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Das Autorenehepaar, das hinter dem Namen Iny Lorentz steckt, ist schon länger für seine historischen Romane bekannt, allen voran wohl die Trilogie über "Die Wanderhure". "Die Feuerbraut" ist ein weiterer historischer Roman aus ihrer Feder, diesmal vor dem Hintergrund des Dreißigjährigen Krieges
Irmela von Hochburg, ihr Vater und ihre Nachbarn müssen fliehen. Immer näher rücken die gefürchteten Schweden, die auf niemanden Rücksicht nehmen und keinen schonen. Doch der kleine Flüchtlingstreck kommt nur langsam voran und trifft unterwegs auf schwedische Soldaten. Nur dank Irmelas feinem Gehör schafft es eine kleine Gruppe von Frauen, sich in den Wäldern zu verstecken. Die zurückbleibenden Frauen werden vergewaltigt, die Männer umgebracht. Einer jungen Frau ergeht es besonders schlimm: Ehrentraud von Lexenthal war einst die schönste Jungfrau im Umkreis, nun wurde sie von den Schweden geschändet und verstümmelt. Dafür macht sie in ihrem Leid Irmela verantwortlich, heftig unterstützt von Johanna, Irmelas nur ein Jahr älteren Tante. Johanna war schon immer neidisch auf Irmela, wurde sie doch im Haus der Hochburgs nie sonderlich wohl gelitten, sondern immer als schwarzes Schaf der Familie betrachtet. Das liegt vor allem an ihrer Mutter Helene, einst Offiziershure und später Ehefrau des alten Graf von Hochburg. Doch Helene fiel in Ungnade und verschwand spurlos. Nun taucht sie, scheinbar zufällig, wieder auf und schmiedet sofort Intrigen gegen Irmela. Einst hatte sie ihre Mutter der Hexerei beschuldigt, nun soll die Tochter wegen des gleichen Vergehens brennen - und Helene und Johanna soll ihr Besitz zufallen. Eifrig unterstützt wird die Intrigantin vor allem von Ehrentrauds Onkel, der auch die Anklage gegen Irmelas Mutter damals betrieb. Von blindem Hass getrieben, sieht er nicht, wohin seine Rachsucht ihn treibt und der Leser fragt sich, ob dies vielleicht wirklich der erste Roman wird, in dem die Hauptfigur wirklich am Ende brennt.
Normalerweise haben solche Romane immer eine sehr starke, sehr schöne, sehr sinnliche Hauptfigur, der die Männer scheinbar zu Füßen liegen und Liebe spielt meist auch eine große Rolle. "Die Feuerbraut" ist da anders. Irmela ist eher der Typ "graue Maus", wird von allen unterschätzt und hat sowieso kein sonderlich großes Selbstbewusstsein. Das ist zum einen ganz erfrischend und mal was Neues, allerdings ist dieser Charakterzug auch die größte Schwäche der Hauptfigur. Sie wirkt immer ziemlich farblos, bietet kaum Identifikations- oder Bewunderungspotenzial.
Viel interessanter sind da ihre Gegenspieler, die Bösen. Sehr facettenreich und gut durchdacht wirken diese, ihre Beweggründe werden stets genauestens erläutert. Das führt zu Verwirrung: Sollte nicht eigentlich die Hauptfigur alle anderen überstrahlen? Sogar die Zofe Fanny fasziniert mehr als die Komtesse Irmela. Doch zum Ende hin ändert sich auch das, obwohl Irmelas plötzliches Selbstbewusstsein nicht wirklich schlüssig erscheint.
Bis die Geschichte um die Anklage der Hexerei wirklich ins Rollen kommt, werden noch einige Nebenhandlungen eingeführt und teilweise schon abgeschlossen. Dies lässt den Leser immer in Spannung darauf warten, dass nun endlich das passiert, was die Inhaltsangabe auf dem Buchrücken versprochen hat, ist aber auch sonst sehr gut angelegt und durchdacht. Die meisten Charaktere erhalten hier viel Spielraum, auch verschiedene historische Orte werden bereist und sogar Wallenstein hat einige Auftritte.