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Drei Staffeln haben der Serie "Für alle Fälle Fitz" weltweit Kultstatus eingebracht. Doch der Ausstieg von Serienerfinder Jimmy McGovern führte zu einer nachlassenden Qualität in der Storyline. So folgte auf Staffel drei noch das Special "Weiße Teufel", bevor "Für alle Fälle Fitz" für zehn Jahre in der Versenkung verschwand. Erst 2006 empfand McGovern, dass er wieder Inspiration für eine neue Fitz-Geschichte hatte, und verfasste das 109-minütige "Nine Eleven". Diese beiden Specials sind nun unter dem etwas unpassend anmutenden Titel "Für alle Fälle Fitz - Vierte Staffel" als DVD-Box bei Koch Media erschienen.
Weiße Teufel (White Ghost)
Ein "Weißer Teufel" - oder "White Ghost" im Englischen - ist ein Europäer, der nach Asien kommt, um dort Geschäfte zu machen und dazuzugehören. Doch gerade Letzteres wird ihm niemals gelingen, da er die fernöstliche Mentalität nicht verinnerlicht. Der nach Hongkong ausgewanderte Brite Dennis Philby ist so ein "White Ghost". Aufgrund mehrerer Fehlinvestitionen mit seiner Firma steht er am Rand des Ruins. Doch seine chinesische Freundin erwartet ein Kind, und seine größte Angst wäre der finanzielle Abstieg dorthin, wo seine Wurzeln liegen. In seiner Verzweiflung ermordet er den chinesischen Geschäftsmann, der von seinem Ruin profitieren würde.
Fitz befindet sich zu dieser Zeit auf Vortragsreise in Hongkong, welches zu diesem Zeitpunkt noch zum Vereinigten Königreich gehört. Nachdem die unter britischer Führung stehende Polizei bei diesem Mord vor einem Rätsel steht, wird er von der ermittelnden Beamtin Janet Lee Cheung als psychologischer Berater engagiert. Zusammen mit dem aus Manchester angereisten DCI Wise begibt sich Fitz erneut auf Mörderjagd.
"Weiße Teufel" war das abschließende Special der Serie, welches 1996 ausgestrahlt wurde. Nachdem die Storyline um Fitz in Manchester abgeschlossen war, verlegte man sich mit Hongkong auf einen exotischeren Handlungsort, der (zumindest damals) dennoch zum Commonwealth gehörte. Auf die Art tilgte man Fitz' kompliziertes Verhältnis zu Familie, Freunden und Kollegen. Das einzige Relikt aus dieser Epoche ist DCI Wise, der als Ersatz für die von Fitz aus naheliegenden Gründen angeforderte Penhaligon kommt. Ob dies eine gute Wahl war, bleibt anzuzweifeln. Ricky Tomlinson verkommt mit seinem Charakter in dieser Folge zum bloßen Stichwortgeber und Anhängsel von Fitz. Von dem beeindruckenden DCI aus Manchester, der Fitz in früheren Folgen die Stirn bot, ist hier leider nicht sehr viel zu merken. Dafür entwickelt sich ein Zusammenspiel zwischen Fitz und seiner fernöstlichen Kollegin Leung, aus dem beide Charaktere mit neuen Erfahrungen hervorgehen.
Ansonsten handelt es sich bei "Weiße Teufel" - gerade in Bezug auf den Plot - um eine eigentlich recht gewöhnliche Fitz-Folge aus der Feder von McGovern-Nachfolger Paul Abbott. Als Konsument fragt man sich, ob der exotische Hintergrund nicht noch stärker hervorgearbeitet hätte werden können.
Nine ElevenFitz' Tochter Katy heiratet. Zu diesem Anlass reist die nach Australien ausgewanderte Familie zurück nach Manchester. Fitz ist nicht wenig geschockt, als er sieht, wie sehr sich die Stadt in den sieben Jahren seiner Abwesenheit verändert hat. Nichts erinnert mehr an das Manchester, in dem er früher zusammen mit der Polizei in Mordfällen ermittelt hat.
Einer der jetzigen Polizisten, Kenny Archer, war einst als britischer Soldat in Nordirland stationiert. Sein Dienst in Ulster hat schwere Traumata bei ihm hinterlassen. Umso mehr erzürnt es ihn, dass die Krise in Nordirland nun aufgrund der Ereignisse des 11. September vor allem von den Amerikanern so sehr heruntergespielt wird. Als er mitbekommt, wie ein amerikanischer Staatsbürger bei einem Auftritt in einem Pub dieses Problem thematisiert, bringt Kenny ihn um. Die Polizistin DS Saffron Saleh zieht daraufhin den in Manchester weilenden Fitz zu Rate, was sich aufgrund Kennys zunehmender Unberechenbarkeit als guter Schachzug entpuppt.
"Nine Eleven" ist nicht nur die Rückkehr von Fitz ins Fernsehen, sondern auch die Rückkehr von Serienschöpfer Jimmy McGovern zu einer seiner persönlichsten Schöpfungen. Während seiner gesamten Laufzeit hat "Für alle Fälle Fitz" Themen angesprochen, die im normalen TV-Programm eher verschwiegen oder bestenfalls weichgespült werden. "Nine Eleven" bildet keine Ausnahme. Wer hätte sich nicht schon einmal gewünscht, den Amerikanern zu sagen, was man von ihrem Krieg gegen den Terror hält. Die politischen Probleme, auf die McGovern mit dieser Folge anspielt, werden angemessen transportiert. Bedauerlicherweise leidet darunter der Rest des Filmgefüges. Vor allem die Verhörszenen mit Fitz haben immer eine große Bedeutung für die Serie gehabt, hier wird das eher inoffizielle Verhör auf fünf bis zehn Minuten zusammengestutzt. Auch die Probleme Fitz' mit seiner Familie und einem zweifelnden polizeilichen Vorgesetzten wirken eher aufgewärmt. So mag Richard Coyle sicher kein schlechter Schauspieler sein, doch steht er als DI Walters viel zu sehr im Schatten des von Christopher Eccleston dargestellten DCI Bilborough.
Ton und Bild sind für eine TV-Produktion gut ausgefallen. Jede DVD enthält die deutsche und englische Tonspur zuzüglich deutscher Untertitel. Englische Untertitel wären sehr schön gewesen, sind aber nicht unbedingt notwendig. Wie schon bei den vorangegangenen drei Staffel-Boxen kann man hier nur empfehlen, sich die Folgen im englischen Original anzusehen. Des Weiteren ist auf DVD zwei das lang ersehnte Making Of der Serie enthalten, was bisher gefehlt hat.
"Weiße Teufel" und "Nine Eleven" sind keinesfalls schlechte TV-Krimis. Doch im Vergleich mit den drei regulären Staffeln von "Für alle Fälle Fitz" wirken sie stellenweise eher wie ein mäßig aufgewärmtes Gericht vom Vortag. Der Fan muss feststellen, dass einfach der Pepp früherer Folgen verloren gegangen ist. Womöglich hätte es beiden Specials gut getan, wenn Paul Abbott und Jimmy McGovern noch den einen oder anderen Gedanken über ihr Skript verloren und sich die alten Folgen noch einmal angesehen hätten. So bietet "Für alle Fälle Fitz - Vierte Staffel" zwar gute und auch polarisierende Krimikost, reicht aber nicht an die Qualität früherer Staffeln heran.