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Als der Songschreiber Paul Nickel einen Umschlag mit rätselhaftem Inhalt erhält, werden in ihm ungute Erinnerungen an seine Vergangenheit wach. Ohne Absender und weiteren Kommentar hat jemand Paul einen goldenen Kettenanhänger in Herzform geschickt, auf dem die Initialen "DS" eingraviert sind. Die Schachtel, in der das kleine Schmuckstück geschickt wurde, kommt von einem Juwelier aus Tengeloh, wo Paul als Jugendlicher das Internat Brokheide besuchte. Hat seine alte Jugendliebe ihm das Herz geschickt, und wenn ja, warum?
Obwohl Paul eigentlich dringend noch einen Song umschreiben müsste, setzt er sich kurzerhand ins Auto und macht sich mitsamt seinem Neufundländer Bruno auf nach Tengeloh, in die Lüneburger Heide. Die Reise gerät nicht nur zur Fahrt in seine Jugenderinnerungen, sondern wächst sich schnell zu einem neuen mysteriösen Fall aus, in den der Songschreiber unfreiwillig verwickelt wird. Paul trifft seinen alten Freund Nolli wieder und übernachtet bei ihm. Am nächsten Tag, Paul ist bereits nach Hause abgereist, wird Nollis Frau gefunden - tot, offenbar einem brutalen Mord zum Opfer gefallen. Auf ihrer Stirn prangt ein blutverschmierter Zettel, auf dem in Pauls eigener Handschrift steht "Tut mir leid wegen der Sauerei. Gruß Paul."
"Goldherz" ist der dritte Roman von Egon Olsen, in dem sein Protagonist Paul Nickel in einen Kriminalfall in der Lüneburger Heide auf eigene Faust ermittelt; die beiden ersten Teile,
"Heideblues" und
"Trollblut", erschienen ebenfalls im Verlag kbv.
Die Qualität der zahlreichen Regionalkrimis auf dem deutschen Markt ist höchst unterschiedlich - umso erfreuter ist man, wenn man eine Erzählung dieser Art in die Finger bekommt. "Goldherz" ist äußerst flüssig und mit viel Witz geschrieben, der Protagonist Paul Nickel ist eine sympathische und interessante Figur, und die Krimihandlung selbst ist logisch aufgebaut und spannend. So vergehen die 186 Seiten wie im Fluge. Die Handlung berichtet abwechselnd von Pauls Recherchen in der Gegenwart und in Rückblenden von seiner Internatszeit. Nach und nach ergibt sich so ein Gesamtbild mit zahlreichen Hinweisen, doch die Auflösung am Ende, bezeichnenderweise auf einem Klassentreffen, ist dennoch überraschend. Der Autor räumt den Szenen aus Pauls Vergangenheit viel Raum ein - ungefähr die Hälfte des Romans -, so dass man eigentlich nicht ausschließlich von einem Krimi sprechen kann. Wer eine durchgängige Mörderjagd erwartet, könnte hier enttäuscht sein.
"Goldherz" ist ein empfehlenswerter Regionalkrimi, den man auch ohne Probleme lesen kann, wenn man nicht aus der Lüneburger Heide kommt und die beiden ersten Teile der Heide-Krimis noch nicht kennt. Fans von Paul Nickel werden sich freuen, dass sie hier einiges aus Pauls Vergangenheit erfahren, unter anderem, wie er zum Songschreiben kam. Voller Ironie, in sich schlüssig und unterhaltsam!