffenen Verbindungen zu einem Handlungsstrang zusammen und trumpft mit einem großen Finale auf.
Fazit: Das einzig "Langweilige" ist, dass Dunnett es wieder einmal geschafft hat, ein grandioses Buch vorzulegen, was das Genre des (intelligenten) historischen Romans wieder aufleben lässt. Da kann man nur gespannt auf den fünften Band der Niccolò-Reihe warten. ("Einhornjagd", ab April 2008 erhältlich)