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Nach mehrjähriger Bildschirmabstinenz der berühmt-berüchtigen Dämonenjägerin mit dem eigentümlichen Namen Buffy hat sich ihr Erfinder, Kult-Autor Joss Whedon, erfreulicherweise dazu entschlossen, seine Erfolgsserie sozusagen wiederzubeleben - und zwar in Comicform.
Whedon, der in diesem Medium bereits erste, erfolgreiche Schritte gewagt hat, konnte für seine
achte Staffel, wie die Reihe offiziell untertitelt wird, neben einigen der früheren Drehbuchautoren von
Buffy the Vampire Slayer gleich mehrere US-Comicgrößen gewinnen, sodass die neue Comicreihe mit einigem Hype gestartet ist.
Der Softcover-Sammelband
The Long Way Home versammelt nun die ersten fünf Ausgaben der US-Comicserie. Sie alle wurden von Joss Whedon selbst geschrieben und bilden sozusagen die Pilotfolge der neuen Staffel.
Für langes Vorgeplänkel nimmt sich Whedon keine Zeit, der Leser wird regelrecht in die Handlung katapultiert: Buffy Summers ist wieder auf der Jagd!
Diesmal allerdings ist sie nicht die Einzige, hatte sie doch in der letzten Folge der TV-Serie die weitreichende Entscheidung getroffen, mit Hilfe uralter Magie die mystische Kraft, die in jeder potentiellen Jägerin schlummert, zu erwecken. Jetzt, circa eineinhalb Jahre nach diesem Ereignis, gibt es mindestens 1800 Jägerinnen. Fast 500 - immerhin - arbeiten eng mit Buffy und ihren Gefährten, der
Scooby Gang, zusammen. Im scharfen Gegensatz zu früher bilden sie eine technisch hoch versierte, fast schon militärisch strukturierte Gruppierung.
Vieles hat sich geändert. Nach der Zerstörung von Buffys Heimatstadt Sunnydale haben sich die Mitglieder der ehemaligen
Scooby Gang über den ganzen Globus verteilt. Buffy und Xander leiten ihre Einheit von einem magisch versteckten Schloss in den schottischen Highlands aus. Ebenfalls bei ihnen lebt Dawn, Buffys Schwester, die sich auf dem College ein - im wahrsten Sinne des Wortes - riesiges Problem eingehandelt hat.
Bald schon jedoch werden sie von der Vergangenheit eingeholt: Das US-Militär, allen voran ein resoluter, hochrangiger General namens Voll, hält die Zerstörung Sunnydales für einen terroristischen Anschlag, den niemand anderes als Buffy selbst verübt haben soll.
Die Jägerinnen stellen eine Macht dar, die das Militär nicht kontrollieren kann - und getreu dem Motto "Der Feind meines Feindes ist mein Freund” geht General Voll einen Pakt mit einer alten Bekannten der Jägerin ein, die noch eine offene Rechnung zu begleichen hat: Amy Madison, eine der letzten Überlebenden von Sunnydale. Es stellt sich heraus, dass sie über ein Jahr lang unter den Trümmern der Stadt begraben lag, am Leben gehalten von ihren Hexenkräften - und inzwischen offenbar wahnsinnig geworden.
Sie wird zur Verbündeten von General Voll, der selbst wiederum einer mysteriösen Gruppe angehört, die sich
Twilight nennt und ihre eigenen Gründe zu haben scheint, Buffy zu beseitigenÂ…
Magische Schlachten, eine Armee aus Zombies, Helikopterflüge und viele Cliffhanger:
Es geht rasant zu im Auftakt zur neuen Buffy-Serie und einmal mehr beweist Joss Whedon, dass er dazu in der Lage ist, fantastische Dialoge zu schreiben. Obwohl die Zeichnungen von Georges Jeanty nicht überdurchschnittlich gut sind, gelingt es ihm bei den meisten Figuren, die bekannte Charakteristika so einzufangen, dass gepaart mit den spritzigen Texten tatsächlich das Gefühl aufkommt, die Serie sei zurück.
Zahlreiche Referenzen auf frühere Begebenheiten verstärken dieses Gefühl. Zudem lässt Whedon, der im Medium Comic, was die Handlung betrifft, nicht dem beschränkten Budget einer TV-Serie Rechnung tragen muss, zahlreiche alte Bekannte auftauchen, die das Fan-Herz höher schlagen lassen.
The Long Way Home ist anzumerken, dass Gewaltiges auf die Jägerin - und den Leser - zukommt: Die ersten Fäden und Spuren werden ausgelegt und machen neugierig auf mehr. Trotzdem hat der Staffelpilot teilweise kleine Hänger. Das mag zum einen daran liegen, dass sich das Leben der Figuren im Vergleich zur Serie sehr stark geändert hat - und dass einige beliebte Charaktere in diesem ersten Handlungsbogen gar nicht oder nur kurz auftauchen. Mit Sicherheit war es eine gute Entscheidung, eine neue Struktur in die Serie zu bringen, um alles frisch zu halten. Allerdings tauchen im Comic auch Wesen auf, die mehr in eine Fantasy-Erzählung passen als ins Buffyversum - gerade im Mittelteil gibt es einige kleine Hänger, was erfreulicherweise ein sehr starker, spannender Schluss wieder herausreißt und sehr neugierig auf mehr macht.
Als Zugabe ist in dem schön gestalteten Paperback, der übrigens auch die wunderschönen Cover der Einzelausgaben aus der Feder von Jo Chen enthält, noch die Einzelepisode "The Chain” enthalten. Diese Kurzgeschichte, ebenfalls von Joss Whedon geschrieben, beleuchtet das Leben einer der beiden Jägerinnen, die als Buffy-Double unterwegs sind, um Anschläge auf die berühmte Jägerin zu erschweren.
Für den Buffy-Fan an sich ist "The Long Way Home" definitiv Pflichtlektüre - und bis auf ein paar Kleinigkeiten auch sehr gute Kost.
Es bleibt abzuwarten, ob Joss Whedon zusammen mit seinen Co-Autoren die kleinen Startschwierigkeiten in den kommenden Ausgaben endgültig ausmerzen kann und zu gewohnter Höchstform aufläuft.
Der Sammelband, ein stabiles Softcover mit ansprechender Papierqualität, wurde bereits wenige Monate nach der Erstpublikation der einzelnen Comicausgaben auf den Markt gebracht. Dass der Lesefluss nicht durch zahlreiche lästige Werbeanzeigen unterbrochen wird, ist ein weiterer Pluspunkt.
Fazit:
Joss Whedon bietet mit "Buffy Staffel 8" in Comicform das, was er bereits sieben Staffeln lang im Fernsehen geboten hat: Spannende, humorvolle und auch kritische Unterhaltung, die beweißt, dass
Buffy the Vampire Slayer nicht umsonst zum Kult geworden ist.
Eine vielschichtige, bislang gut konstruierte Story, die zum Wieder-Lesen einlädt.