Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Brutalität | |
Gefühl | |
Humor | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Über zu wenig Aufwand darf sich Monika Felten nicht beschweren, wenn sie sich ihr neues Buch "Königin der Schwerter" aus dem Verlag Piper anschaut. Ein großes Paperback mit geprägtem Cover, ein Lesezeichen mit "Felten-Fantasy ist klasse Fantasy" - Piper setzt offenbar sehr auf die Fantasyautorin.
Im Reich Benize, irgendwo in einer mittelalterlichen Welt, hofft alles auf die Wiederkehr der einstigen Hohepriesterin Zarife. Eine bösartige Macht hat vor Generationen Zarife und ihren Tempel geschändet, aber ihr Körper blieb bestehen und immer noch erzählt man sich Geschichten über sie. In einem Tempel im Hochland, der von den unheimlichen Dashken bewacht wird, liegt nicht nur Zarifes Körper, hier wachen die Hüterinnen, eine lange Reihe von immer rein weiblichen Priesterinnen, die auch das alte Wissen bewahren.
In den Dörfern des Waldlandes formieren sich die Rebellen, denn sie haben mitbekommen, dass sich die Prophezeiung zu erfüllen beginnt, die Raben gesprochen haben - zumindest in den Träumen einiger Menschen mit dem zweiten Gesicht.
In unserer Welt ist Sandra Thorsen eine junge Studentin, die nebenbei bei einer Lokalzeitung arbeitet. Als sie über eine Auktion berichtet kann sie nicht anders, als eine Affenskulptur zu ersteigern. Sie nimmt den tönernen Affen mit nach Hause, schreibt gleich den Artikel und füllt ihn mit esoterischen Sprüchen, von denen sie hinterher nicht mehr weiß, wann sie die geschrieben hat.
Am nächsten Morgen streiten sich ihre zwei Freundinnen über die Figur, denn die eine erkennt eine lebendige Aura - die junge Dame hat "echte Zigeuner" in ihrer Ahnenreihe - und die andere verfolgt alles Übersinnliche mit einer Art manischem Hass. Der tönerne Affe beginnt in Sandras Leben einen wichtigen Platz einzunehmen, und Ivana, die wahrsagende Freundin, liest in ihrem Tarot von einer großen Veränderung in Sandras Leben ...
Zwei Seelen wohnen, ach, in diesem Buch: Da ist auf der einen Seite die mystisch-phantastische Seele, die routinierte Fantasy, die in Benize spielt, und dann die realistische Seele, die sich in unserer Welt verlustieren darf, was aber leider völlig in die Hose geht. Da fragt man sich, ob das Lektorat bei Piper geschlafen hat oder kurz vor dem Lesen schon verstarb. Sämtliche Dialoge zwischen Sandra und ihren Freundinnen sind dilettantisch geschrieben, niemand spricht so. Die Auktionsgeschichte ist schwach und unlogisch, die Personen agieren farblos - irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass hier jemand schreibt, der keine Lust auf Fiktion in der realen Welt hat, sich darin unsicher fühlt, das ist ja in Ordnung, aber dann sollte man solche Teile einfach weglassen. Es ist ja wahrlich auch nicht so, als ob die Retterin aus der realen Welt in irgendeiner Weise originell wäre.
Die Fantasywelt ist Konfektionsware, die Geschichte auch und die Szenen in der realen Welt sind schrecklich, die handelnden Personen so viele, dass die Autorin sie nicht in den Griff bekommt, und eine Identifikationsfigur sucht man auch vergebens. Nein, das ist keine "klasse Fantasy", das ist nur handwerklich löchrige Standardware.