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Der Stamm der Paumanoks lebt im Einklang mit der Natur. Sie sind Bindeglied zwischen den Göttern, Tieren und Menschen. Und sie sind die einzigen Lebewesen, die Waldgeister nicht nur sehen, sondern sogar mit ihnen sogar reden können.
Die drei Waldgeister Wompat, Wambat und Wimlat sind ganz aus dem Häuschen. Ihre Freundin, die junge Indianerin Luuna, steht kurz vor ihrer Initiation. Sie wird auf Beschluss ihres Vaters, des Häuptlings der Paumanoks und der Weisen des Stammes noch in derselben Nacht in den heiligen Wald gehen und ihrem Totem begegnen.
Doch die Zeichen stehen ungünstig. Die grantige, nörgelnde, aber nie Scherze treibende Eule Owdow warnt sie eindringlich davor, in den Wald zu gehen. Sie ist sich sicher, dass diese Nacht Unkui gehört, dem dunkelsten der bösen Geister. Auch der Elch Papaki, ein guter Freund Luunas, versucht die hübsche Squaw und die drei Waldgeister, die sie begleiten, davon abzuhalten das Totem ausgerechnet in Unkuis Nacht zu suchen. Doch Luuna zögert nicht, sie vertraut auf ihr Glück und ihre Stärke.
Und tatsächlich trifft sie im Herz des heiligen Waldes den guten Geist Hohapah. Doch als dieser die junge Frau beschützen will, fordert der Rachegeist Unkui sein Recht. Es ist seine Nacht und die Seele der Indianerin gehört ihm. Doch Hohapah will nicht nachgeben und verbirgt Luuna vor ihm. Unkui gibt Luuna frei, verlangt aber, in jeder Vollmondnacht Herr über ihre Seele zu sein.
Von nun an begleiten zwei Totems die junge Frau: ein weißer Wolf und ein schwarzer Wolf, ihr gutes und ihr schlechtes Gewissen. Und über allem droht immer die nächste Vollmondnacht in der Luuna zu einer reißenden Bestie wird, wenn sie den Einflüsterungen des schwarzen Wolfes nachgibt. Sie folgt dem Rat Papakis und begibt sich auf die Suche nach dem guten Geist des Waldes, dem Hirsch Kauyumari. Nur er kann ihr sagen, wie sie den Fluch des Unkui brechen kann.
Autor Didier Crisse und Illustrator Nicolas Keramidas sind mir ihrer ersten gemeinsamen Arbeit "Luuna" auf völlig neues Terrain vorgestoßen. Sie verbinden die französische Comictradition mit Mythen über die Indianer Nordamerikas zu einer erfrischend unkonventionellen, teilweise sehr amüsanten, teilweise blutig-grausamen Geschichte.
Die Zutaten sind so originell wie ungewöhnlich. Neben einer sehr sexy gezeichneten Indianerin, die ihren Stammesbrüdern in punkto Mut und Entschlossenheit nicht nachsteht, treten kleine Waldgeister auf, die wie rot eingefärbte Murmeltiere aussehen und entweder granteln, nörgeln oder fluchen. Auch die weiteren Charaktere sind weit ab vom Mainstream oder den üblichen Zutaten. Da gibt es mächtige Geister, grausame Dämonen, irregeleitete, abgrundtief böse Indianer und Totems in Gestalt von Wölfen. Die komplexe, spannende Story wird eingebettet in eine urwüchsige, verwunschen wirkende Landschaft.
Auffallend auch die Farbgebung dieses Albums. Da konkurrieren Grün- mit Braun- und sanften Rottönen und werden Szenen mit schwarzen, dunkelroten und düsteren Tönen entgegengesetzt. Das Mythische dieser Welt wird wundervoll klar von Kolorist Bruno Garcia herausgearbeitet und akzentuiert.
Übersetzt wurde das erste Album der vierteiligen Serie von Monja Reichert. Ohne Fehl und Tadel betont sie die immer wieder auffallenden Wechsel komischer und grausamer, scheinbar belangloser und atemberaubend spannender Passagen.
Diese Geschichte ist verblüffend anders. Sie fasziniert mit unverbrauchten Szenarien, die nur so übersprudeln vor Ideen und grafischen Besonderheiten. Ist man anfangs noch irritiert über die teils grob gezeichneten Gesichter und die verfremdeten Gesichtsausdrücke der wenigen menschlichen Charaktere, verdichtet sich zum Ende des ersten Bandes der Eindruck einer eigenständigen, überaus feinfühlig illustrierten Welt. Und eins ist man am Ende ganz sicher: neugierig auf den zweiten Band.