Farid und Staubfinger warteten noch immer; es dämmerte schon, doch Orpheus war noch nicht aufgetaucht. Farid beschlich die Angst, dass nun die Geister wieder flüstern würden. Nur Staubfinger konnte Farid diese Angst durch seine Nähe nehmen, obwohl er ihm bereits so oft gesagt hatte, dass es in dieser Welt keine Geister gäbe.
Bewegungslos stand Staubfinger vor dem Haus, dem ersten in dieser Straße. Farid selbst hätte nie so reglos dastehen können. Er hatte versucht, sein Haar so lang wachsen zu lassen wie das von Staubfinger, doch dafür kräuselten sich Farids Haare zu sehr, so dass er sie mit einem Messer doch wieder kurz geschnitten hatte.
"Freitag um vier Uhr unterhalb des Dorfes", hatte der verfluchte Käsekopf gesagt. Nun stand Staubfinger schon eine Stunde reglos da und starrte auf das erleuchtete Fenster - Und das, obwohl der Hund des Käsekopfs Farid beinahe gefressen hätte. Nicht einmal ein Feuer durfte der Junge anzünden; Staubfinger würde es für viel zu windig halten.
Eines aber hatte Staubfinger Farid versprochen: Wenn der Käsekopf ihn wieder zurück in seine Welt bringen konnte, würde er, Staubfinger, Farid mitnehmen in diese Welt aus Papier und Druckerschwärze, erschaffen aus den Worten eines alten Mannes.
Staubfingers HeimkehrFeuerhonig war unabdingbar und zu bekommen war er nur aus dem Nest der Feuerelfen, die einem Löcher in die Haut brannten, wenn nicht die Nixen sie vorher schon besprüht hatten.
Summen war ebenfalls unerlässlich, um an das Nest und dessen süßen Schatz heranzukommen, denn dann setzten sich die Elfen auf den Arm des Plünderers. Zucken durfte man dabei aber nicht, denn dann würde man sie aufscheuchen. Am besten wäre es, sie gar nicht erst zu beachten, wenn man den Rückzug antrat; mit der klebrigen Beute ganz ruhig davonzugehen war die beste Flucht vor ihrem Brennen - Gierig sollte man jedoch nicht sein, denn dann würden die Elfen nicht aufgeben, ehe der Feind am Boden liegen würde.
Staubfinger jedoch hatte damit reichlich Erfahrung und so war es für ihn eine routinemäßige Aufgabe.
Die MühleAus der Mühle war kein Geräusch zu hören. Gwinn war hineingelaufen, gefolgt von Staubfinger, und auch Meggie war dort - einzig Farid war draußen geblieben, doch nun hielt es ihn nicht mehr zurück. Farid schlich sich leise heran um zu sehen, was dort vorging.
An der Seite des Müllers stand ein alter Bekannter - Basta, ein Schwert bei sich und gekleidet im Silbergrau des Natterkopfes. In der Linken hielt er ein totes Huhn.
Was sollte Farid tun? Ob er ihnen zu Hilfe eilen konnte?
Dies sind die drei Ausschnitte, die sich auf der Hörproben-CD zum Hörbuch zu Cornelia Funkes neustem Werk "Tintenblut" befinden, welches als ungekürzte Lesefassung, gesprochen von Rainer Strecker, nahezu zeitgleich mit der Buchveröffentlichung im September 2005 beim Jumbo Medien-Verlag erschienen ist.
Sehr geheimnisvoll, kaum etwas preisgebend, und dennoch spannend: Feuer ist im Spiel und es gibt wieder Freunde und Feinde, die sich auf dem Weg in die Welt Staubfingers begegnen, welcher im Mittelpunkt der Handlung steht.
Meggie, Gwinn, Farid - alle sind sie wieder mit von der Partie und wollen Staubfinger in seiner Welt nicht alleinlassen; einer Welt, in der das Böse auf ihn wartet.
Die drei kurzen Ausschnitte der CD machen Lust auf das gesamte Werk; ob nun als Hörbuchversion oder Buchfassung - es ist sicherlich lesens- beziehungsweise hörenswert.
Freunde von Cornelia Funke werden sicherlich auf ihre Kosten kommen, wenn sie sich den nach "Tintenherz" zweiten Teil dieser Trilogie zu Gemüte führen.
Auch muss man sagen, dass die Reihe um die Romane "Tintenherz" und "Tintenblut" nun wohl endgültig ihre Türen vom lieblichen Kinderbuch zum Jugend- oder gar Erwachsenenroman geöffnet hat; ganz ohne sind diese Werke nämlich nicht, auch wenn sie dadurch nicht weniger fantastisch sind.