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 Der Clan der Otori, Folge 2: Der Pfad im Schnee

Der Clan der Otori 2


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton


Mit ihrer ursprünglich als Trilogie konzipierten Roman-Reihe "Der Clan der Otori" - mittlerweile sind fünf Bände erschienen - konnte die heute in Australien lebende Autorin Lian Hearn einen weltweiten Erfolg feiern. Nach "Das Schwert in der Stille" wurde im August 2007 auch das Hörbuch zum zweiten Teil der Reihe, "Der Pfad im Schnee", im Hörbuch-Hamburg-Label Silberfisch neu aufgelegt.

Zwar hat der Tohan-Lord Iida Sadamu, unter dessen Führung etliche Monate zuvor Takeos Heimatdorf verwüstet und seine Einwohner grausam getötet wurden, durch die Hand der jugendlichen Shirakawa Kaede den Tod gefunden, doch auch Takeos Adoptivvater, Lord Otori Shigeru, hat der Kampf das Leben gekostet. Obwohl in Takeos Innerem Hass und Rachegefühle brodeln, muss er sich zurückhalten, hat er doch mit dem sogenannten "Stamm" ein Abkommen geschlossen, nachdem er sich in dessen Obhut begeben muss. So verlässt Takeo den Clan der Otori und begibt sich unter die Mitglieder des geheimnisvollen Stammes, dessen Blut auch in den Adern des Jungen fließt. Denn Takeo hat besondere Fähigkeiten: Er hat nicht nur ein ungewöhnlich scharfes Gehör, er kann sich bei Bedarf auch unsichtbar machen oder ein täuschendes Abbild von sich erschaffen. Schnell jedoch formt sich in Takeo Abneigung und infolge dessen hartnäckiger Widerstand gegen die Gewohnheiten und die Mentalität des Stammes. Als er dann noch erfährt, dass der Stamm für die Ermordung seines leiblichen Vaters verantwortlich ist, beschließt Takeo davonzulaufen. Doch damit unterzeichnet er sein Todesurteil ...
Gleichzeitig sehnt sich Kaede nach der Nähe ihres geliebten Takeo, ein Bedürfnis, das noch drängender wird, als sie herausfindet, dass sie sein Kind unter dem Herzen trägt. Um bei ihrer Heimkehr nicht in Ungnade zu fallen, erzählt sie ihrer Familie, dass dieses Kind von Lord Otori Shigeru sein müsse, mit dem sie noch vor dessen Tod - und damit vor dem offiziellen Hochzeitstermin - vermählt worden sei. Doch während Kaede sehnsüchtig auf die Rückkehr Takeos wartet, muss sie gegen eine von Männern dominierte Welt aus Politik und Machtspielen bestehen ...

Da "Der Pfad im Schnee" dort ansetzt, wo "Das Schwert in der Stille" seinen Hörer zurückgelassen hat, ist das im ersten Teil der Reihe vermittelte Vorwissen nicht nur für den weiteren Verlauf der Beziehung zwischen Takeo und Kaede von großer Bedeutung, sondern auch, um die Verhältnisse, Machtstrukturen und gesellschaftlichen Konventionen des an das Japan vor wenigen hundert Jahren angelehnten Landes, in dem die "Clan der Otori"-Reihe spielt, vollends erfassen zu können. Wem dieses Vorwissen fehlt, der wird sich zunächst schwer tun, sich in der vorliegenden Hörbuch-Produktion zurechtzufinden; alle anderen jedoch bekommen mit "Der Pfad im Schnee" Einblick in einen weiteren Teil aus dem Leben der beiden Protagonisten, der sich stilistisch vom vorangegangenen Band nicht im Geringsten unterscheidet. Wieder erzählt Lian Hearn eine ruhige, intensive Geschichte, die durch liebevolle Details besticht und tiefe Einblicke in die Gefühlswelten von Takeo und Kaede gewährt. Durch diese Art der Erzählung kommt aber leider auch die Spannung ein wenig zu kurz, so dass "Der Pfad im Schnee" trotz einer gekürzten Hörbuchfassung einige Längen aufweist.
An diesem Eindruck sind jedoch auch die beiden Sprecher der Produktion, Marlen Diekhoff und August Diehl, nicht ganz unbeteiligt. Während die Grundidee der Aufteilung des Hörbuchs auf zwei Interpreten - wobei August Diehl die in der ersten Person erzählten Passagen Takeos spricht und Marlen Diekhoff die Teile der Geschichte übernimmt, in denen Kaede im Mittelpunkt steht - zu gefallen weiß, können die Sprecher selbst weniger überzeugen. Zwar wirkt ihre Lesung grundsätzlich sicher und beständig, stellenweise erweist sie sich allerdings auch als ein wenig emotions- und leidenschaftslos. Zudem bewegen sich beide jeweils lediglich auf einer einzigen stimmlichen Ebene und setzen Sprachmelodie und Tonlage kaum dazu ein, die erzählte Geschichte und ihre facettenreichen Charaktere auch akustisch lebendig werden zu lassen.

Fazit:
"Der Pfad im Schnee" ist eine gelungene und gefühlvolle Fortsetzung zu "Das Schwert in der Stille", der es jedoch - ebenso wie ihrem Vorgänger - an Spannung und Tempo fehlt. Das ist zumindest zum Teil auch den beiden Sprechern zuzuschreiben, die zwar eine solide Leistung abgeben, die Geschichte aber nur schwer über neun Stunden hinweg zu tragen vermögen.

Valentino Dunkenberger



CD | CD-Anzahl: 7 | Erschienen: 01. August 2007 | ISBN: 9783867428057 | Laufzeit: 552 Minuten | Originaltitel: Tales of the Otori 2 - Grass for His Pillow | Preis: 29,95 Euro

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