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Das Reich des Goldenen Drachen, ein friedliches Land tief im Himalaja: Hier bereitet der weise Lama Tensing seinen jungen Schüler Dil Bahadur auf seine zukünftigen Pflichten als König vor. Der Prinz ist erst achtzehn, doch bald soll er ein weiser und gütiger Herrscher im Land des Goldenen Drachen sein. Tensing führt seinen Schüler in das versteckt liegende Tal der Yetis, wo Dil Bahadur sich mit eigenen Augen überzeugen kann, dass die sagenhaften Kreaturen wirklich existieren.
Zur gleichen Zeit in New York: Nach den im Amazonasgebiet erlebten Abenteuern (nachzulesen in "Die Stadt der Wilden Götter"), bereiten sich Kate Cold, ihr Enkel Alex und seine Freundin Nadia Santos auf eine Reise in das Land des Goldenen Drachen vor. Kate Cold möchte dort für den National Geographic eine Reportage über den sagenhaften Goldenen Drachen schreiben. Diese heilige Statue ist seit jeher im Besitz der friedliebenden Bewohner des Landes. Sie besteht aus purem Gold, aber ihr eigentlicher Wert ist ihre besondere Fähigkeit - mit der Statue lässt sich angeblich die Zukunft vorhersagen. Allerdings kann nur der jeweilige König des Reiches sie befragen, denn die uralte Figur gibt nur rätselhafte, verschlüsselte Antworten. Dass dies natürlich auch Menschen mit schlechten Absichten anzieht, ist klar. Ein exzentrischer Sammler aus New York möchte den Goldenen Drachen besitzen - er ist der zweitreichste Mann der Welt, möchte aber natürlich um jeden Preis der Reichste von allen sein. Die Statue wird tatsächlich gestohlen, und das, obwohl nur der König die Geheimnisse ihres Verstecks kannte. Doch damit nicht genug: Nadia und einige andere einheimische Mädchen werden von der Skorpionsekte, einer Bande von brutalen Mädchenhändlern, entführt und in eine Höhle in den Bergen verschleppt.
Nun ist es an Alex, dem Prinzen Dil Baradur und dem weisen Lehrmeister Tensing, Nadia und die anderen Mädchen zu befreien, die Statue zurück zu erlangen und dadurch das Reich des Goldenen Drachen zu retten. Dabei sollen auch die Yetis eine entscheidende Rolle spielen ...
"Im Reich des Goldenen Drachen" ist der zweite Teil einer Jugendbuch-Trilogie aus der Feder der chilenischen Autorin Isabel Allende. Im Hörverlag ist das Hörbuch bereits 2003 als Lesung erschienen. Seit Oktober 2007 ist es auch Teil einer Sammelbox, die die gesamte Allende-Trilogie enthält (Sammelbox aller drei Romane: 24 CDs, ISBN 978-3-86717-191-5; Einzellesung "Im Reich des Goldenen Drachen": 10 CDs, ISBN 978-3-89940-211-7).
Die Mischung aus Reisebericht, Abenteuer und fantastischen Elementen wurde auch in diesem Teil gelungen fortgesetzt. Berichtete Allende in "Die Stadt der Wilden Götter" noch aus dem heißen Amazonasgebiet, so verschlägt es den Hörer diesmal nach Fernost, in die verschneiten Berglandschaften des Himalajas. Die Stimmung ist vollkommen anders, aber ebenso exotisch. Wieder gibt es interessante Einsichten in fremde Kulturen und Lebensweisen und ein wenig unaufdringliche Zivilisationskritik - während die buddhistischen Einwohner im Gebirge friedlich und bescheiden leben, repräsentiert der skrupellose Sammler, der die goldene Statue für sich beansprucht, das Böse und Habgierige der westlichen Zivilisation. Auch Übersinnliches sorgt wieder für Faszination und wurde dabei so geschickt eingebunden, dass es nicht wie typische Fantasyliteratur wirkt: Die Yetis, die sich weiter entwickelnden Fähigkeiten von Alex und Nadia, die buddhistischen Mönche - all das vermischt sich zu einer betörenden Abenteuergeschichte, die man nicht aus der Hand, oder in diesem Fall: dem CD-Player legen mag. Vor allem wem die Ideen des Buddhismus gefallen und wer ein wenig Spiritualität mag, wird sich für diese Geschichte begeistern können.
"Im Reich des Goldenen Drachen" wird - ebenso wie der erste Teil - in ungekürzter Fassung von Marc Oliver Schulze gelesen, immerhin eine Mammutlesung von zehn Stunden. Sein angenehm ruhiger Vortrag hat sich im Vergleich zum ersten Band noch verbessert. Als Erzähler ist er ruhig und eher distanziert, zugleich verleiht er den einzelnen Personen, wenn sie zu Wort kommen, einen unverkennbaren Charakter, zum Beispiel wenn er im Dialekt der Einheimischen spricht.
Fazit: Auch der zweite Teil von Allendes Trilogie ist abenteuerlich, fantastisch und spannend. Nicht nur für Jugendliche, auch für Erwachsene ist dieser Ausflug in das Verbotene Reich im Himalaya ein Erlebnis. Gelungen umgesetzt wurde der Roman von Sprecher Marc Oliver Schulze, so dass man mit dieser angenehmen Lesung ferne Länder bereisen und dabei gemütlich auf der Couch liegen kann.