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1917, die Oktoberrevolution hat Russland fest im Griff: Die Bolschewiken ergreifen die Macht, Russland befindet sich in einer Phase des radikalen Umbruchs.
Doch bis jetzt hat er die fast heile Welt der Kaufmannsfamilie Apraksin noch nicht erreicht. Sicherlich, ohne die Mutter, die vor fünf Jahren verstorben ist, ist das Leben etwas ärmer, aber noch haben sie ihren Vater und ihr Kindermädchen Njanja.
Doch nun streckt der Staat seine Finger nach dem kleinen Idyll aus, der Vater ist seit sieben Monaten auf Geschäftsreise, kaum einer glaubt, dass er noch am Leben ist und so haben die Bolschewiken nichts besseres zu tun, als das große schöne Haus in der Jelabugaer Straße Nr. 25 zu beschlagnahmen. Die fünf Kinder Klascha, Polly, Ossja, Fedja und Dillotschka sollen getrennt und in Heime oder sogar Jugendgefängnisse gesteckt werden. Da wollen die fünf Apraksin-Kinder aber nicht mitspielen. Unterstützt von ihrem Kindermädchen schmieden sie einen Fluchtplan und mitten in tiefster Nacht machen sie sich Reise auf eine lange und gefahrvolle Reise mit nicht mehr als einem Bündel, das jeder selber tragen muss, und einigen versteckten Goldkopeken. Das Abenteuer Überleben hat seinen Anfang genommen ...
Stürmische Zeiten hat sich Autorin Karla Schneider für die Geschichte "Die Geschwister Apraksin" gewählt. Der Roman spielt im Russland um die Oktoberrevolution. Das Land ist aufgewühlt und jeder versucht irgendwie zu überleben, unter ihnen eben auch jene fünf Waisen, die Karla Schneider durch diese Zeit und das Land schickt.
Wie bei solch einem schicksalhaften Roman zu erwarten, ist er recht gefühlslastig, ohne gefühlsduselig zu sein. Schicksalsschläge wechseln sich mit Silberstreifen am Horizont ab und auf ihrer langen Reise lernen die fünf Waisen die unterschiedlichsten Menschen kennen, sowohl böse als auch gute oder auch solche, die ihnen mit Gleichgültigkeit begegnen, da ihnen ihr eigenes Leben wichtiger ist. Trotz aller Unwägbarkeiten finden die Apraksin ihren Weg und dieses Buch berichtet darüber. "Die Geschwister Apraksin" präsentiert sich daher als historische Reise, die einen Einblick in das Schicksal vieler Menschen dieser Zeit gibt, ohne dabei viel zu beschönigen. Sicherlich haben die kleinen Helden von Karla Schneider oft noch Glück im Unglück, aber die Situation wird doch sehr stimmungsvoll wiedergeben, so dass der Leser sich in diese Zeit einfühlen kann. Um die Apraksin auf ihrer Reise besser begleiten zu können, bietet das Buch am Ende eine kleine Worterläuterung der russischen Begriffe, die in diesem Buch verwendet werden, um es stilechter zumachen, auf die eine Karte Russlands folgt, die die Reiseroute skizziert. Abgeschlossen wird das ergänzende Material durch ein Personenverzeichnis, nach den einzelnen Stationen der Waisenkinder geordnet.
Mit "Die Geschwister Apraksin" hält man auf jeden Fall einen packenden Roman in der Hand, packend nicht zwingend durch Spannung, sondern durch Schicksal, denn einmal begonnen möchte der Leser erfahren, wie es den fünf Waisen ergeht. Einziger Makel ist das doch sehr offene Ende und leider ist nicht abzusehen, ob Karla Schneider hier noch mal anknüpft, was sich der ein oder andere Leser am Ende des Buches wünschen wird.