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Roald Amundsen ist als der Mensch in die Geschichte eingegangen, der als erster den Südpol erreichte. Doch wer war er genau? Viel ist über sein Leben nicht bekannt. Nun liegt hier eine Biographie Amundsens vor, die zwar schon 1995 in Norwegen verlegt wurde, jedoch erst Ende 2007 in Deutschland erschienen ist.
Der Autor hat das Leben Amundsens in sechs Abschnitte eingeteilt. Im ersten, "Der Traum von der Nordwestpassage", schildert er die Kindheit und Jugend Amundsens, bis hin zu seinen ersten Schritten als Polarforscher. Schon früh nimmt Amundsen an seiner ersten Polarexpedition teil. Mit Dr. Cook, der sein Lehrmeister werden sollte, fährt Amundsen zum Nordpol. Dort erfährt er auch, wie gefährlich ein Pol sein kann, eine Tatsache, die er nie wieder vergessen sollte.
Der zweite Teil handelt von dem "Spiel um den Südpol". Amundsen wollte zwar eigentlich zum Nordpol - aber Captain Peary war schneller. Doch wer Geschichte schreiben will, der muss etwas Neues entdecken - und so plant Amundsen kurzerhand seine Expedition um und begibt sich in den Süden. Seine Südpolexpedition ist wie einen Coup dÂ’Etat inszeniert - und Amundsen führt die ganze Welt hinters Licht. Er gewinnt zwar das Wettrennen gegen Scott, der seine Fahrt viel früher ankündigte, doch sollte sein Verdienst immer vom Tod des englischen Polarforscher getrübt bleiben. Aber Teil Zwei endet mit der triumphalen Heimkehr des Entdeckers.
Erst in Teil Drei, "Gefangen in der Nordostpassage", erfährt Amundsen von Scotts Tod. Es sollte noch mehr schlechte Nachrichten geben. Während Amundsen selbst durch die Welt reist und Vorträge hält, scheitert seine Mannschaft an einer erneuten Polmission. Schließlich fasst Amundsen Pläne zu einer Überquerung des Nordpols in der Luft, doch dann bricht der erste Weltkrieg aus. Es werden ruhige Jahre für ihn.
Als der Krieg zu Ende ist und Amundsen erneut Kurs auf den Nordpol nimmt, bleibt er im Packeis stecken.
Der vierte Teil, "Die Jagd nach dem Nordpol", beschreibt dann die Vorbereitungen von Amundsens Überfliegung des Nordpols - ein Unternehmen, das nicht nur gefährlich war, schließlich gab es Flugzeuge noch nicht sehr lange, sondern auch sehr kostspielig. An der Finanzierung drohte das ehrgeizige Projekt so manches Mal zu scheitern. 1925 scheiterte die Mission kurz vor dem Ziel, am 88. Breitengrad.
1926 gelang es Amundsen dann doch, sein Projekt erfolgreich durchzuführen, wie in Teil Fünf, "Der verlorene Kontinent", berichtet wird. Am Erfolg beteiligt war Umberto Nobile, der den Zeppelin, den Amundsen benutzte, gebaut hatte. Er sollte auch später der Grund von Amundsens Tod werden, denn 1928 ging Nobile in der Arktis verloren. Amundsen brach auf, um ihn zu retten, doch er kam nie wieder. Weder er noch sein Flugzeug wurden je gefunden, während Nobile später von einem russischen Schiff geborgen wurde. Amundsen jedoch hatte, wie sein Vorbild Sir John Franklin, den Tod gefunden.
Tor Bomann-Larsen hat eine gute Biographie geschrieben. Auf 700 Seiten wird man so vollständig in Amundsens Leben eingeweiht, wie es eine Biographie nur tun kann. Dabei ist sie jedoch leicht verständlich und interessant geschrieben, sodass nie ein Gefühl von Langeweile aufkommt. Obwohl bei einem solch ausführlichen Werk oft die Gefahr besteht, dass zu trocken erzählt wird, hat Bomann-Larsen diese Klippe erfolgreich umschifft. Er hat gut recherchiert und das merkt man dem Buch auch an.
Amundsen ist eine Persönlichkeit, die fasziniert. Schon früh kam in ihm der Gedanke auf, Polarforscher zu werden - ein Plan, den er zielstrebig verfolgte. An manchen Stellen in seinem Leben mag er zwar nicht besonders sympathisch erscheinen, aber er war jemand, der seinen Träumen gefolgt ist.
Wer sich für Amundsen interessiert oder auch nur für die Geschichte der Pole, die beide mit ihm verbunden sind, dem wird dieses Buch viele Erkenntnisse liefern.