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 Grundlagen des populären Films: Horror

Geschichte und Mythologie des Horrorfilms


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis


Horrorfilme faszinieren den Zuschauer bereits seit den Anfängen des Films. Ob unheimlich, spannend oder eklig, brutal, gruselig oder makaber, kaum jemand kann sich der Wirkung eines gut inszenierten Horrorfilms entziehen. Viele große Regisseure haben sich bereits im Genre versucht und viele Stars haben dem Grauen Profilverliehen, aber viele Fortsetzungen erfolgreicher Horrorfilme waren auch nur noch unter "ferner liefen" zu finden. Worin liegen die Stärken des Genres, wo seine Schwachpunkte? Wodurch bildet sich die Angst, und warum mag es der Zuschauer, gegruselt zu werden? Lassen sich markante Eckpunkte in der Geschichte des Horrorfilms herausarbeiten, gibt es tatsächlich eine gesellschaftskritische Komponente in diesem oft unterschätzten Genre und wenn ja, welche?

Georg Seeßlen, Hochschuldozent und freier Autor, und Fernand Jung, Mitarbeiter am Institut Jugend Film Fernsehen in München, wollen in ihrem Buch "Horror" den Grundlagen dieses Genres nachspüren. Auf über tausend Seiten erwarten den Leser zahlreiche Essays, die den Horrorfilm von verschiedenen Seiten beleuchten. Besonders gut passt da natürlich der Schutzumschlag des Hardcovers mit Fotos von Christopher Lee als wohl bekanntester und häufigster Dracula-Darsteller, einer Szene aus Hitchcocks "Die Vögel", dem Teenie-Slasher "Scream", der Horrorkomödie "Armee der Finsternis" und dem außergewöhnlichen Schocker "The Blair Witch Project".

Das Buch ist in zwei Blöcke unterteilt, die wiederum viele verschiedene Kapitel beinhalten. In Mythologie des Horror-Genres, dem ersten Block und einer Art Hinführung zum Thema, gehen die beiden Autoren dem Mythos Horror auf die Spur. Der Eintritt des Phantastischen in den bekannten Alltag wird ebenso thematisiert wie das Halbwesen als das Grauen, das in vielen Horrorfilmen sein Unwesen treibt. Fundamente der Angst stehen neben der Verbindung von Horror und Religion; auch die Phantastik in Buchform und ihre Entwicklung wird angesprochen.
Nach etwa einhundert Seiten beginnt der zweite Block, der das Hauptwerk bildet. Die Geschichte des Horrorfilms arbeitet sich grob chronologisch durch die Jahrzehnte, Rückbezüge und Vorgriffe sind dadurch jedoch nicht ausgeschlossen. Den Auftakt bilden Essays aus der Stummfilmära, und Namen wie Boris Karloff und Max Schreck tauchen auf in der langen Reihe an großen Personen des Horrorfilms. Manche Kapitel und ihre Unterkapitel befassen sich nur mit den Filmen eines Landes oder eines Kontinents, andere wiederum bieten einen umfangreichen Querschnitt, um bestimmte Subgenres zu konkretisieren. Und so arbeiten sich die Autoren Stück für Stück durch die Filmgeschichte, behandeln die klassischen Gruselgestalten wie Frankenstein, Dracula und Werwölfe neben bestimmten Themen und Motiven wie etwa den gothischen Horror und Slasherfilme.
Für jeden Geschmack findet sich in dieser furiosen Sammlung an Themen und Abhandlungen etwas. "Horror" kann sowohl wie eine Chronologie des Horrorfilms als auch wie ein Nachschlagewerk für bestimmte Aspekte desselben gelesen werden.
Nach den zahlreichen Beiträgen und Essays findet sich ein umfassender Anhang, der eine immense Bibliografie, eine alphabetisch geordnete Filmografie und ein Register zum schnellen Suchen und Nachschlagen zu bieten hat. Die Zahl der Abbildungen - Fotos wie auch Zeichnungen - ist hingegen recht überschaubar; die Abbildungen sind meist etwas klein geraten, runden aber den Inhalt schön ab.

Sicherlich geht der Leser nicht mit jedem Text konform, das wäre bei der Unzahl an Beiträgen auch utopisch. Und nicht jeder Text geht dermaßen in die Tiefe, wie es sich vor allem wissenschaftlich Interessierte wohl wünschen. Dennoch: Sowohl wissenschaftliche und filmtheoretische Aspekte als auch inhaltliche Aspekte werden berücksichtigt, Vergleiche werden herangezogen, Subgenres besprochen und bestimmte Strömungen berücksichtigt. Manchmal wünscht man sich zu einem bestimmten Film mehr Informationen, in manchen Beiträgen ist die Anzahl der besprochenen Filme zu groß, um wirklich ins Detail gehen zu können. Aber "Horror" stellt nicht den Anspruch, komplett zu sein und all die angesprochenen Filme vollständig zu sezieren. Vielmehr bietet das Buch vielfältige Einblicke in das Genre des Horrorfilms und zahlreiche Ansätze für eine autodidaktische, intensivere Auseinandersetzung mit dem Thema. Dazu gibt es ja noch den umfangreichen Anhang von über zweihundert Seiten, der das Einarbeiten in eine bestimmte Thematik wesentlich erleichtert. Dass sich auch ein paar Fehler ins Buch geschlichen haben, lässt sich bei diesem Umfang und diesem Informationsgehalt verschmerzen.

Freunde des Horrorfilms und Cineasten im Allgemeinen, die sich näher mit der Materie auseinandersetzen möchten, werden ihre helle Freude an diesem vollgepackten, informativen Wälzer haben. Mit "Horror" kann man nichts falsch machen, ob als reiner Filmfan oder als Medienwissenschaftler.

Tina Klinkner



Hardcover | Erschienen: 01. Januar 2006 | ISBN: 9783894724306 | Preis: 45 Euro | 1135 Seiten | Sprache: Deutsch

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