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Sabine Kuegler ist erwachsen geworden, wenn auch nur im übertragenen Sinne. Mit "Dschungelkind" hat sie ein Buch veröffentlicht, in dem sie erzählt, wie sie als weiße, oder wie es die dort lebenden Fayu nennen, farblose Frau, im Dschungel von West-Papua aufgewachsen ist. Doch während sie in ihrem ersten Buch eher spielerisch mit ihren Erlebnissen umgegangen ist, ist "Der Ruf des Dschungels" deutlich eindringlicher und kämpferischer ausgefallen.
Sabine Kuegler schildert, wie schwierig sich ihr Leben gestaltete, nachdem sie mit siebzehn Jahren mitten aus der Wildnis auf ein Internat in die Schweiz kam. Sie hat sich gut in der westlichen Welt eingelebt, auch wenn vieles für sie immer seltsam und beängstigend bleiben wird. Doch ihr Herz zieht sie zurück zu den Fayu. Nun erfahren wir, wie es ihr ergeht, als sie diese für sie so wichtige Reise endlich unternimmt. Kuegler erzählt, wie herzlich die Fayu sie wieder in ihrer Mitte aufnehmen. Aber es ist auch schwierig für sie, da der Dschungel ganz andere Lebensweisen erfordert. Die Hektik der Stadt fehlt, sich mit Seife zu waschen zieht nur das Ungeziefer an und ihr Körper ist den Strapazen, die teilweise auf sie zukommen, nicht immer gewachsen. Doch nach und nach entdeckt sie, was ihr das Leben für eine Aufgabe gestellt hat und wie sie damit umgehen möchte.
In West Papua herrschen Verhältnisse, die von Menschenrechte verletzenden Misshandlungen bis hin zur Zerstörung des Landes reichen. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis das Leiden auch zu ihren geliebten Fayu vordringt. Hat sie sich Anfangs noch dagegen gewährt, dass dies auch ihr Krieg sei, versucht sie nun aktiv, etwas für die dort lebenden Menschen zu tun. Einer der wichtigsten Beiträge dazu ist sicherlich dieses Buch. Man ist sich nicht sicher, ob es ein raffinierter Plan war, die Leser mit der leichten Unterhaltung, die "Dschungelkind" bot, zu begeistern und sie so auf die Fortsetzung neugierig zu machen, oder ob das einfach die persönliche Entwicklung von Sabine Kuegler widerspiegelt. Sicher ist, dass dieser Hilferuf so viel mehr Menschen erreicht, als er das sonst getan hätte. Zahlreiche Bilder lassen den Text besonders lebendig wirken. Gerade die farbigen Seiten geben dem Leser einen guten Eindruck dieser uns so fremden Welt.
Den Großteil des Buches machen detaillierte Beschreiben des Aufenthalts der nun erwachsenen Sabine Kuegler unter den Fayu aus. Dabei lernen wir viel über ihre Lebensweise, die Kriege, die sie führen, und ihre Art, mit anderen Menschen umzugehen. Sie schildert sehr lebendig, wie es ihr ergangen ist, so dass man gut mit ihr fühlen kann. Doch die Geschichte wird immer wieder von Beschreibungen der Lage des Landes unterbrochen. Diese wirken stellenweise sogar wie im Nachhinein hinzugefügt und stören leider den Lesefluss ein wenig. Am Ende des Buches findet man zusätzliche Informationen zur Entwicklung West-Papuas, die nachdenklich stimmen. Es tut sich viel in diesem Land, von dem so manch einer bis vor Veröffentlichung von "Dschungelkind" noch nie gehört hat, doch leider nicht unbedingt Positives. Sabine Kuegler trägt mit ihrem Buch hoffentlich dazu bei, dass die Menschen dort die ihnen zustehenden Rechte auch irgendwann voll genießen dürfen.