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Ein Film, dessen Cover eine verbundene Hand mit zwei fehlenden Fingern zeigt, wirkt zunächst abstoßend. Ein Horrorstreifen à la "Saw", bei dem wieder mal gemetzelt wird, bis das (Kunst-)Blut gefriert? Mitnichten. Wer "Five Fingers" dem Cover nach ungesehen in die Splatterschublade steckt, legt nicht nur den Sonntagsanzug zur Arbeitskleidung, sondern verpasst auch einen exzellenten Thriller.
Der Holländer Martijn (Ryan Philippe) reist mit dem landeskundigen Führer Gavin nach Marokko, um dort mit einer Million Dollar ein Ernährungsprogramm für Kinder auf die Beine zu stellen, das ihm wegen seiner marokkanischen Freundin sehr am Herzen liegt. Doch dort angekommen erwartet sie bereits im Bus das Ende ihres Vorhabens: Sie werden gekidnappt und verschleppt. Gavin wird sofort erschossen, Martijn jedoch wird am Leben gelassen. Der Anführer der Geiselnehmer, Ahmat (Laurence Fishburne), glaubt, dass Martijn etwas zu verbergen hat. Woher hat der junge Mann so viel Geld? Was hat es mit dem angeblichen Ernährungsprogramm auf sich? Und mit wem arbeitet Martijn zusammen? Um all dies herauszufinden, verhört Ahmat ihn - und je länger Martijn schweigt, desto mehr Finger verliert erÂ…
Wie bereits angedeutet, handelt es sich bei "Five Fingers" nicht um einen Horrorfilm, sondern um einen waschechten Thriller mit politischem Hintergrund. Diesen inszeniert Regisseur Laurence Malkin als psychologisches Kammerspiel, das bis auf den Anfang und kleinere Rückblenden ausschließlich in einer alten Lagerhalle spielt. Bei so wenig Drumherum muss sich Malkin vollkommen auf Drehbuch und Schauspieler verlassen können. Und das kann er ganz gewiss. Während Fishburne und Ex-Weichspüler Philippe zu beeindruckenden Leistungen auflaufen und Schauspielkunst in ihrer reinsten Form zelebrieren, überzeugt das Drehbuch durch clevere Gesprächssequenzen und überraschende Wendungen. Bemerkenswerterweise verzichtet Malkin auch größtenteils auf Gewaltdarstellungen - und baut ganz auf gewetzte Dialoge, die schärfer und tiefer schneiden als jedes Messer. Wer sich auf die Szenerie einlässt, wird etwas erleben, was in unserer Zeit immer seltener zu sehen ist: Malkin gelingt ein Film, der Spannung nur durch Worte aufbaut und Haudrauf-Action gänzlich verweigert. "Five Fingers" ist altmodisch und kompromisslos, unangepasst und hochbrisant - ein Thriller, der beweist, dass man keinen Bombast und keine Spezialeffekte für einen guten Film braucht, wenn man nur eine spannende Geschichte überzeugend erzählen kann.
Der Minimalismus, der den Film so sehenswert und spannend macht, ist leider auch bei den DVD-Extras zu erkennen: Außer einigen Trailern und uninspiriert aufgemachten Interviews mit Cast und Crew bietet die DVD von Ascot Elite Home Entertainment leider nichts, was den geneigten Kunden auch nach dem Film noch an den Bildschirm fesseln könnte. Schade, hier hätten einige informative Featurettes zum Dreh und den im Film dargestellten Örtlichkeiten sicher nicht geschadet.