Fünfzehn Mal ließ Ann Granger ihre Romanfiguren Meredith Mitchell und Alan Markby gemeinsam ermitteln. 2004 erklärte die Autorin die Serie für beendet und wandte sich einer neuen Kunstfigur zu. Im letzten "M&M-Buch", "Und sei getreu bis in den Tod", fügte sie für ihre große deutsche Fangemeinde einen Brief an, in dem sie zwar Hoffnung auf ein mögliches Comeback machte, doch erschienen seither regelmäßig Kriminalromane der "Fran Varaday"-Reihe.
Endlich nimmt sich "Lübbe Audio" dieser fantastischen britischen Autorin an und beginnt mit dem ersten Fall von Mitchell und Markby, der in Buchform erstmals 1991 erschien.

Meredith Mitchell, Botschafterin in Ungarn, nimmt Urlaub, um bei der Hochzeit ihres Patenkindes dabei sein zu können. Lange hat sie Sarah und deren Mutter Eve - eine berühmte Schauspielerin - nicht mehr gesehen. Die Freundschaft besteht zwar immer noch, doch seit Eve den einzigen Mann geheiratet hatte, den Meredith je geliebt hatte, hält sie Abstand.
Nach drei Ehen und diversen Affären sieht man Eve ihr Alter kaum an. Und ihre neunzehnjährige Tochter Sarah ist so bildschön wie die Mutter. Nur der Bräutigam ist in Merediths Augen die falsche Wahl. Am liebsten möchte sie dem arroganten, von sich übermäßig überzeugten Egomanen permanent eine runterhauen.
Auch der Filmproduzent, der ständig um Eve herumscharwenzelt und sie wieder nach Amerika locken will, geht Meredith gehörig auf die Nerven.
Am schlimmsten aber ist die unterschwellige Bedrohung, die sie spürt. Sie findet ein Ochsenherz vor dem Eisentor des Hauses, eine zerschlitzte Puppe, die mit Blut getränkt scheint und ahnt, dass nicht alles Sonnenschein ist im Leben der Reichen und Schönen.
Trotzdem stolpert Meredith völlig unerwartet über einen Toten. Der Mann, der auf scheußliche Art und Weise vergiftet wurde, hatte augenscheinlich nichts mit der Familie Eves oder mit irgendeinem Besucher der Hochzeit zu tun. Doch die neugierige Meredith findet heraus, dass ausgerechnet die Braut mehr zu wissen scheint, als sie zugibt.
Meredith fühlt sich verpflichtet ihrem Patenkind zu helfen und den Mörder zu entlarven. Dabei stört sie die Kreise des ermittelnden Chefinspektors Alan Markby, der ausgerechnet auch noch als Brautführer Sarahs auserkoren wurde.

Betulich, fast langatmig ist der erste Roman von Ann Granger, der die Charaktere ihrer Reihe einführt. Die Botschafterin Meredith Mitchell und der Kriminalkommissar Alan Markby werden bis ins kleinste Detail vorgestellt. Auch die Landschaft, alle anderen Protagonisten des Krimis und die Mordermittlung erhalten in der Druckfassung des Romans sehr viel Raum.
Ganz anders das Hörbuch. Auf nur vier CDs wird die Geschichte stark gekürzt von Eva Michaelis vorgetragen. Die Wahl der Sprecherin erweist sich als Glücksfall. Ihr nimmt man die meist aus der Sicht von Meredith erzählte Geschichte von Anfang an ab. Auch der typisch britische Flair der Geschichte, das Betuliche, Ruhige, kommt perfekt rüber. Die Kürzungen machen aus der Geschichte zwar keine hoch spannende Sache, doch forcieren sie die Ermittlung spürbar. Im vorliegenden Fall ist dies durchweg positiv. Ohne die Charaktere zu schwächen oder die Handlung unverständlich zu machen, straffen sie die Erzählung genau im richtigen Maß.
Zwar hat man gelegentlich den Eindruck, dass Textpassagen nicht perfekt zusammenpassen und die Auslassungen einige Erläuterungen zur Sachlage betreffen, doch die stringente Handlung und der kurzweilige Plot machen dies mehr als wett. Langeweile kommt nicht auf, Betulichkeit hat keinen Platz. So sollte eine Hörbuchversion eines Romans aussehen.

Es bleibt zu hoffen, dass sämtliche Fälle von "Mitchell & Markby" in dieser Form erscheinen werden. Nicht wenige Hörer werden jedenfalls zu treuen Fans der Autorin werden.
Zwar ist das Layout der CD-Hülle perfekt - das Titelbild des Buches ist einfach nur schön und sehr passend gewählt -, leider aber befinden sich die vier CDs in einem recht labilen, schnell zusammengedrückten Pappkarton. So sieht die Hülle weder im Regal gut aus noch schützt sie nachhaltig vor Beschädigungen des kostbaren und empfindlichen Inhalts.