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Die historischen Hilfswissenschaften werden an Universitäten heute meist sehr Stiefmütterlich behandelt - wenn sie denn überhaupt vorkommen. Gewöhnlich wird das Rüstzeug der Hilfswissenschaften nur noch in Tutorien oder einzelnen Übungen gelehrt, so dass Studenten nur eine grobe Ahnung bekommen können. Nach Ansicht von Eckart Henning hat dies der Geschichtswissenschaft insgesamt geschadet. Sein Buch "Auxilia Historica" will deshalb eine Standortbestimmung der historischen Hilfswissenschaften sein, die naturgemäß nicht sehr positiv ausfällt.
Der vorliegende Band ist die erweiterte, zweite Auflage, die sich nun in sechs Teile gliedert.
Der erste Teil ist dann auch eine der Neuerungen. Hier wird über die aktuelle Lage der Hilfswissenschaften ebenso berichtet wie über deren Geschichte in Berlin in zwei Essays.
Der zweite Teil widmet sich dann der Aktenkunde - die noch die meisten Historiker betreffen dürfte, da Akten wichtige Quellen für aktuelle Ereignisse sind. Die Schemata aus dem ersten Kapitel dürften dabei eine große Hilfe sein, wenn es darum geht, den Ablauf von und zwischen Behörden in früheren Jahrhunderten zu verstehen und somit auch zu wissen, wo man heute nach einer Akte zu einem bestimmten Thema suchen könnte. Aber auch die Texte zu Anreden oder historischen Visitenkarten sind nicht nur interessant, sondern auch sehr hilfreich.
Der dritte Teil widmet sich der Genealogie. Dabei dürfte vor allem das erste Kapitel interessant sein, in dem über die Diskussion zu Begriffen wie Prospographie und Biographienforschung berichtet wird, die nach Henning gegensätzliche Positionen beziehen. Hier erfährt man mehr über die Grundsätze dieser Hilfswissenschaft.
Danach wird die Heraldik behandelt. Schön ist hier besonders die Vermittlung der Grundkenntnisse über Wappen im ersten Kapitel. Die Stoffgliederung der Heraldik, zugleich ein Inhaltsverzeichnis eines Buches, an dem der Autor mitgewirkt hat, scheint dagegen auf den ersten Blick etwas aus dem Rahmen zu fallen. Das Kapitel über den heraldischen Schmuck des Reichstagsgebäudes - unseres heutigen Deutschen Bundestages - ist besonders interessant.
Der fünfte Teil über die Sphragistik, oder Siegelfoschung, bleibt weit in der Vergangenheit, wenn man vom Eingangskapitel über den Stand der Siegelforschung in Deutschland und Österreich einmal absieht. Dass hier mit Abbildungen von Siegeln nur im letzten Kapitel ausgiebig gearbeitet wird, ist allerdings bedauerlich.
Im letzen Teil geht es dann um Medaillenkunde. Auch hier wird mit einem Eingangskapitel zum Begriff und Forschungsstand begonnen. Interessant sind hier besonders die Kapitel über die Wechselbeziehungen und das Zusammenspiel von mehreren Hilfswissenschaften.
Auch hier trifft man wieder auf längere Stoffgliederungen, diesmal zur Medaillenkunde und zur Phaleristik (Ordenskunde).
Eckart Henning sieht in den historischen Hilfswissenschaften Spezialisierungen, die bei der Quelleninterpretation notwendig sind. Man erkennt in seinen Texten seinen Unmut über die missliche Lage dieses Faches. Seine Texte sind sicher mit Leidenschaft vorgetragen - leider auch etwas anstrengend geschrieben. Viele Abkürzungen und Fachausdrücke in den Texten gestalten die Lektüre teilweise etwas anstrengend und trocken und werden vor allem jüngere Semester eher verschrecken als anziehen, vor allem im Zusammenhang mit dem Preis des Buches. Was bedauerlich ist, denn die Einführungen in dem Buch zu den verschiedenen Hilfswissenschaften sind durchaus gelungen, mit Abbildungen und Grafiken anschaulich gestaltet, wenn diese auch zahlreicher sein könnten, und sicher sehr hilfreich.
Trotzdem wäre es wünschenswert, dass die langen Texte mit mehr Abbildungen und Grafiken aufgelockert worden wären, um so besser in die Hilfswissenschaften einzuführen und das Interesse von Studenten zu wecken. Auch wären Kapitel zu modernen Anwendungsmöglichkeiten und Nutzen der Hilfswissenschaften sicher erfolgsversprechender, als nur über die missliche Lage zu berichten.