Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Bildqualität | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Die Künstler des Symbolismus scheinen heutzutage besonders für Abgrenzung zu stehen. Mehr seelische Tiefe als der vorangegangene Realismus, keine niedere Detailtreue wie beim Naturalismus und keine verklärende Schwärmerei wie in der Romantik. Die Themen, dieser oft als Bindeglied zwischen Impressionismus und Expressionismus bezeichneten Epoche, waren Verfall, Untergang und überspitzte Sinneslust.
Dies zeichnete sich auch in den Bildern des Buches "Der Kuss der Sphinx" ab, das im Hatje Cantz Verlag erschienen ist. Der Katalog wurde anlässlich der gleichnamigen Ausstellung herausgegeben, die noch bis Anfang Februar 2008 in Wien zu sehen ist.
Der Band beginnt mit vier Essays. Zuerst kommt eine kurze Einführung über den "Symbolismus - Pro und Kontra", gefolgt von zwei Anhandlungen über Belgien, nämlich "Brüssel - Drehscheibe des Symbolismus in Europa" und "Verginge nicht diese Stadt? Brügge als Treffpunkt europäischer Symbolisten". Abgeschlossen wird dieser Teil des Buches mit dem Vergleich "Spiegelbilder der Seele. Der belgische Symbolismus und der Wiener Jugendstil". Kleinere Abbildungen, die immer wieder eingestreut sind, lockern die Texte auf.
Der Hauptteil des Buches enthält die Bilder der Ausstellung, trägt den Namen "Tafelteil" und ist in fünfzehn Kapitel unterteilt. Fünf davon widmen sich Malern: Félicien Rops, Joséphin Péladan, George Minne, Jean Delville und Léon Spillaert. Die restlichen zehn Kapitel widmen sich Sachthemen des Symbolismus, darunter Literatur und Illustration, Kunstgewerbe, Wagnerkult und erneut dem Thema Stadt.
Abgerundet wird das Buch mit einem Anhang, bestehend aus Biografien und Verzeichnissen der in Wien ausgestellten Werke und ihrer Künstler, ausgewählter Literatur und einem Abbildungsnachweis.
Was bei diesem Bildband besonders auffällt, sind die ausführlichen Textteile. Der "Tafelteil" mit den Werken der Ausstellung beginnt erst auf Seite Siebzig und selbst dort werden den Portraits der Künstler jeweils mehr als eine Seite eingeräumt. Wenn man noch die Biografien hinzurechnet, kann man schon sagen, dass der Informationsvermittlung eine ebenso wichtige Rolle zugedacht wurde wie der reinen Präsentation der Bilder.
Und trotzdem stehen die Bilder im Vordergrund. Oft umrahmen sie auch die Texte und geben dem Buch somit eine ganz eigene Erscheinung. Die dargestellten Kunstwerke reichen von Gemälden über Zeichnungen bis hin zu Skulpturen und Kunstgewerbe.
Dabei gibt es viele Bilder, die den einen oder anderen überraschen werden. Sei es, dass hier ganz Alltägliches dargestellt wird oder der Stil einiger Werke doch eher an Jugendstil oder Expressionismus, wenn nicht gar an Surrealismus denken lässt.
Die Qualität der abgebildeten Werke, seien es die Gemälde oder die Fotos, ist, wie vom Verlag gewohnt, sehr hoch, mit einer scharfen Abbildung und klaren Bildern.
Wer sich für Symbolismus interessiert und nicht nach Wien reisen kann, sollte zumindest einen Blick in den wirklich interessant gestalteten Katalog werfen. Er bietet ein faszinierendes Spektrum der Kunst des belgischen Symbolismus und macht Lust, mehr von dieser Kunstrichtung zu erfahren.