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Vor über 150 Jahren brach eine Expedition unter dem Kommandanten Sir John Franklin auf, die legendäre Nordwest-Passage zu finden - und dann verschwand sie, annähernd spurlos. Horror- und Science-Fiction-Autor Dan Simmons hat sich der Expedition angenommen und ihre Geschichte geschrieben.
1845 brechen die Erebus und die Terror ins ewige Eis auf, doch schon recht früh zeigt sich, dass das Flagschiff, die Erebus, ihrem Schwesterschiff Terror nur das Pech voraus hat. Schon bald wird das Gestänge ihrer kleinen Dampfmaschine so verbogen, dass sie nur noch wenig von der Maschinenkraft profitieren kann. Nun bricht die Terror das Eis und bald müssen beide Schiffe im Eis überwintern, sind monatelang festgefroren.
Im nächsten Jahr sind die Schiffe noch mal eine Zeit lang unterwegs, aber das zweite Winterquartier taut im zweiten Sommer nicht auf. Dafür passieren seltsame Dinge: Eine Art riesiger Eisbär greift an und verschleppt Besatzungsmitglieder. Allerdings, und das wirkt wahrlich unheimlich, das Monster bringt gern mal einzelne Leichenteile zurück und hinterlegt sie an Stellen, wo sie gefunden werden müssen.
Sir John Franklin stellt dem Monster eine Falle und kommt selbst darin um. Nun ist Francis Crozier, Kapitän der Terror, der neue Leiter der Expedition. Über kurz oder lang, so weiß Crozier, wird er schon allein deswegen Schwierigkeiten bekommen, weil die letzte Flasche Whiskey nicht mehr weit ist, der Entzug ihn erwartet.
Bald taucht eine seltsame Eskimofrau auf. Irgendwie unheimlich, jung und zumindest auch attraktiv. Aber der jungen Frau fehlt die Zunge, nicht weil sie ihr herausgeschnitten wurde, es wirkt eher so, als ob sie ihr aus dem Mund gebissen wurde.
Eingeschlossen von Packeis, bedroht von einem unheimlichen Monster, geplagt von Skorbut, ist das Schicksal der Besatzungen von Erebus und Terror ungewiss ...
"Terror" ist ein Roman, mit dem man auch Bodybuilding betreiben kann. Annähernd tausend Seiten, ein riesiger schön gestalteter Brocken, der dem Leser schon ein bisschen Respekt abfordert. Leider fordert er auch ein großes Stehvermögen beim Leser.
Dan Simmons, dem man natürlich nicht absprechen kann, dass er einer der besten phantastischen Autoren zur Zeit ist, scheint sich hier etwas verhoben zu haben. Er beginnt auf verschiedenen Zeitebenen mit verschiedenen Hauptpersonen, die aber teilweise nur für sehr kurze Zeit wichtig bleiben. Er spielt auf einer ganzen Klaviatur von Personen und Zeiten und Ereignissen, aber er spielt nicht virtuos. Auf der Länge von mindestens einem ganzen "normalen" Roman bleibt es verwirrend und irgendwie auch langatmig. Erst dann kommt der Roman etwas besser in Fahrt, wird spannender.
Zwischendurch erzählt Dan Simmons wirklich gut, einzelne Szenen haben nicht nur Beklemmendes, sondern sind oft auch actionreich und spannend. Anderes zieht sich ungefähr so lang wie ein arktischer Winter voller Dunkelheit.
Irgendwie wirkt der Roman so unterkühlt wie das Klima, in dem er spielt. Es ist einfach schwierig, sich mit den ständig wechselnden Charakteren zu identifizieren. Und wenn hier und da einer stirbt, dann ist das auch fast egal. Sehr schade, da hat Simmons einiges ausgelassen.
So richtig schlecht kann man das Buch nicht nennen, aber es ist leider auch weit weg von gut. Zu träge fängt es an, zu wenig gute Geschichten stecken darin, zu einförmig wirken die Angriffe des Monsters, zu langatmig sind die Beschreibungen und Rückblicke. Das nimmt Dan Simmons nicht die prinzipielle Fähigkeit zu schreiben, es gibt immer wieder auch sehr gute Stellen, aber die Abstände dazwischen sind einfach zu lang.