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"Der Zauberer von Oz" von Franck Baum ist ein Klassiker der Jugend- und Fantasyliteratur. Nun haben sich David Chauvel und Enrique Fernádez des Stoffes angenommen und das Buch als Comic umgesetzt.
Die kleine Dorothy lebt mit Tante und Onkel in Kansas, doch bei einem Wirbelsturm wird sie mitsamt Haus in ein märchenhaftes Land getragen. Bei seiner Landung hat das Haus die böse Hexe des Ostens getötet, wofür Dorothy von einer guten Hexe sehr gedankt wird. Doch Dorothys Wunsch, nach Kansas zurückzukehren, kann sie nicht erfüllen. So macht sie sich auf in die Smaragdstadt, um dort den mächtigen Zauberer von Oz zu treffen, der ihr bestimmt helfen kann. Auf ihrem Weg begegnet sie einer Vogelscheuche, einem Blechmann und einem Löwen. Sie alle würden den Zauberer auch gerne um etwas bitten, nämlich um Verstand, ein Herz und Mut, darum begleiten sie Dorothy.
Doch beim Zauberer angekommen, ist die Enttäuschung groß. Denn so prächtig wie die Stadt auch aussieht und so wohl sie sich dort auch fühlen, das, was von ihnen verlangt wird, scheint undurchführbar zu sein. Der Zauberer möchte, dass sie zum Lohn für ihre Gaben die böse Hexe des Westens töten. Schweren Herzens brechen sie auf, um diese Mission zu erfüllen, auch wenn sie wenig Hoffnung auf ein Gelingen haben. Und tatsächlich geraten sie schon bald in die Gefangenschaft der Hexe. Wird es ihnen jetzt noch gelingen, zu bekommen, was sie sich wünschen? Und wird Dorothy jemals zurück nach Kansas kommen?
Die gezeichnete Variante der Geschichte ist ausgesprochen gut gelungen. Die Bearbeitung des Textes wurde so gehalten, dass er sich kaum vom Buch unterscheidet. Aufgrund der komplexen Handlung findet sich zwar recht viel erzählter Text in dem Band, was aber weder stört noch den Lesegenuss trübt.
Besonders bemerkenswert ist die zeichnerische Umsetzung Enrique FernádezÂ’. Seine Figuren wirken sehr künstlerisch. Oft sind ihre Züge stark verzerrt und die Proportionen stimmen nicht, genau das macht aber ihren Charme aus. Der Blechmann zum Beispiel hat extrem dünne Beine oder Toto, der Hund, übertrieben große Ohren. Je nach Charakter wirkt diese Art der Darstellung aber besonders niedlich, bedrohlich oder Vertrauen erweckend, je nachdem, was zur Situation und zum Wesen passt.
Die Farbwelt ist sehr intensiv. Da wären das Grau von Kansas, das Grün der Smaragdstadt und die Farben all der anderen Länder, in die die Gefährten ziehen. Stellenweise sind komplette Seiten in nur einer einzigen Farbe gestaltet, trotzdem sind die Bilder detailreich und kraftvoll. Das Spiel mit den Farben hat einen besonderen Reiz, der im Buch zwar auch vorhanden ist, aber erst im Comic voll zur Geltung kommt.
Vorne im Band befindet sich zusätzlich eine Karte von Oz, die der "International Wizard of Oz Club" zur Verfügung gestellt hat.
Insgesamt handelt es sich bei dieser Comicadaption von "Der Zauberer von Oz" eher um ein Werk für Fans oder Comicleser mit hohem Anspruch, da die Bilder künstlerisch sehr hochwertig sind. Als reines Kinderbuch oder Unterhaltung für Zwischendurch eignet es sich zwar auch, entfaltet dann aber nur schwerlich seinen vollen Reiz.