Vlad Dracul ist vielen Legenden nach ein Vampir und in zahlreichen Büchern und Filmen wurde er auch so dargestellt. Wie sollte ein Rollenspiel, welches sich mit Vampiren beschäftigt, an dieser sagenhaften Gestalt vorbeikommen? Gar nicht und deshalb berichtet das Buch "Die Riten der Drachen" auch von Vlad Dracul. Um jedoch den Mythos beizubehalten und diese legendäre Gestalt nicht zu profanisieren, wird Draculas Leben aus seiner eigenen Sicht dargestellt. Wie wurde aus Vlad Dracul Dracula und was erlebte diese Person bei ihrer Verwandlung? Dies sind Fragen, die durch die Erzählung Draculs beantwortet werden.
Auch der Ordu Dracul wird beleuchtet, wieder mit den Worten Draculs selbst. Dabei geht es einmal um den Ursprung des Ordens, zum anderen auch um dessen geheimes Wissen, seinen Geheimnissen und der `Philosophie´ dieses Bundes. Klar das dabei nicht nur die Gestalt Draculs eine bedeutende Rolle spielt, sondern auch das Christentum, besonders in Draculs Interpretation, beachtet wird.

Für das Rollenspiel Vampire:Requiem, ist dieses Buch eine interessante Bereicherung. Eine sagenhafte Gestalt wird in das Spiel eingebaut und der Hintergrund wird zusehends ausgeweitet. Wie man jedoch mit diesen Informationen umgeht, muss man als Leser des Buches selbst einschätzen, denn es ist in prosaischem Stil geschrieben und bietet somit keine Hinweise zur Umsetzung des Materials. Aber als Inspiration ist dieses Buch wahrlich geeignet. Es bieten sich viele interessante Aufhänger und Ideen, die man nach Belieben, in seine Geschichte integrieren kann. Wobei Neulingen in dem Rollenspiel, oder generell im Rollenspiel, dieses Buch vor allem als interessante Lektüre dienen dürfte. Man muss schon viel Ideenreichtum anbringen, um das Buch direkt einbauen zu können. Wer jedoch eine sehr gute Inspirationsquelle sucht, der sollte zu diesem Buch greifen. Man kann es auch mehr oder weniger unabhängig des Rollenspiels lesen, durch seinen Prosastil, wobei die latente Verbindung mit dem Rollenspiel den Lesegenuss, bei Spielern von Vampire:Requiem, erhöhen dürfte.

Mit zur Stimmung des Buches trägt einmal der Stil bei, der altertümlich erscheint und stilecht zu einem alten Adligen passt. Aber auch die zahlreichen Illustrationen, die das Buch grafisch unterstützen, bauen die Atmosphäre mit auf. Dabei stammen die Bilder von verschiedenen Künstlern und entsprechen somit auch unterschiedlichen Stilen. Nicht jedes wird man gut finden, doch muss man ihnen lassen, dass sie gut mit dem Buch harmonieren. Insgesamt wurde dem gesamten Buch ein mystisches Aussehen verliehen, welches einem "Originalwerk" Draculas auch zukommen sollte. Der Einband ist in rotem Samt eingeschlagen, was das Buch edel aussehen lässt, jedoch nur solange keine Krümel auf dem Tisch liegen, diese befinden sich nämlich nachher auf dem Einband. Man sollte also sehr sorgsam mit diesem Buch umgehen, was man aber bestimmt tun wird, wenn man einen solchen Einband in Händen hält. Der Titel und das Wappen auf dem Cover sind in Silber gehalten und auf den ersten Blick wirkt dies auch ganz gut, schaut man sich dies jedoch näher an, dann passt dies alles nicht mehr zusammen, weil das Cover, im Vergleich mit dem Samt, etwas billig wirkt. Es passt zwar gut zu einem protzigen, edlen, alten Buch, wirkt aber nicht ganz so gut umgesetzt. Schlimm wird es, wenn man das Buch dann umdreht. Ein paar Aussagen über den Inhalt, sowie die Kennzeichnung des Verlags, der Strichcode des Preises und die ISBN-Nummer sind ebenso gehalten, wie das Cover und dies wirkt überhaupt nicht. Schöner wäre es, hätte man diese Sachen ins innere des Buches verlagert, dann wäre das äußere Erscheinungsbild besser weggekommen.

So gut wie alle Seiten des Buches sind verziert, zahlreiche sogar mit den schon genannten Illustrationen versehen. Leider gibt es jedoch, zumindest bei meiner Ausgabe, ein Problem mit den Seitenzahlen. Zwischen den Seiten neunundsechzig und zweiundachtzig, befinden sich die Seitenzahlen elf bis neunzehn. Dies ist nur ein Problem mit der Nummerierung, der Inhalt ist davon unberührt, aber auf den ersten Blick, wirkt dies sehr verwirrend.

Wenn man also Interesse hat, mehr Hintergrund zu einer spezifischen Person zu lesen, wobei dies auch dann wirklich umfassender Hintergrund ist, dann lohnt sich das Buch absolut. Möchte man jedoch Material, welches man direkt im Spiel umsetzen kann, dann wird man nicht ganz glücklich sein, wenn man die "Riten der Drachen" zur Hand hat. Man sollte dieses Buch vor allem dann kaufen, wenn man bereit ist, sich aus einem Prosatext etwas für seine Spielrunde zu stricken oder wenn einfach Dracula im Kontext des Rollenspiels von Interesse ist.
Die Idee mit dem Samtbezug des Einbandes ist wirklich nett, wenn mir auch das Äußere des Buches nur teilweise gelungen erscheint. Im Inneren ist es jedoch deutlich besser, besonders vom Aussehen. Aber das Buch macht immer noch einiges her, sodass man es sehr schön offen ins Regal stellen kann. Ein Blickfang ist es alle Mal. Auch stilistisch ist es sehr gut gelungen und kreative Spielleiter können bestimmt eine ganze Menge aus diesem Buch machen. Eine super Inspiration müsste dieses Buch wirklich sein, aber ich befürchte, es ist nicht jedermanns Geschmack. Auch preislich dürfte dies zutreffen, da rund fünfundzwanzig Euro, für 117 DIN A5 Seiten, doch schon ein recht hoher Betrag sind. Vielleicht wäre eine optisch weniger markante Ausgabe, die dafür billiger wäre, ein größerer Anreiz das Buch zu kaufen. Ich vermute mal, dieses Buch dürfte eher ein Liebhaberstück werden und als solches, kann ich es auch uneingeschränkt empfehlen.