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Mit "Alles für Afrika" erscheint abermals ein spannendes Buch des Verlags Frederking & Thaler in der Reihe: Reisen - Menschen - Abenteuer.
Scott Griffin, Pilot und Abenteurer aus Passion, beschließt 1996, gegen Ende einer erfolgreichen Karriere als Geschäftsmann, zwei Jahre die Flying Doctors in Kenia zu unterstützen. Begleitet wird er von seiner Frau Krystyn. Der Unternehmer aus Kanada nutzt die erste Möglichkeit, um sich seinen lang ersehnten Traum zu erfüllen, eine Zeit in Afrika zu verbringen und die Schönheit des Kontinents aus dem eigenen Flugzeug von oben zu betrachten. Und warum dabei nicht auch noch Gutes tun? Aber vor dieses Vergnügen haben die Götter einen stundenlangen Nonstop-Flug über den Atlantik gesetzt: Neufundland - Azoren - Portugal.
In Nairobi angekommen, versucht Scott, den Flying Doctors Service auf Vordermann zu bringen. Eine undankbare Aufgabe, wie sich bald herausstellt. Nairobi ist eine lebendige Stadt, aber ein bisschen abgewrackt, und der Flying Doctors Service hat wohl auch schon bessere Zeiten gesehen.
Tagsüber in der Werkstatt, besucht Scott abends mit seiner Frau Bars, Restaurants, trifft sich mit neuen Freunden und am Wochenende geht es mit dem Flugzeug los auf Safari. Er erzählt von den westlichen Hilfsorganisationen und deren Misere. Aber das Hauptaugenmerk liegt natürlich auf den spannenden Abenteuern, die der Autor erlebt. Einmal setzt er seine Maschine auf einem Rundflug leichtsinnig in den Sand einer verlassenen Insel mitten im Turkanasee. Totalschaden. Was nun? Scott Griffin ist ein Mann der Tat, der nicht so schnell aufgibt, und einmal gesetzte Ziele werden erreicht. Und so gelingt es ihm, die fluguntaugliche Maschine wieder flott zu machen und aus dem Krisengebiet zu entkommen.
Gegen Ende der Zeit besuchen Scott und seine Frau den südlichen Teil Afrikas und fliegen über Namibia zurück nach Nairobi. Die zwei Jahre sind um und Griffin stellt fest: Mein Herz gehört Afrika.
Der Autor schildert interessante Begegnungen und Ereignisse, die er selber miterlebt hat. Dazu gehört auch eine Begegnung mit Anne Spoerry, einer legendären Ärztin der Flying Doctors, deren Biographie ebenfalls sehr zu empfehlen ist. Griffin begleitete die Ärztin, die zu diesem Zeitpunkt schon weit über achtzig Jahre alt war, auf einen Einsatz. Beeindruckend ist ebenso die Geschichte des Einsatzes der Krankenschwester Rose, die in der Luft um das Leben einer Frau kämpft, während zuhause im Krankenhaus ihr eigenes Kind stirbt. Auch das tansanische Gefängnis durften er und seine Frau kennen lernen, nämlich nachdem beide beschlossen hatten, auf der anderen Seite des Grenzflusses in Tansania zu picknicken, und dabei weder Pass noch sonst irgendeine Erlaubnis bei sich hatten.
Das 270 Seiten starke Buch hat ein gelungenes Layout und die Texte werden ergänzt durch eine Karte der Flugstrecken, die Griffin zurücklegte. In der Mitte befindet sich ein Bildteil mit 20 farbigen Fotos des Autors und seiner Frau und den Orten, die Griffin besuchte. Kaum zu glauben, dass Scott Griffin mit dieser fragilen gelb-weißen Hummel die weiten Langstrecken über den Atlantik flog, und es ist gut nachzuvollziehen, welchen Ängsten und Schrecken er ausgesetzt war. Außerdem gibt er, unter anderem mit einer Reihe amüsanter Portraits der Piloten, einen Einblick in die Struktur und Organisation der Flying Doctors und seine sonstige Tätigkeit dort. Das Buch wurde von Hans-Werner Schwarz aus dem Englischen übersetzt, wo es unter dem Originaltitel "My Heart is Africa" erschien.
Die Lektüre ist spannend, interessant und abwechslungsreich von der ersten bis zur letzten Seite. Die Erzählung aufregender Abenteuer wechselt sich ab mit lebensnahen und warmen Porträts von Menschen, Orten und Landschaften. Der Autor gibt Hintergrundinformationen über Organisationen, deren Sinn und Praxis in Afrika, und die Geschichte der Länder, die er bereiste. Dazwischen finden sich immer wieder Dialoge und Stimmungen, so erzählt er, wie er in der Wüste von Namibia unter einem Sternenhimmel sitzt oder mit seiner Frau durch die Kasbah von Tanger schlendert. Afrikainteressierte kommen voll auf ihre Kosten, allein die flugtechnischen Details dürften für die meisten Leser nicht so interessant sein, da diese aber gut in den übrigen Text eingebettet sind, stören sie zumindest nicht. "Alles für Afrika" ist ein reiches Buch mit vielen Facetten, in dem der Autor offen über sich erzählt, seine Meinung und seine Werte mitteilt, was ihn sehr sympathisch macht.
Ein gelungenes Buch für Abenteurer, Romantiker sowie Afrikaliebhaber und Flugbegeisterte.