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Markus Heitz gehört inzwischen zu den wirklich arrivierten Autoren im Bereich deutschsprachiger Phantastik - mit "Kinder des Judas" hat er sich in den Horror geschrieben, es riecht nach Vampiren. Johannes Steck liest diesen Vampirroman in einer gekürzten Lesung auf sechs CDs.
Sia ist eine recht undurchsichtige Person. Einerseits arbeitet sie als Sterbebegleiterin, andererseits kämpft sie in illegalen Alles-geht-Kämpfen im Untergrund von Leipzig. Außerdem hat sie ein Liste von Namen, die sie wohl, so hört man es aus ihrer Erzählung heraus, langsam aber sicher abarbeitet, kurz: umbringt.
Außerdem erzählt sie die Geschichte eines kleinen serbischen Mädchen im 17. Jahrhundert. Jitka kommt nach einem Angriff der Türken, bei dem ihre Mutter entführt wurde, bei ihrem Vater unter. Der hat eine Mühle, mahlt darin aber kein Korn, sondern forscht in einem seltsamen Laboratorium unter der Erde. Allerdings kommt Karol, wie der Vater heißt, nur im Dunkeln in die Mühle, und eines Tages findet sich in der Scheune eine seltsame Versammlung zusammen, die Jitka belauscht. Die Cognatio ist nicht nur eine Versammlung von Wissenschaftlern, die Vampire erforschen, sie sind selbst die
Kinder des Judas, die bisher erfolgreichsten Vampire.
Aus Jitka wird erst mal Scylla, weil sie ihre Mutter rächen will, und dann wird sie selbst eine Vampirin.
Markus Heitz erzählt eine ziemlich spezielle Vampirgeschichte, die immerhin eine Menge Ideen transportiert. Die ganze Konstruktion einer großen Menge verschiedener Vampirtypen, die Cognatio, respektive die
Kinder des Judas, und die Vergänglichkeit vieler Vampire - das ist alles nett und nicht uninteressant. Allerdings plätschert die Geschichte, obwohl gekürzt, ein bisschen vor sich hin, wirken einige Charaktere etwas unausgegoren. Diesen handwerklichen Schlampigkeiten wirkt Heitz mit heftiger Brutalität gegen. Die geht teilweise enorm weit, ist im Hörbuch nur ein Fall für Menschen mit wenig Ekelproblemen.
Das allenfalls mittelmäßige Buch wird durch die Lesung nicht besser. Vor allem, weil eine Sache enorm stört: Die Ich-Erzählerin wird von einem Mann gelesen - das klingt sehr falsch, ist wirklich unangenehm. Ansonsten macht Johannes Steck eine gute Figur, liest durchaus sehr gut, wenn auch nicht außergewöhnlich.
Nein, auf diese Vampirsaga darf man getrost verzichten. Die Geschichte wird einfach nicht gut genug erzählt, ist schrecklich voraussehbar, und setzt eigentlich eher auf Ekeleffekte als auf eine spannende Erzählweise. Dass die Lesung auch nicht passt, ist Johannes Steck nicht vorzuwerfen, bleibt aber trotzdem ein Fakt.