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 Gute Argumente

13 Kriminalgeschichten


Cover
Gesamt ++---
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Gute Argumente braucht eine ältere Dame schon, um den zum "Messie" verkommenen und nun auch zunehmend dementen Ehemann mal eben um die Ecke zu bringen, weil sie einen Heimaufenthalt nicht bezahlen kann; gut, dass die verständnisvolle Enkelin dichthält. Bei einer anderen Dame am Ende der so genannten besten Jahre bietet eine Wanderung im Gebirge die Möglichkeit, den ihr angetrauten Tyrannen diskret loszuwerden. Aber nicht nur Ehemänner bekommen in den dreizehn Kriminalgeschichten der Autorin Angelika Stucke ihr Fett ab, sondern auch beispielsweise in einem Fall die missliebige Schwiegertochter. Als die Schwiegermutter durch heimliche Schnüffelei herausfindet, dass die Frau ihres Sohnes anscheinend über das Internet einen Liebhaber gefunden hat, beschließt sie, beim ersten Treffen der beiden Täubchen den Liebhaber zu erschießen.
Schwägerinnen sind manchmal auch so eine Sache, wie die Ich-Erzählerin einer anderen Geschichte aus leidvoller Erfahrung weiß. Umso schlechter, wenn die gehässige Schwester des Ehemannes im Haus lebenslanges Wohnrecht besitzt, da bietet es sich eigentlich an, deren Leben ein bisschen zu verkürzen.
Aber nicht immer sind es die lieben Verwandten oder Freundinnen, die zu Konkurrentinnen um einen Mann werden, die einander bedrohen. Wenn ein deutscher Urlauber das plötzlich auf die Straße springende Kind einer heißblütigen Spanierin überfährt, wird er seines Lebens natürlich nicht mehr froh - und vielleicht erweist sich der tödliche Hass der Mutter ja als Gnade?

Die Protagonisten in diesen Geschichten entsprechen kaum einem der Vorurteile, die man gegenüber Mördern in Wirklichkeit und Fiktion hegt. Sympathische Omas schmieden hier düstere Pläne, Frauen in den mittleren Jahren ziehen nach langer Zeit der Resignation einen aufrührerischen Schlussstrich, die Senioren in einem Pflegeheim fallen samt Köchin übereinander her, und Mütter üben tödliche Rache an den Menschen, von denen sie glauben, dass diese am Tod oder Unglück ihrer Kinder die Schuld tragen. Vor allem tyrannische oder lästige Ehemänner jenseits der Fünfzig scheinen, zieht man die dreizehn Geschichten zu statistischen Erwägungen heran, eine geringe Halbwertszeit zu besitzen. Der besten Freundin sollte man nach dieser Lektüre aber auch nicht mehr unbedingt trauen.
Es geht also ganz ordentlich zur Sache. Freilich sind die Plots von Anfang an transparent, nur selten geschieht etwas Unerwartetes; vielleicht überraschen ein paar Details bei der Ausführung und Verschleierung. Wer wen warum umbringt und meistens auch wie: selten ahnt beziehungsweise weiß man es nicht von Anfang an. Das ist für eingefleischte Krimifreunde schade, die nicht nur mit viel schwarzem Humor, ausgesprochen schrägen Charakteren und originellen Tötungsmethoden vorlieb nehmen wollen. Wirklich spannend geht es in diesen Geschichten kaum einmal zu. Und die eine oder andere, die sich zunächst auf unerwartete Weise entwickelt, klingt seicht aus.
Dies soll nicht heißen, dass die Geschichten nicht ihren Reiz hätten, doch die Strickart wirkt bei etlichen der dreizehn Storys sehr ähnlich. Schade eigentlich, die Ideen haben Potenzial.
Klassische Kurzkrimis bekommt man in diesem Buch nicht serviert, aber auch der skurrilste Plot, die ausgefallensten Protagonisten fesseln nicht sonderlich, wenn die Umsetzung zu gemütlich und vor allem zu abwechslungsarm gerät. Was bleibt, ist überwiegend recht nette Unterhaltung.

Regina Károlyi



Taschenbuch | Erschienen: 01. Oktober 2007 | ISBN: 9783937357201 | Preis: 9,95 Euro | 145 Seiten | Sprache: Deutsch

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