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Lesern des Satire-Magazins
Titanic ist Max Goldt schon länger bekannt. An seinen Kolumnen in der
Titanic hat so mancher seiner Freude, denn sie sind ironisch bis bissig, sprachlich immer ausgefeilt und meist sehr amüsant. So verwundert es natürlich niemanden, dass in unregelmäßigen Abständen Kolumnen und Texte von Max Goldt, die bereits veröffentlicht worden sind, in einem Buch zusammengefasst und herausgebracht werden. Die letzte Zusammenstellung dieser Art ist "QQ", die Titanic-Kolumnen aus den Jahren 2005 und 2006 enthält.
QQ steht nach Max Goldt für stille Güte, und für alles was nicht schreit und spritzt. Ob das nun auf Goldts Texte zutrifft, möge jeder Leser für sich selbst entscheiden. Was ihn in diesem Buch erwartet, ist Verschiedenes: Zum einen sind es kurrile Ideen, wie der Gedanke, dass ein "gesellschaftslähmender und wirtschaftsschädigender Doppel- bis Dreifachfeiertag" im Frühherbst fehle. Goldt schlägt vor, ihn "Masern" zu nennen und versuchshalber regional begrenzt einzuführen. Seine Assoziationen zu dem Feiertag führen ihn allerdings dann doch zu der Erkenntnis, das Maserfest besser uneingeführt zu lassen. Zum anderen werden einige zeitgenössische Phänomene besprochen, wie beispielsweise das Phänomen der Miniatur-Teddybären, die an Rucksäcken oder Handtaschen erwachsener Frauen baumeln. Nach Goldt scheinen sich diese Frauen der verheerenden sozialen Signale, die sie aussenden, nicht bewusst zu sein, denn kein Personalchef würde jemandem einen verantwortungsvollen Posten überlassen, der mit seinem Teddybären zum Vorstellungsgespräch kommt. Auch die deutsche Sprache beziehungsweise die, die sie benutzen, werden genauer betrachtet. So präsentiert Goldt den häßlichsten Satz der deutschen Sprache, der ausschließlich aus Phasengerümpel besteht und den Goldt zerlegt und von vorne bis hinten durchgeht. Der Satz lautet übrigens: "In schonungslos verknappter Sprache bringt er die alltägliche Gewalt auf die Bühne und liefert so eine radikale Bestandsaufnahme des Lebensgefühls einer Generation."
Max Goldt ist ein Meister des Abschweifens und des assoziativen Schreibens. Natürlich gefallen einige Texte besser als andere. Richtig gut sind Goldts Texte immer dann, wenn er sich an eigentlich uninteressanten Details oder Assoziationen aufhängt, diese ausdehnt und weiterspinnt, um letztlich doch wieder zurück zu finden. Besonders gelungen sind auch die Texte, in denen man sich als Leser fragt: Ärgert er sich tatsächlich über irgendeine Kleinigkeit oder parodiert er dies nur? Max Goldts Texte sind einfach witzig, mal ist es der Sprachwitz, der den Leser zum Lachen bringt, mal feine Ironie und manchmal auch einfach seine Begabung Situationen komisch zu beschreiben.
Max Goldt wird von Literaturkritiken gerne mit Superlativen bedacht. Auf einige potentielle Leser mag das abschreckend wirken, denn schließlich kann nur enttäuschen, was so hoch gelobt worden ist. Aber auch wenn man Superlativen, völlig zu Recht, skeptisch gegenübersteht, sollte man den Kolumnen von Max Goldt eine Chance geben, so man denn kunstvolle, immer sehr durchdachte, ausgefeilte und leicht antiquierte Sprache mag, Ironie nicht verabscheut sowie an Beobachtungen und Assoziationen von Max Goldt Interesse haben könnte. Nicht alle Kolumnen sind brillant, aber zumindest sind sie alle unterhaltsam.