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Durch den Start des Kinofilms im Dezember 2007 ist
Der Goldene Kompass wieder in aller Munde. Da lohnt es sich durchaus, einen genauen Blick auf die Hörbuch-Version zu werfen, die im Jumbo Verlag erschienen ist.
Es scheint wichtig zu bemerken, dass die Bezeichnung "Hörbuch" bei dieser Version des Goldenen Kompass eigentlich nicht ganz richtig ist. Vielmehr handelt es sich um eine sehr aufwändig inszenierte Lesung durch mehrere formidable Sprecher. Das erinnert ansatzweise fast an ein Hörspiel, schlussendlich wäre diese Bezeichnung jedoch falsch, da die nahezu ungekürzte Audioversion den Text von Philip Pullman nicht adaptiert, sondern interpretiert. Und das ist gut so!
Im Mittelpunkt der Geschichte steht die ziemlich jungenhafte 11-jährige Lyra. Ihr bisheriges Leben hat sie in einem College in Oxford verbracht. Dann wird sie jedoch plötzlich in ein rasantes Abenteuer verwickelt wird, das sie weit über die Grenzen Englands hinaus bis in die verschneiten Wüsten des Polargebiets führt.
Schon in den ersten Minuten wird dem Zuhörer klar, dass Lyras Welt nicht ganz der unseren entspricht. Am markantesten springt ins Auge, dass jeder Mensch dort einen Daemon besitzt: ein magisches, Gestalt gewordenes Alter Ego, welches zwar über einen eigenen Willen verfügt, durch unsichtbare Bande aber bis in den Tod hinein mit seinem Gefährten verbunden ist.
Lyras Daemon heißt Pantalaimon, und er ist es, der ihr auch dann zur Seite steht, als ihr Leben dramatische Wendungen nimmt. Im ganzen Land verschwinden auf mysteriöse Weise Kinder und ihr Onkel Asriel, ein Wissenschaftler, scheint einem gefährlichen Geheimnis auf der Spur zu sein. Lyra und Pantaleimon gelingt es zwar zufällig, ein Mordkomplott gegen ihren strengen Onkel zu verhindern - dann jedoch verschwindet auch dieser während einer Expedition plötzlich. Zur gleichen Zeit bestimmt die charismatische Lady Coulter Lyra zu ihrer Assistentin, da sie Hilfe bei ihren Studien und Expeditionen in den eisigen Norden braucht. Fast zu spät wird Lyra klar, dass dies nur ein Vorwand ist und niemand anderes als Lady Coulter selbst bei der Entführung der Kinder ihre Hand im Spiel hat. Rechtzeitig kann sie mit ihrem Daemon fliehen. Gemeinsam begeben sie sich auf eine waghalsige Reise ins Polargebiet: in ein Land, in dem kämpferische Eisbären und versteckte Hexenclans hausen. Nur dort, so scheint es, können sie das Mysterium um die entführten Kinder lösen, welches dicht verknüpft ist mit Lord Asriels Verschwinden. Ihr zur Hilfe stehen wenige Gefährten, unter ihnen der Panzerbär Iorek Byrnison und die Hexenkönigin Serafina Pekkala - sowie ein geheimnisvolles Gerät, das Lyra anvertraut wurde: der Goldene Kompass.
Die inszenierte Lesung lebt neben ihrer spannenden und phantastischen Geschichte vor allem von den wunderbaren Sprechern. Einige davon benötigen zwar etwas Aufwärmzeit, bis sie sich in ihre Rollen hineingefunden haben, überzeugen langfristig allerdings erfreulicherweise. Besonders Jürgen Thormann als Erzähler begeistert. Mit seiner dunklen Stimme erinnert er an einen traditionellen Märchenerzähler. Er weiß, wie er die Hörer in seinen Bann zieht. Die fantasievolle, mystisch angehauchte Musik von Komponist Rainer Bielfeldt tut ihr übriges, um diesen Bann zu verstärken. Man wird förmlich in Lyras Welt hineingezogen. "Der Goldene Kompass? hat nicht umsonst Bestseller-Status erreicht. Obwohl er den ersten Teil einer Trilogie darstellt, wirkt die Handlung in sich geschlossen und rund.
Ein weiterer Punkt, der für dieses Hörbuch spricht, ist seine wirklich ansprechende Aufmachung: In einer rechteckigen Box aus starkem Karton befindet sich neben den stimmungsvoll bedruckten CDs ein schön aufgemachtes Booklet. Ausführlich werden darin die einzelnen Sprecher und an der Produktion Beteiligte vorgestellt, ein Inhaltsverzeichnis zur besseren Orientierung ist vorhanden und der neugierige Hörer erfährt auch manches über den Verfasser des "Goldenen Kompass?: Philip Pullman.
Etwas schade ist allenfalls, dass die Silberscheiben zwar einzeln verpackt wurden, hierfür jedoch sehr einfache Papierhüllen verwendet werden, die mit der restlichen Qualität nicht mithalten können.
Fazit:
Elf CDs bieten fast vierzehn Stunden phantastisch-abenteuerliches Hörspielvergnügen. Die überzeugende Qualität und der Umfang - der Roman wurde für die Lesung nur minimal gekürzt - rechtfertigen den Preis für ein ansprechendes Audiobuch, an dem sich andere gern ein Beispiel nehmen können! Empfehlenswert!